Der Seidenschwanz zählt in der Region zu den Highlights unter den gefiederten Wintergästen. Schließlich kommen Vogelfreunde zwischen Itz und Röden nicht alle Jahre in den Genuss, den relativ wenig scheuen Vogel zu beobachten. Erst bei großen Kälteeinbrüchen im Osten und Norden weicht er nach Süden aus. Seine Bruthabitate dagegen liegen in Nordskandinavien, in der Taiga und in der Tundra.

Aufgrund der milden Winter der letzten Jahre blieb er eine ganze Zeit aus. Größere Invasionen gab es zum Beispiel in der kalten Jahreszeit 2004/2005 und 2008/2009. Auch im Winter 2012/2013 durchzogen kleinere Gruppen Oberfranken. Momentan durchstreift er zur Freude von Vogelliebhabern wieder das Coburger Land auf der Suche nach Beeren.

Dank seiner relativ großen Leber ist er in der Lage, auch angegorene Früchte wie zum Beispiel die des leuchtend roten Wasserschneeballs zu verdauen. Gerne nascht er kleine Hagebutten von Wildrosen, Ligusterbeeren, Ebereschen, Wacholderbeeren, Mistel und auch kleine Früchte des Zierapfels, wie man sie häufig in den Gärten findet. Je mehr beerentragende Sträucher in der freien Landschaft oder an Ortsrändern vorhanden sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit durchziehende Trupps beobachten zu können.

Überfliegende Gruppen lassen sich leicht am hohen, gläsernen „Sirr sirr“ orten. Der Seidenschwanz hat die Größe eines Kernbeißers und kann aus der Ferne bei trübem Wetter dank seines rostgraubraunen Gefieders sogar mit ihm verwechselt werden.

Typische Kennzeichen sind aber die Federhaube, die er oft aufrichtet, wenn er mit Nachbarn streitet oder auf sich aufmerksam machen will. Markant ist zudem der schwarze Kehllatz. Das Schwanzende weist eine leuchtende dottergelbe Binde auf. Die Enden einiger Armschwingen sind rot bis rotorange gefärbt. Die Handschwingen sind orangegelb eingefasst.

Im Mittelalter verband man mit dem Erscheinen des hübschen Wintergastes aber nicht immer positive Aspekte. In den Niederlanden wurde er Pestvogel und in der Schweiz Sterbevögeli genannt. Der englische Name „Bohemian Waxwing“ greift die tropfenförmigen Sprenkelungen einiger Armfedern auf und nimmt zudem mit der Bezeichnung „Bohemian“ Bezug auf das vermeintlich oft vagabundierende, bunte Leben der Böhmerwälder. T.N.