1. Startseite
  2. Wissen

Bisher unbekannte Klasse von Asteroiden entdeckt – sie sind sehr wasserreich

KommentareDrucken

In Daten des „James Webb“-Weltraumteleskops findet ein Forschungsteam einen neuen Asteroiden. (Symbolbild)
Ein Asteroid im Weltraum (Symbolbild). © N. Bartmann (ESA/Webb), ESO/M. Kornmesser and S. Brunier, N. Risinger

Internationale Forschende haben eine neue Asteroiden-Klasse entdeckt, die sich in 300 Millionen bis 500 Millionen Kilometern Entfernung befinden.

Heidelberg – Ein internationales Forschungsteam, dem auch Geowissenschaftler der Universität Heidelberg angehören, hat eine bisher unentdeckte Klasse von Asteroiden entdeckt. Sie befinden sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und sind – ähnlich wie der Zwergplanet Ceres – reich an Wasser. Ceres ist mit seinen 900 Kilometern Durchmesser zwar das größte Objekt im Asteroidengürtel, jedoch nicht allein. Auch viele andere Kleinplaneten kreisen in dieser Region.

„Sie sind die Überreste des Baumaterials, aus dem die Planeten unseres Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren entstanden sind. In diesen Kleinkörpern und ihren Bruchstücken, den Meteoriten, finden wir zahlreiche Relikte, die direkt auf den Prozess der Planetenentstehung hinweisen“, erklärt Mario Trieloff vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg und Leiter der Forschungsgruppe Geo- und Kosmochemie.

Unbekannte Klasse von Asteroiden entdeckt: Entstehungsort ist nicht der Asteroidengürtel

Die Forschenden schließen anhand ihres Computermodells darauf, dass die entdeckten Asteroiden kurz nach ihrer Entstehung aus den äußeren Regionen unseres Sonnensystems in den heutigen Asteroidengürtel verschoben wurden – also näher zur Sonne hin. Auch wenn sich der Asteroidengürtel immer noch 300 bis 500 Millionen Kilometer von uns entfernt findet. Der Mars ist im Mittel 70 Millionen Kilometer von uns entfernt.  Über kleine Körper aus dem äußeren Sonnensystem könnte Wasser in Form von Asteroiden auf die noch wachsende Erde gelangt sein, denn die Bausteine der Planeten im inneren Sonnensystem waren eher trocken. 

Zur Studie

Die Studie wurde am 20. Februar 2023 im Fachmagazin Nature Astronomy unter dem Titel „Late accretion of Ceres-like asteroids and their implantation into the outer main belt“ (engl. Späte Akkretion von Ceres-ähnlichen Asteroiden und ihre Einbettung in den äußeren Hauptgürtel) veröffentlicht.

Die neue Asteroiden-Klasse wurde mithilfe von Infrarot-Daten des NASA-Infrarotteleskops des Mauna Kea Observatoriums in Hawaii (USA) entdeckt. „Die astronomischen Messungen erlauben die Identifizierung von Ceres-ähnlichen Asteroiden mit einem Durchmesser von bis zu 100 Kilometern, die sich derzeit in einer begrenzten Region zwischen Mars und Jupiter in der Nähe der Umlaufbahn von Ceres befinden“, erklärt Driss Takir. Er ist Astrophysiker am NASA Johnson Space Center und Hauptautor der Studie.

Eine Infografik zur Entstehung von Asteroiden im Asteroidengürtel.
Implantation von Planetensimalen im Asteroidengürtel während des Wachstums und der dynamischen Entwicklung der Planeten. © Driss Takir, Wladimir Neumann, Sean N. Raymond, Joshua P. Emery & Mario Trieloff

Ihr Vorkommen in einer relativ schmalen Zone des äußeren Asteroidengürtels lassen vermuten, dass sich diese Körper zunächst in einer kalten Region am Rande unseres Sonnensystems gebildet haben. Schwerkraftbedingte Störungen in den Bahnen großer Planeten wie Jupiter und Saturn oder Riesenplaneteninstabilität veränderten die Flugbahn dieser Asteroiden. Schließlich wurden die astronomischen Himmelskörper in den heutigen Asteroidengürtel „eingepflanzt“. 

Neue Asteroiden-Klasse scheint sehr wasserhaltig zu sein

Zugleich lassen die Infrarotspektren Rückschlüsse auf die chemische und mineralogische Zusammensetzung der Körper zu. Genau wie bei Ceres finden sich auf der Oberfläche der entdeckten Asteroiden Mineralien, die aus einer Wechselwirkung mit flüssigem Wasser stammen. Die kleinen Asteroiden sind recht porös, womit sie eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Zwergplaneten Ceres haben. Die Forschenden schließen deswegen darauf, dass das Gesteinsmaterial noch recht ursprünglich ist.

Einer von ihnen ist Wladimir Neumann, ebenfalls von der Universität Heidelberg und zuständig für die Computermodellierung der thermischen Entwicklung der kleinen Körper: „Kurz nach der Entstehung der Asteroiden waren die Temperaturen noch nicht hoch genug, um sie in eine kompakte Gesteinsstruktur umzuwandeln – sie behielten den porösen und primitiven Charakter bei der für die sonnenfernen äußeren Eisplaneten typisch ist“

Auch interessant

Kommentare