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Dötlinger entwickelt „BlickWehr“ gegen Gaffer

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Die einzelnen zwei Meter hohen und 2,5 Meter breiten Elemente lassen sich flexibel aneinanderreihen. Durch die vielen Lkw-Planen, die teilweise noch mit Löchern versehen sind, halten die Wände auch starkem Wind stand.
Die einzelnen zwei Meter hohen und 2,5 Meter breiten Elemente lassen sich flexibel aneinanderreihen. Durch die vielen Lkw-Planen, die teilweise noch mit Löchern versehen sind, halten die Wände auch starkem Wind stand. © Mediengruppe Kreiszeitung

Dötlingen - Von Tanja Schneider. Gaffer an Unfallstellen sind durchaus gefährlich. Sie stoppen, um zu schauen, zu fotografieren sowie zu filmen und behindern dadurch nicht selten Rettungskräfte sowie den nachfolgenden Verkehr. Eine Lösung für dieses Problem hat der Dötlinger Bodo Hänsch parat. In Kooperation mit der Förster und Spille Maschinenbau GmbH in Wildeshausen hat der ehemalige Polizist unter dem Namen „BlickWehr“ einen flexiblen Sichtschutz entwickelt, der Unfallstellen vor neugierigen Blicken abschirmen kann.

Hänsch beschäftigt sich bereits seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema „Schaulustige an Einsatzorten“. „Damals war ich noch bei der Polizei Delmenhorst tätig und habe regelmäßig Erfahrungen mit Gaffern gemacht“, berichtet er. Gerade auf Autobahnen hätten sie sich im Laufe der Jahre immer mehr zum Problem entwickelt. „Sie halten ja sogar auf der Gegenfahrbahn an, um Fotos zu machen. Dadurch bringen sie nicht nur den Verkehr ins Stocken, sondern sorgen oft auch für weitere Unfälle“, weiß der 71-Jährige.

Schon Anfang der 1990er-Jahre kam ihm deshalb die Idee für eine Abschirmung, die er damals noch Unfallwand nannte. „Sie sollte schnell aufzubauen sein, damit die Rettungskräfte ungestört arbeiten können“, erinnert sich Hänsch. Realisiert hat er die Pläne nicht, stattdessen verschwanden sie erst einmal in der Schublade.

Mit der Verbreitung der Smartphones und der damit verbundenen Möglichkeit, Fotos mit dem Handy zu schießen, mehrten sich aber die Berichte und Beschwerden über das Ärgernis „Gaffer“. Hänsch, der inzwischen den Polizeidienst quittiert und sich als Immobilienmakler selbstständig gemacht hatte, griff seine Idee wieder auf. Aus den ersten, eher wackeligen und aus Leinen bestehenden Unfallwänden wurde der stabile „BlickWehr“-Sichtschutz mit Alu-Gerüsten und vielen einzelnen Elementen aus Lkw-Planen, die nicht nur feuerhemmend sind, sondern auch starkem Wind standhalten.

Seine Entwürfe und vor allem der Nutzen des „BlickWehrs“ stießen bei Uwe Spille von der Förster und Spille Maschinenbau GmbH auf offene Ohren. Vor knapp drei Jahren machte sich das Unternehmen an die Entwicklung von Spezialfüßen, die Standfestigkeit garantieren, aber auch für Flexibilität sorgen. „Es ist eine Art Klicksystem. So können beliebig viele Wände aneinandergereiht werden“, sagt Hänsch, der das Modell anschließend dem ADAC sowie mehreren Polizeidienststellen vorstellte. „Alle waren begeistert, weil der zwei Meter hohe Sichtschutz überall und schnell einsetzbar ist“, so der Dötlinger.

Dass er bislang nicht an Unglücksorten zu finden ist und Einsatzkräfte stattdessen zu Wolldecken greifen, liegt an den Kosten. „Geld wollte bis dato niemand in die Hand nehmen“, bedauert Hänsch, der für 40 Sichtwände, mit denen 100 Meter abgeschirmt werden könnten, und den benötigten Anhänger Kosten in Höhe von 40000 bis 45000 Euro benannte. „Wenn ich 30 Jahre jünger wäre, würde ich wahrscheinlich eine Firma gründen, den Sichtschutz produzieren lassen und ihn dann vermieten“, sagt der 71-Jährige. Stattdessen sucht er nun weiter nach Interessierten, die das Sicherheits-Projekt unterstützen möchten.

www.blickwehr.de

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