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Schwindel, Spielchen und Sambresso

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Versicherungskauffrau Petra Struwel (Katja Christan, v.l.) wird von Günter (Torsten Nolte), Anne-Marie (Anja Jacobs) und Lore (Silvia Menke) umgarnt
Da hilft nur noch Sambresso: Versicherungskauffrau Petra Struwel (Katja Christan, v.l.) wird von Günter (Torsten Nolte), Anne-Marie (Anja Jacobs) und Lore (Silvia Menke) umgarnt. © Leipold

Oyten – Das Publikum der Theaterfroynde ist zusammen mit dem Laienensemble zurück in Dröhmelsdorf. Dort, wo nach dem Abspann der Tatortmusik noch ein Zug durchfährt, die Ampel auf gelbes Blinklicht umstellt, Rehe im Unterholz verschwinden und zwei Igel Dinge tun, die das Publikum niemals erfahren wird. Denn immer, wenn es vermeintlich spannend wird und Schlüsselbegriffe wie Totenschein oder Kartoffelbrei erklärt werden, wird die allwissende Stammgästin (Britta Purnhagen) mit einem entnervten „Brittaaa“ kollektiv unterbrochen, damit die Geschichte „Lores Lebensversicherung“ von Autor und Theaterfroynd Thorsten Wedemeier im Saal des Oytener Rathauses ihren Lauf nehmen kann .

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Am großen dunklen Holztisch des Gasthauses „Zur Lore“ sitzen Günter, Wolfgang und Lore. Die Spitzendecke komplettiert die rustikale Einrichtung, in der sie regelmäßig ihren Sambresso – Sambuca und Espresso – von Anne-Marie serviert bekommen. Das Chaos in der Bank – Thema des vorherigen Stücks der Theaterfroynde – hat Dröhmelsdorf hinter sich gelassen. Eine ereignislose, arbeitsreiche Woche nach der anderen verstreicht. Dann hat Günter einen Wunsch: raus hier! Und zwar so richtig. Eine Kreuzfahrt auf dem Atlantik. Verlockend ...

Wie aber sollen die vier an so viel Geld kommen, ohne lange zu sparen? Wetten? Auf Fußball, Pferde oder Boxen? Da fällt der Lore ihre Lebensversicherung ein. 200 000 Euro dürften doch reichen. Nur könnte Lore dann nicht mehr mitreisen. „Außerdem möchte ich dann noch ein bisschen leben“, sagt sie. Zum Glück ist Wolfgang ja ein findiger Kerl: Sie müsste sterben, ohne tot zu sein. Flugs trägt Lore ihre Freunde als Begünstigte ein, damit nicht der Staat von ihrem Tod profitiert und nachher noch ein Radweg nach ihr benannt wird. Sie ist bereit zu sterben – nur auf dem Papier, versteht sich.

Das führt zu einem betrügerischen Spiel, das Silvia Menke als Lore, Björn Meyer als Wolfgang und Torsten Nolte als Günter bestens zu spielen wissen. Sie geben in manch skurrilen Situationen eine sehr gute Figur ab. Wolfgang, der immer einen Ausweg kennt, Günter, der Situationen schnell überblickt, und Lore, die hin- und hergerissen seit ihrem Tod mit Magenproblemen zu kämpfen hat. Nicht zu vergessen Anja Jacobs als Anne-Marie, die ab und an ihre Bedenken einwirft und immer mit einem rettenden Sambresso zur Stelle ist.

Dieser fließt vor allem dann in rauen Mengen, als plötzlich Versicherungskauffrau Petra Struwel aus Ratzeburg auftaucht und der ganze Schwindel jede Sekunde aufzufliegen droht. Eine Rolle, die Katja Christan nicht besser ausfüllen könnte. Mit ihrem Auftauchen bangt auch Doc Sigrid um ihre Approbation, schließlich steht ihr Name auf dem Totenschein. Zugleich spielt Ute Reichow hervorragend die neugierige Postbotin, die, etwas schwer von Begriff, die unmöglichsten Fragen zu den unmöglichsten Zeitpunkten stellt und alle gehörig ins Schwitzen bringt.

Ob die Theaterfroynde mit ihrem Schwindel durchkommen und am Ende über den Atlantik schippern ...? Das amüsante Stück, das am Premierentag das Publikum bestens unterhielt, ist in drei weiteren Vorstellungen am Samstag, 6. April, um 16 Uhr und um 19 Uhr sowie am Sonntag, 7. April, um 17 Uhr im Rathaussaal in Oyten zu sehen. Die Rollen werden abwechselnd gespielt. Es werden auch Janin Pardemann als Lore, Petra Fernengel als Anne-Marie, Stückautor Thorsten Wedemeier als Wolfgang und Nikola Wedemeier als Stammgästin zu sehen sein.

Szene aus Lores Lebensversicherung
Hecken eine Schnapsidee aus: (v.r.) Lore (Silvia Menke), Wolfgang (Björn Meyer) und Günter (Torsten Nolte) überlegen, wie sie ihre „Raus-hier-Reise“ finanzieren sollen. © Leipold

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