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Für bürgerfreundlichen Autoverkehr

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Vor Jahren beschlossen, aber nach Ansicht der UBV nicht mehr zeitgemäß: Auf der Fahrbahn haltende Busse am Hauptplatz sollen den genervten Autofahrer zum Umfahren der Altstadt zwingen.
Vor Jahren beschlossen, aber nach Ansicht der UBV nicht mehr zeitgemäß: Auf der Fahrbahn haltende Busse am Hauptplatz sollen den genervten Autofahrer zum Umfahren der Altstadt zwingen. © Greiner

Landsberg – Unter dem Titel „Landsberg steht im Stau“ hat die UBV einen „Fünf-Maßnahmen-Plan zum Erhalt der Lebensqualität“ vorgelegt. Dabei geht die Gruppierung davon aus, dass Landsberg „in fünf bis zehn Jahren auf 35.000 Einwohner wächst“ und die Landsberger auch künftig 62 Prozent ihrer Wege mit dem Auto zurücklegen werden: „Diese Zahl wird nicht gravierend abnehmen“. Die Entlastungsmöglichkeiten – A96, B17 neu, Ost-Tangente – seien „ausgeschöpft“. Daher müssten in Landsberg Maßnahmen verwirklicht werden, die zu einem „bürgerfreundlicheren Autoverkehr“ führen.

Als erste Maßnahme schlägt die UBV vor, Haltebuchten für Busse zu schaffen. Ihr Fehlen, zum Beispiel am Hauptplatz und der neuen Mittelschule, verursachten lange Staus. Die absichtliche Erzeugung von Staus habe heutzutage als Mittel der Verkehrsplanung ausgedient. Daher sei es falsch gewesen, am Hauptplatz und am Hindenburgring die Haltebuchten für die Busse wegzunehmen. Sie seien vielmehr zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen. In den Neubaugebieten, wie zum Beispiel Schongauer Straße, seien wieder Bushaltestellen mit Haltebuchten zu planen.

Vorschlag 2: Mehr Kreisverkehre! Der Verkehr könne durch mehr Kreisverkehre zügiger fließen. Mehr Fahrzeuge können den Verkehrsknotenpunkt pro Zeiteinheit passieren. Da der Verkehr nicht gestoppt werden müsse, sei die Durchlassge­schwindigkeit höher. Sei der Kreisverkehr richtig dimensioniert, lasse sich auch ein hohes Verkehrsaufkommen bei minimaler Stauentwicklung stemmen. Die Umwelt- und Lärmbelastung sinke, weil unnötiges Warten und Anfahren entfällt. Statistisch gesehen zeichnen sich Kreisverkehre durch eine höhere Verkehrssicherheit aus. Sie seien in der Regel übersichtlich und die gefahrenen Geschwindigkeiten seien niedriger. „Wir beantragen daher, am Postberg, an der Sandauer Brücke und an der Augsburger Straße (Carl-Friedrich-Benz-Straße/A96-Auffahrt und Danziger Platz) den Verkehrsfluss mittels Kreisverkehren zu optimieren. Je nach Gegebenheiten können dies auch Minikreisverkehre oder kleine Kreisverkehre mit überfahrbaren Mittelpunkten sein. Künftig soll jedes Jahr mindestens ein Kreisverkehr in den Haushalt eingeplant werden.“

Vorschlag 3: Der innerörtliche Parksuchverkehr sei mit modernen digitalen Lösungen zu reduzieren und zu steuern. Durch den Einbau von Parkplatzsensoren könnten den Autofahrern in Echtzeit freie Parkplätze angezeigt werden. In Kombination mit digitalen Reservierungs- und Bezahlmöglichkeiten lasse sich der Verkehr smart gestalten.

Vorschlag 4: An der Augsburger Straße, bei Aldi, solle eine zusätzliche Bahn-Haltestelle eingerichtet werden. Die Bewohner der Schwaighofsiedlung hätten dann eine wesentlich bessere öffentliche Anbindung. Gleichzeitig könne der topographische Höhenunterschied vom Hauptplatz und der Innenstadt zur Augsburger Straße durch die Bahn ohne Anstrengung überwunden werden.

Langfristig sei – Vorschlag 5 – „eine Entlastungsstraße für den Hauptplatz unumgänglich“. Die Stadt habe sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert, auch was die Schwerpunkte des Wachstums angehe. Es sei daher dringend notwendig, einen neuen ersten Schritt zu tun. Die entsprechende Planung solle in Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim erfolgen. Die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans biete hier die beste Gelegenheit. Es handele sich um ein großes Verkehrsprojekt, bei dem langer Atem nötig sei. Auch das Starnberger Tunnelprojekt habe 20 gebraucht, bis es verwirklicht wurde.

Werner Lauff

+++ Kommentar +++

UBV präsentiert Ideen von gestern

Wer den Maßnahmenplan der UBV näher analysiert, stößt auf viele Ungereimtheiten. Es beginnt bei der Behauptung, Landsberg werde „in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf 35.000 Einwohner wachsen“. Gegenüber der Öffentlichkeit suggeriert die Wählergruppe damit eine bedrohliche Entwicklung. Im Stadtrat hat sie aber mitgestimmt, als das Gremium die „Planwerk-Prognose“ bekräftigte und das „Ein-Prozent-Wachstum“ beschloss; dabei wird eine Steigerung auf etwa 32.500 Bewohner in zehn Jahren anvisiert.

Ebenfalls gleich am Anfang unterstellt die UBV, in Landsberg werde die Zahl der Autobewegungen in Zukunft „nicht gravierend abnehmen“. Damit prognostiziert sie, dass der Verkehrsentwicklungsplan, den der Stadtrat demnächst verabschieden wird, weitgehend wirkungslos bleibt. Die verbesserten Busrouten und möglichen Bus-Nulltarife, den Ausbau der Radwege, den Schrägaufzug von der Altstadt zum Jesuitenviertel und die Stärkung der Nahversorgung können wir uns dann ja sparen.

Die UBV sagt faktisch: Selbst wenn‘s preiswerter und schneller geht, nimmt der Landsberger auch in Zukunft für Kurzstrecken den PKW. Das ist ur-konservativ und lässt die Ausübung politischer Verantwortung für die nächsten Generationen und die Umwelt vermissen. Mal abgesehen davon, dass die große Auto­freiheit ohnehin an Dieselfahrverboten und Feinstaubbelastungen scheitern wird.

Unverständlich ist auch, dass das Verkehrskonzept der UBV auf die These setzt, je schneller der Verkehr fließe, desto weniger belaste er die Bürger. Das ist mindestens in Wohngebieten falsch: Je schneller der Verkehr fließt, umso gefährlicher und unerträglicher wird dort das Wohnen. Die Lösung muss darin liegen, dass in Quartieren wie an der Ahornallee überhaupt kein Durchgangsverkehr mehr nötig ist. Die SPD-Stadtratsfraktion ist da mit der Idee einer Spange im Westen wohl eher auf dem richtigen Weg.

Auch in anderen Punkten ist das Konzept nicht weit genug gedacht: Ja, am Hauptplatz ent­steht viel Wartezeit durch Busse, insbesondere Schulbusse. Aber dort gehören Schulbusse eigentlich auch gar nicht hin. Ihre Verlagerung etwa zum Bahnhof stieß auf Widerstand von Stadträten aus den Fraktionen, die sich um die kleinen Umsätze des Einzelhandels sorgten. Dazu gehört die UBV.

Ansonsten besteht das Konzept aus Selbstläufern. Kreisverkehre, Parksensoren, ein Bahnhalt – das klingt gut und ist konsensfähig. Auch den Traum von der „großen Stadtumgehung“ können wir gerne weiterträumen, wenn wir die Überbauung der Krachenbergschlucht ausschließen.

Generell aber sei daran erinnert: Ein „Maßnahmen-Plan zum Erhalt der Lebensqualität“, der keinen Vorschlag zur Reduzierung unnötigen Autoverkehrs macht, enthält im Grunde nur Ideen von gestern.

Werner Lauff

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