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SV Mörsen-Scharrendorf bietet Sport für Menschen mit geistiger Behinderung an

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Wurfübung: Die Gruppe trainiert ihre Koordination.
Wurfübung: Die Gruppe trainiert ihre Koordination. © Könemann

Der Reha-Sport „Aktiv wie andere“ des TSV Mörsen-Scharrendorf ist kein normaler Reha-Kurs. Es ist konzipiert für Menschen mit geistiger Behinderung - ein seltenes Angebot.

Twistringen – Rehabilitations-Sport, kurz Reha-Sport, kann Menschen helfen, ihre Gesundheit zu stärken. Zum Beispiel bei Krankheiten. Da gibt es etliche Angebote im Landkreis Diepholz. Zumindest, was herkömmliche Kurse angeht. Fachübungsleiter Gerhard Braun bietet beim Sportverein Mörsen-Scharrendorf Reha-Sport für Menschen mit geistiger Behinderung an – solche Angebote sind in der Region selten. „Zu selten“, findet Gerhard Braun.

Bewegung kann den Alterungsprozess beispielsweise bei Demenz verlangsamen

Aus Boxen in der Allzweckhalle des SV Mörsen-Scharrendorf tönt Gute-Laune-Musik. Gerhard Braun und seine Helferin Silke Rathkamp bauen mit Klötzchen, Bällen und Matten Kegel-Stationen auf. „Achtung, fertig, los!“, ruft Braun, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Reha-Sportkurses fangen an, die Klötzchen umzuwerfen. Eine Übung für die Koordination.

Jede Woche sporteln Gerhard Braun und Silke Rathkamp mit bis zu 15 Teilnehmern in der Allzweckhalle, immer montags ab 16.30 Uhr. Ihr Motto lautet: „Aktiv wie andere“. Insgesamt geht es laut Gerhard Braun darum, Muskulatur, Haltung, Konzentration und das Selbstwertgefühl zu stärken. Egal ob mit Wurfübungen, Gymnastik oder mithilfe eines großen Schwungtuches: „Bewegung tut immer gut“, ist der Übungsleiter überzeugt.

Die Teilnehmer haben ihm zufolge häufig gleich mehrere geistige Behinderungen, hinzu komme das Alter. Laut Braun lässt sich oft beobachten, dass der Alterungsprozess bei geistig Behinderten schneller voranschreitet. Ein Thema sei zum Beispiel Demenz. „Wenn man dann gar nichts macht, wird es immer schlimmer.“

Nach der Kegel-Übung folgt eine Trinkpause, dann geht es weiter mit einem Wurfspiel. Die Frauen und Männer werfen Bälle in verschiedene Kästen. Auch hier kommt es wieder auf Zielgenauigkeit an, außerdem geht es um Spaß und Geselligkeit. Der medizinische Aspekt kommt aber nicht zu kurz: Alle Teilnehmer haben eine Verordnung vom Hausarzt, und ein Sportarzt steht für die Gruppe als Ansprechpartner zur Verfügung.

Gerhard Braun wünscht sich, dass mehr Vereine inklusive Sportangebote einführen

2008 hat Gerhard Braun seinen Übungsleiterschein beim Behindertensportverband Niedersachsen gemacht. Der Sportverein war auf ihn zugekommen und hatte ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, eine Sportgruppe zu leiten. Braun hatte eigentlich schon immer mit Behinderten zu tun. Er selbst hat eine Schwester mit Behinderung und engagiert sich im Freundeskreis Behindertengruppe Twistringen.

Der Kurs „Aktiv für andere“ richtet sich speziell an Menschen mit geistiger Behinderung. Laut Gerhard Braun gibt es in der Umgebung auch noch ein paar inklusive Sportgruppen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport machen. So gebe es in Sulingen zum Beispiel inklusive Judo- und Handball-Gruppen, oder in Weyhe das Angebot „Drums alive“ – dabei trommeln die Teilnehmer mit Stöcken auf Gymnastikbällen.

Der Twistringer wünscht sich, dass sich mehr Vereine für inklusive Sportangebote öffnen. Und dass es mehr ausgebildete Fachübungsleiterinnen und -leiter gibt. Auf seiner Wunschliste für 2024 stehen außerdem: mehr Impulse durch den Fachausschuss Reha- und Behindertensport des Kreissportbundes, eine bessere Vernetzung und ein regelmäßigerer Austausch.

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