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Als Eule gestartet, als Siamkatze gelandet

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Hossein Razagi verpasst der Form des Pferdekopfs mit der Spachtelmasse den letzten Schliff.
Hossein Razagi verpasst der Form des Pferdekopfs mit der Spachtelmasse den letzten Schliff. © Nostohoff

Wildeshausen/Dötlingen - Von Anja Nosthoff. Mithilfe des Neerstedter Künstlers Hossein Razagi werden jeden Dienstagnachmittag 19 Schüler der Integrierten Gesamtschule Gut Spascher Sand in Wildeshausen zu Nachwuchsbildhauern. Unter ihnen ist auch die Fünftklässlerin Lea. Nach den schwungvoll geformten Rundungen des Kaninchendrahts zu urteilen, hätte aus ihrer edlen Siamkatze auch eine wachsame Eule werden können – doch der lange Schwanz macht ihr Kunstwerk eindeutig zu einem Kätzchen.

Um das Interesse der Jugendlichen zu wecken, wählt Razagi besonders leicht zu verarbeitendes Material: Die Rohform wird aus Kaninchendraht gebildet, der anschließend mit Packpapier umwickelt wird. Anschließend kommt eine Pappmaché-Masse auf die Draht-Papier-Form. „Kleine Formfehler lassen sich damit ganz einfach wegspachteln“, erläutert Razagi einen Vorteil der Arbeitsmethode. „Nichts ist unmöglich“, behauptet der Künstler. „Und wirklich jeder kann das.“

Innerhalb von drei Wochen schaffen es die jungen Künstler, eine Figur fertigzustellen. Dabei arbeiten sie sogar teilweise an zwei Figuren gleichzeitig. Im ersten Schritt ist Formen, Wickeln und Spachteln angesagt. Gespachtelt werden kann allerdings nur einseitig, dann muss die Masse eine Woche trocknen. In der nächsten Woche ist die andere Seite dran. Nach wiederum einer Woche Trocknen kann die Figur dann bemalt werden.

Meist benutzen die Schüler dafür Acrylfarbe. „Das ist am einfachsten und Fehler können übermalt werden“, sagt Razagi. Genauso gut sei es aber möglich, die Pappmaché-Figuren mit Öl- oder Wasserfarben zu bemalen.

Bei den Schülern sind besonders Tierfiguren beliebt. Nicht immer kommt der ursprüngliche Plan jedoch zur Vollendung. „Aus meiner Fledermaus ist am Ende eine eher ungewöhnliche Krähe geworden“, erzählt Maybrit lachend. Zurzeit hat sich das Mädchen, das die AG von Razagi schon seit er sie vor eineinhalb Jahren zum ersten Mal anbot besucht, auf Kaninchen spezialisiert. „Ich habe ja auch Kaninchen als Haustiere“, begründet sie die Wahl.

Laurin und Jasper sind dagegen aufs Pferd gekommen – beziehungsweise auf den Pferdekopf. Daniel hat einen Gorilla in einen Kletter-Sportler verwandelt. „Den hänge ich zu Hause an der Wand auf“, beschließt er. Auch Emma stellt ein Dekostück für ihr Zimmer her: Eine bunte, afrikanisch anmutende Schüssel. „Vielleicht mache ich auch noch eine schlichte, die schenke ich dann meiner Mama. Sie mag es nicht so bunt wie ich“, sagt sie.

Aber auch Fantasiefiguren finden sich unter den Kunstwerken. „Mein Tier heißt Hässlon – abgeleitet von hässlich – und ist eine Mischung aus einem Warzenschwein und einem bunten Drachen“, erklärt Charlotte. Lorena hat eine Figur dem Monster „Slimy“ aus ihrem Computerspiel gewidmet.

„Für den Anfang ist eigentlich ein Herz oder ein Stern am einfachsten“, weiß Razagi. „Aber ich mache keine Vorgaben. Die Kinder können ihrer Fantasie freien Lauf lassen“, sagt der Bildhauer. Denn so entstünden auch seine Arbeiten. Er steht den jungen Künstlern bei ihrer Arbeit mit Tipps und Tricks zur Seite – aber helfen will er nur wenig. Nur auf Nachfrage verpasst er der Form beim Spachteln den letzten Schliff.

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