Ein grantiger alter Murrkopf sitzt da im Wasser, schafft sich mit dickem Hintern Platz, das kantige Haupt von dunklem Rauch verfinstert.

Nein, der Stromboli, Europas einziger ständig aktiver Vulkan, gibt sich keine Mühe, einen sympathischen Eindruck zu machen, an seinem Fuß duldet er ein paar blankweiß gekalkte Häuschen, ein paar Gärten voller Pfirsiche und tiefroter Paradeiser. Ins Hotel wird man mit der dreirädrigen Ape gebracht. Vor dem Fenster: schwarz glitzernder Strand, wer barfuß über die vulkanischen Krümel marschiert, kriegt die Pediküre gratis. Dann liegt man da, lauscht dem Meeresrauschen und dem rumpelnden Feuermagen des Stromboli und fühlt sich am Ende der Welt angekommen.

Abseitig war der Archipel lange Zeit: sieben Vulkaninseln, nördlich von Sizilien ins Meer gespuckt, bei Sturm war tage- und wochenlang Schluss mit dem Schiffsverkehr. Heute flitzen die Fähren der Tarnav zumindest im Sommer ganz schön pünktlich zwischen Alicudi und Filicudi, Salina, Panarea, Vulcano, Lipari, und Stromboli hin und her und bringen mit zügigen Anlegemanövern die glänzenden Jachten der richtig reichen Leute zum Schaukeln. Die waren es bisher gewohnt, auf den Äolischen Inseln ungestört Urlaub zu machen. Langsam aber spricht sich ihre Schönheit herum, mehr und mehr Urlauber reisen per Nachtfähre aus Neapel an oder mit dem schnellen Tragflügelboot aus dem nordsizilianischen Milazzo, um die erstaunliche Charaktervielfalt der verschwisterten Inseln zu erleben: Die größte, Lipari, verfügt über eine gleichnamige Metropole mit immerhin 5000 Einwohnern, einem gut sortierten archäologischen Museum, zahllosen Lädchen und Bars. Salina ist das rustikale Gegenstück voller Kapern- und Weingärten, Panarea hat sich als Luxusresort etabliert. Vulcano zeichnet sich durch antiken Göttermythos und intensiven Schwefelduft aus, Filicudi betört durch stille Lieblichkeit, Alicudi gefällt sich in der Rolle der spröden Schönen. Und der Stromboli ist das schwarze, heiße Herz des Archipels.

Lavablüten und Medusen

Was man hier macht? Schwimmen und schlemmen und schlafen. Oder wandern. Bis zum Kraterrand des Vulcano braucht man eine Stunde, wenn man sich vom Geschwefel des alten Stinkers nicht abschrecken lässt. Auf den Stromboli geht es etwas länger, zu Sonnenuntergang gibt es geführte Touren, da sieht man aus der Nähe, wie der Vulkan Lavablüten in den Nachthimmel malt.

Vom Schiff aus sieht man sie auch, und dazu alle Sterne und leuchtende Medusen im nächtlichen Meer. Schon wirkt der Stromboli gar nicht mehr so ungnädig; man muss ihm wohl nur etwas Zeit lassen. Und davon einmal abgesehen: Die Pediküre war die beste meines Lebens.