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Zweifel an der Schulreife: Kind einschulen oder zurückstellen?

Grundsätzlich beginnt für Kinder im Alter von sechs Jahren der Schulalltag. Doch nicht alle schulpflichtigen Jungen und Mädchen sind den Anforderungen der Schule bereits gewachsen. Wenn es Zweifel daran gibt, ob ein sechsjähriges Kind schon für den Schulunterricht geeignet ist, steht eine Zurückstellung im Raum. Es kommen verschiedene Gründe in Betracht. Ob ein Kind zurückgestellt oder pünktlich in der Schule eingeschrieben wird, entscheiden die Eltern gemeinsam mit der Schulleitung. Erziehungsberechtigte, die die Einschulung verschieben möchten, wägen idealerweise die Vorteile mit den Nachteilen eines zusätzlichen schulfreien Jahres ab.

Entwicklungsverzögerungen: Zurückstellung oder pünktliche Einschulung?

Jene Jungen und Mädchen, die bis zu einem festgelegten Stichtag ihren sechsten Geburtstag gefeiert haben, unterliegen der Schulpflicht. Allerdings gibt es Kinder, die infolge von Entwicklungsverzögerungen die nötige Schulreife noch nicht mitbringen. In diesem Fall können die Eltern einen Antrag einbringen, um ihr an sich schulpflichtiges Kind zurückstellen zu lassen. Es sind jedenfalls eine gute Begründung und eine fachmännische Bescheinigung gefragt. In diesem Prozess spielen Kinderärzte, Erzieher und Schulpsychologen eine Schlüsselrolle. Die Entscheidung über die Zurückstellung obliegt jedoch der zuständigen Schulleitung. Wenn ein Kind über die nötige Reife für einen Schuleintritt noch nicht verfügt, können die Eltern entsprechende Schreiben eines Erziehers oder Kinderarztes einholen. Unabhängig davon müssen sie den Vorstellungstermin in der Grundschule wahrnehmen und mit dem Kind zur Einschulungsuntersuchung erscheinen. Bei diesem Test prüft ein Arzt, ob die schulpflichtigen Jungen und Mädchen die Schulfähigkeit besitzen.

Eine mangelnde Schulreife und Gründe für eine Zurückstellung können sein:

  • unzureichende fein- und grobmotorische Fähigkeiten
  • Verzögerungen in der geistigen und sprachlichen Entwicklung
  • noch nicht ausreichend entwickeltes Sozialverhalten
  • mangelnde Konzentrationsfähigkeit und leichte Ablenkbarkeit

Ob ein Kind pünktlich mit der Schullaufbahn beginnt oder zurückgestellt wird, ist letztlich immer eine Einzelfallentscheidung. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, bereits vorzeitig mit den Betreuungspersonen im Kindergarten über die Schulfähigkeit des Kindes zu sprechen.

Vorteile – was für eine Zurückstellung des Kindes spricht

Wer sein Kind zurückstellen lässt, gewinnt ein Jahr Zeit, um es entsprechend zu fördern und auf den Schuleintritt vorzubereiten. Ein zusätzliches Kindergartenjahr kann sich positiv auf die Reife des Kindes auswirken. Junge Buben und Mädchen machen nämlich insbesondere im Vorschulalter große Entwicklungssprünge und können daher in dieser Zeitspanne ihr Selbstbewusstsein steigern. Die gewohnte Umgebung im Kindergarten gibt ihnen Sicherheit und hilft ihnen dabei, die sozialen Kontakte beim gemeinsamen Spiel mit anderen Kindern zu verbessern. Introvertierte Kindergartenkinder können in diesem zusätzlichen Jahr lernen, ihre Schüchternheit abzulegen und offener auf andere zuzugehen. In diesem Zeitraum verringert sich unter Umständen der noch stark ausgeprägte Spieldrang.

Sobald die Eltern die Schwachstellen ihres Kindergartenkindes kennen, können sie gezielt handeln und sich professionellen Rat holen. So arbeiten beispielsweise ausgebildete Ergotherapeuten mit dem Kind gezielt daran, die feinmotorischen Fähigkeiten zu verbessern, die Konzentrationsfähigkeit zu steigern und die Ausdauer zu erhöhen. Ein Kinderpsychologe kann dabei unterstützen, Ängste abzubauen und das Selbstbewusstsein zu fördern. Wenn die Motorik Probleme bereitet und sich das Kind nicht gerne bewegt, können Eltern einen Physiotherapeuten beiziehen.

Kurzum: In einem zusätzlichen Kindergartenjahr, das von gezielten Fördermaßnahmen begleitet wird, kann das Kind seine Schwachstellen ausgleichen und die nötige Reife entwickeln, um einen guten Start in das Schulleben zu haben.

Nachteile – das spricht gegen eine Zurückstellung des Kindes

Es gibt Entwicklungspsychologen, die für eine möglichst frühe Förderung der Kinder plädieren und daher eine pünktliche Einschulung vorziehen. Eventuell können Grundschüler, die mit einem Jahr Verspätung eingeschult werden, ihre Schwachstellen in einem zusätzlichen Kindergartenjahr nicht ausgleichen. Es gibt keine Garantie dafür, dass sie bei einem späteren Schuleintritt bessere Leistungen erbringen werden. Kinder, die zurückgestellt werden, verlieren ein Jahr und schließen ihre Ausbildung dementsprechend später ab.

Ein weiterer Grund, der gegen eine Zurückstellung spricht, ist eine mögliche geistige Unterforderung im Kindergarten. Außerdem kann es für das Kind demotivierend sein, noch länger mit jüngeren Kindergartenkindern zu spielen, während die gleichaltrigen Freunde bereits in die Schule gehen. Kinder, die aufgrund der Zurückstellung noch ein Jahr auf ihre Einschulung warten müssen, werden aus ihrer Freundesgruppe gerissen.