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Ruder-Legende gestorben

Nachruf: Kraft Schepke und die Geburtsstunde des Deutschland-Achters

Kraft Schepke (Mitte) war Teil des Deutschland-Achters, der 1960 in Rom sensationell olympisches Ruder-Gold holte. Direkt vor ihm sitzt Bruder Frank.

Kraft Schepke (Mitte) war Teil des Deutschland-Achters, der 1960 in Rom sensationell olympisches Ruder-Gold holte. Direkt vor ihm sitzt Bruder Frank.

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Laboe. Der 3. September 1960 ging in die Geschichtsbücher ein: Der Deutschland-Achter holte bei den Olympischen Spielen in Rom sensationell Gold. 40 Jahre lang dominierten die USA, siegten achtmal in Folge. Dann kam der „Ratze-Kieler“ – ein Boot bestehend aus Ruderern des Ratzeburger RC und der ATV Ditmarsia Kiel. Mit dabei neben seinem Bruder Frank: Kraft Schepke. Sie setzten der Goldmedaille sogar noch die Krone auf: Erstmals kam ein Boot auf der olympischen 2000-Meter-Distanz in unter sechs Minuten ins Ziel (5:57:18).

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Deutschland-Achter in aller Munde – Riesen-Party in Kiel

Ein – wie man es heute bezeichnen würde – Medien-Hype brach aus, Ehrung mit dem silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten inklusive. Zwölf Tage nach dem Triumph auf dem Albaner See gab es tosenden Jubel am Kieler Rathausbalkon, als die Ruder-Helden in der Heimat empfangen wurden. Die Stadt soll gebebt haben.

Das Rudern hatte Schepke in der DNA. Sein Großvater gründete einst den Königsberger Ruderklub (heute: Kaliningrad), wo Schepke geboren wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg endete die Flucht der Familie aus Ostpreußen in Flintbek. Über seinen Lehrer Karl Wiebke an der Kieler Max-Planck-Schule kamen Kraft Schepke und sein jüngerer Bruder Frank (starb 2017) zum Rudersport. Beide wurden 1958 im Vierer ohne Steuermann erstmals Europameister, bevor es ein Jahr später in die Königsdisziplin ging. Es sollte die Geburtsstunde des Deutschland-Achters sein. Beide Schepke-Brüder ackerten im „Maschinenraum“, in der Mitte des Bootes, wo die größten, schwersten und leistungsstärksten Athleten sitzen.

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Kraft Schepke im Jahr 2020 mit seiner olympischen Goldmedaille. Damals jährte sich der Triumph zum 60. Mal.

Kraft Schepke im Jahr 2020 mit seiner olympischen Goldmedaille. Damals jährte sich der Triumph zum 60. Mal.

Ruderer Kraft Schepke bleibt dem Sport auch im Beruf verbunden

Der Erfolg in Rom prägte Kraft Schepke. Auch wenn er insgesamt sechs deutsche Meistertitel und drei EM-Erfolge einfuhr – der Olympiasieg war ein Erfolg auf einer anderen Ebene. 2014 sagte er: „Olympiasieger bleibt man ein Leben lang. (...) Das Wissen, als Ruderer zu den Besten der Welt gehört zu haben, hat mir später im Beruf eine gewisse Befriedigung gegeben.“

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Auch nach dem Ende der aktiven Ruderkarriere 1962 blieb Schepke dem Sport verbunden. Er arbeitete unter anderem als Geschäftsführer beim Landessportbund Niedersachsen in Hannover und nach der Wiedervereinigung beim Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern. Auch im Ruhestand engagierte er sich im Vorstand der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Seinen Alterssitz bezog Kraft Schepke in Laboe – gemeinsam mit Ehefrau Jutta (drei Kinder), die bis zuletzt an seiner Seite war. Am 12. November 2023 verstarb Kraft Schepke im Alter von 89 Jahren.

KN

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