Album & Wien-Konzert

Lemo: „Mir wird es nicht den Vogel raushauen“

Wien
04.11.2022 06:01

Seit Lemos Debütalbum „Stück für Stück“ sind sechs Jahre ins Land gezogen, in denen nicht nur in der Musikwelt, sondern auch abseits davon viel passiert ist. Auf „Irgendwas mit Dreißig“ reflektiert der heute 37-Jährige die letzten Jahre und strotzt allen Anflügen einer Midlife-Crisis. Das tut er mit Pop, Singer/Songwritertum und sogar 80er-Jahre-Synthie-Flair. Im „Krone“-Gespräch spricht der gebürtige Burgenländer über falsche Erwartungen, das Vatersein und wie er sich auch mit abgeschaltetem Strom den Traum vom Profimusikertum erhalten hat.

„Krone“: Lemo, „Irgendwas mit Dreißig“ ist nicht nur der Titel deines zweiten Albums, sondern für viele auch die knallharte Lebensrealität. Liegt diesem Grundkonzept bei dir eine erste Midlife-Crisis zugrunde?
Lemo:
30 zu werden hat mich ein bisschen gestresst und ich weiß gar nicht, warum. Ich hatte damals das Gefühl, dass ich dringend Sachen auf die Reihe kriegen und woanders sein müsste. Das hat sich über die letzten sieben Jahre zum Glück erledigt. „Alte Seele“ etwa ist schon ein bisschen ein Midlife-Crisis-Song. Man muss akzeptieren, dass die Jugend einmal vorbei ist, aber ich möchte heute auch nicht mehr Mitte 20 sein. Es war sehr cool, wie es war, aber es ist auch okay, dass sich mein Leben jetzt erwachsener anfühlt. Die große Klammer dieses Albums ist wohl das Erwachsenwerden.

Stichwort „Alte Seele“: man sagt dem männlichen Geschlecht gerne nach, dass es körperlich, aber nicht geistig altert. Findest du dich darin wieder?
Da ist schon was Wahres dran. Alle durchlebten Altersstufen bleiben irgendwo in einem drinnen. Ich bin irgendwas mit Dreißig, aber auch gleichzeitig irgendwas mit Teenager. (lacht)

So ein Album bedingt viel Rückschau und Nostalgie. Man reflektiert unweigerlich, wie man zu der Person wurde, die man heute ist.
Teilweise ist dem sicher so. Aus der Rückschau schöpfe ich oft Kreativität. Die letzten zwei Jahre war ich viel daheim und sie waren nicht unbedingt befruchtend für die Musik. Dafür muss man was erleben und wenn ich immer dieselben vier Wände sehe, dann fällt es mir schwer, was daraus zu ziehen. So schöpft man lieber aus der Vergangenheit und schwelgt in der Nostalgie. Wenn es gerade nicht so läuft ist die Vergangenheit etwas Schönes.

Dein Debütalbum „Stück für Stück“ hat mittlerweile sechs Jahre auf dem Buckel. Zwischen erstem und zweitem Album lag ein bisschen mehr als nur eine Pandemie ...
Das stimmt. Im ersten Jahr nach der Veröffentlichung des Debüts habe ich mich zurückgelehnt und den Moment genossen, das war wohl ein Fehler. Dann habe ich mich ein bisschen mit meinen beiden Produzenten zerkracht. Es ging nichts weiter und die Stimmung im Studio war nicht gut. Das Zusammenwachsen mit dem neuen Produzenten hat auch gedauert und dann kam die Pandemie - so vergehen sechs Jahre. Ich schreibe aber schon am nächsten Album und hoffe, das geht schneller. Es heißt immer, das zweite Werk wäre das Schwierigste und das stimmt. Man macht sich Druck, dass der nächste Radiohit da sein muss und so etwas kann ganz schön blockieren.

Es gibt ja eine Erwartungshaltung von außen und es fehlt die Ungezwungenheit des Debüts ...
Das Debütalbum ist einfach passiert und ich habe es passieren lassen. Bei „Irgendwas mit Dreißig“ war natürlich viel mehr Kopf dabei und das macht sicher was aus.

Gab es einen entscheidenden Moment beim zweiten Album bei dem du gemerkt hast, dass die Dinge nun doch wieder fließen?
Immer wieder zwischendurch, würde ich sagen. Es lief im Studio sehr gut, aber es gab auch zähe Zeiten. Das kommt auf die Songs an und wie ich daran arbeitete. Manche entwickeln sich wie von selbst und entstehen quasi aus einem Guss, andere werden mit viel Bauchweh gemacht und teilweise komplett neu aufgebaut, zum Beispiel „Schwarze Wolken“. Den haben wir viermal produziert. Das ist dann wirklich harte Arbeit. Ich freue mich total auf das Livespielen, denn die Studiozeit ist manchmal anstrengend. Ich bin Vater geworden und wäre gerne mehr Zuhause gewesen, musste aber im Studio sein, um das Album fertigzumachen. Es war nicht immer alles voller positiver Energie, die spüre ich erst jetzt so richtig. Die Songs sind toll geworden und ich bin sehr zufrieden, aber für diese Sichtweise habe ich ein paar Monate gebraucht.

Die Single „Chamäleon“ sticht klanglich heraus. Dieses Tier ist ja von Natur aus sehr anpassungsfähig. Hattest du mal das Gefühl, dass du das im Musikgeschäft sein musstest?
Durchaus. Die Idee zum Titel kam mir, als ich ganz zufällig ein altes TV-Interview von mir gesehen habe. Ich habe mich darin überhaupt nicht wiedererkannt und hatte das Gefühl, ich müsste mich verstellen und etwas entsprechen. So kam ich auf das „Chamäleon“. Karrieretechnisch ist es aber durchaus auch so. Ich habe gemerkt, dass ich nicht so der Pop-Typ bin und nicht so viel Pop höre. Bis zu einem gewissen Grad ist es immer ein kleiner Kompromiss, dass die Musik massentauglich bleibt und dabei geht es ums Anpassen. Wäre mir wirklich völlig egal, ob meine Musik jemand hört oder nicht, dann würde sie wahrscheinlich ein bisschen anders klingen.

Muss man da einen für sich zufriedenstellenden Mittelweg finden? Manche Künstler sind überhaupt nicht zu Kompromissen bereit.
Ich weiß nicht, ob ein Mittelweg gut ist oder nicht. Momentan ist er für mich okay, es kann aber auch sein, dass ich in Zukunft strenger werde. Ich bin noch ein bisschen auf diesen Weg angewiesen. Hätte ich schon zehnmal die Stadthalle ausverkauft, könnte ich sicher kompromissloser sein. Ich finde es okay, wenn man für Radiosongs leichte Kompromisse eingeht. Da verleugne ich mich als Person noch nicht.

Stresst dich der Gedanke Hits schreiben zu müssen, um damit deinen Lebensunterhalt verdienen zu können?
Es hat mich gestresst. Vor allem am Anfang dieses Albums, aber jetzt habe ich das Gefühl, beim Songwriting mehr bei mir angekommen zu sein. Derzeit schreibe ich Songs, die vermutlich am dritten Album sein werden und die sind kompromissloser und mehr bei mir. Das fühlt sich gerade sehr gut an und aus so einer Haltung kommen bessere Songs heraus. Man ist nicht so verkrampft.

War es ein langer Weg, bis du mit „Irgendwas mit Dreißig“ zufrieden warst?
Teilweise war die Arbeit daran schon verkrampft, aber jetzt ist es für mich total okay. Ich bin wahnsinnig perfektionistisch und es ist von vornherein immer klar, dass ich ewig an den allerkleinsten Schrauben herumdrehe. Mein Glück oder Pech ist, dass mein Produzent David Bronner auch so ist, aber nicht immer in die gleiche Richtung. Wenn zwei so penible und pedantische Leute zusammenarbeiten, dann ist der Prozess zur Zufriedenheit natürlich ein sehr langer. Irgendwann muss man halt loslassen können.

War das auch Vorbild und Prämisse für den Song „Tu es“? Einfach mal machen und sich dann rechtzeitig davon lösen können?
Den Song habe ich rein mir selbst geschrieben, weil ich oft extrem faul bin. Ich kriege den Arsch schwer hoch und überlege unendlich lange, bevor ich mache. Das kostet viel Zeit und hält mich auf. Ich verrenne mich gerne in meinen Gedankenwelten. Am Weg ergeben sich zwar viele Sachen, aber dennoch ist das manchmal ein lähmender Prozess. Der Song ist ein Arschtritt an mich selbst.

Sind das Komponieren und Songschreiben mit Mitte 30 schwieriger als früher?
Vielleicht kommt die Ungezwungenheit jetzt wieder ein bisschen mehr rein. Am Anfang ist man total offen und frei und das ist sehr cool. So kann man sich finden und die Songs werden einzigartiger und persönlicher. Je länger man daran arbeitet, umso mehr wird es zu einem Handwerk. Man wiederholt sich und folgt Schemen, die funktionieren. Eine zeitlang war mir ziemlich fad. Diese Barriere musste ich überwinden, um freier zu werden. Da bin ich jetzt wieder angelangt. (lacht)

Die Generation „Millennial“, zu der auch du gehörst, wirkt oft ein bisschen verloren. Krisen, Kriege, Job-Probleme, Generationsunterschiede - sind das Gedanken, die dich beim Albumschreiben verfolgt haben?
Ich hatte da wahnsinniges Glück, weil ich schon mit 14 wusste, dass ich Musik machen werde. Das war immer mein Ziel und derart konkrete Ziele haben nicht viele. Es hat sehr lange gedauert, bis ich dorthin gekommen bin davon leben zu können, aber die Musik war ein Fixstern, auf den ich immer zusteuern konnte. Selbst wenn es mich links und rechts ein bisschen verweht hat.

Du hast dich früher in unterschiedlichen Jobs wie Bahnhofsreiniger, Pizzalieferant oder Gitarrenverkäufer verdingt. Ist der Song „Dass du mich küsst“, wo es darum geht, dass die Liebe nicht mit Geld verbunden ist, eine Rückbesinnung auf diese Zeit?
Mit Sicherheit. Der Song ist nicht wahnsinnig ernst zu nehmen, aber es war lange Zeit so, dass musikalisch überhaupt nichts gegangen ist. Mir haben sie tatsächlich einmal den Strom abgedreht, weil ich die Rechnung nicht zahlen konnte. Die Mahnungen haben sich gestapelt, das war wirklich eine wilde Zeit. Es war sehr stressig, aber es gehört irgendwie dazu. Ich dachte schon damals, dass es in meiner Biografie irgendwann cool rüberkommt. (lacht)

Welche Lehren hast du aus diesen Zeiten gezogen? Und stehst du eher wenig erfolgreichen Phasen aufgrund dieser Erlebnisse entspannter gegenüber?
Definitiv. Ich will diese Zeit auf keinen Fall missen. Natürlich hätte es mit dem Erfolg schneller gehen können, aber meine Karriere stellte ich mir schon so vor, dass sie kontinuierlich wächst und nicht einen Mega-Durchbruch mit anschließendem Einbruch hat. Mittlerweile bin ich 37, habe sehr viele Täler durchschritten und das Gefühl, ich kann Erfolge psychisch besser annehmen. Sollte alles noch größer werden, wird es mir nicht den Vogel raushauen.

Aber wie bleibt man der meist doch recht brotlosen Kunst so starr treu, wenn man daheim schon nicht mehr das Licht einschalten kann? Wäre es nicht da an der Zeit gewesen, in ein normales Erwerbsleben zu flüchten?
Ich habe das große Glück, dass meine Eltern im wirklich großen Notfall immer für mich da waren. Dazu war der Glaube da, dass ich es kann. Ich wusste, ich habe alles was es braucht und müsste nur lange genug durchhalten. Das ist genau der Scheidepunkt, wo manche aufhören und bei denen, die weitermachen, funktioniert es irgendwann. Es ist keine Hexerei, sondern ein Handwerk und manchmal muss man durchbeißen. Ich war aber schon kurz davor, alles hinzuschmeißen. Auf meinem Song „So leicht“ am Debüt geht es genau darum, aber ich habe es zum Glück nicht gemacht. Ich weiß auch gar nicht, ob ich das jetzt noch einmal könnte. Ich war damals Mitte 20 und habe mit sehr wenig Geld überlebt. Heute habe ich einen ganz anderen Lebensstandard, auch mit meinem Sohn, der jetzt elf Monate alt ist. Mit Mitte 20 alleine ist alles ein bissl wuascht. (lacht)

Wie hast du deine 30er denn bislang so erlebt?
Ich musste mich von gesellschaftlichen Erwartungen erlösen. Anfang der 30er war ich meilenweit davon entfernt, aber jetzt passe ich schon besser in dieses Bild. Ich habe ein Kind und alles läuft ganz rund. Irgendwie absurd, aber es hat sich so ergeben. Es ist in mir und um mich herum alles etwas ruhiger geworden. Ich bin weniger auf WG-Partys, sondern öfter bei gemütlichen Grillabenden mit Freunden oder einfach zuhause. Gesamtgesellschaftlich herrscht kein wahnsinniger Druck, aber man kann sich Dingen hingeben oder nicht. In der Stadt ist man anonymer und fühlt sich weniger von Erwartungen belastet.

Du rufst auf dem Album die „Analoge Revolution“ aus. Setzt du die denn selbst um?
Leider nicht. (lacht) Ich habe mir extra einen Plattenspieler gekauft und hänge noch immer die ganze Zeit am Handy. Das ist ein weiterer Song an mich selbst. Mich stressen die 100 verschiedenen Messenger und ich vergesse oft, wem ich wann und ob ich überhaupt geantwortet habe. Ich verbringe viel zu viel Zeit auf Instagram, wo ich komplett hirntot scrolle und scrolle und mir nach einer halben Stunde überlege, wo ich jetzt gerade Zeit verschwendet habe. Es ist komplett dämlich, aber ich mache natürlich weiter. (lacht) Aber eine analoge Revolution wäre schon gut.

Die Dives haben mir letztens im Interview gesagt, dauernd auf Social Media aktiv zu sein würde schon genauso viel Zeit in Anspruch nehmen wie kreativ sein an sich. Siehst du das genauso?
Stressen tut mich das nicht so, es nervt mich eher. Es gibt Leute, bei denen ist das sehr natürlich, aber bei mir nicht. Meine kleine Schwester ist 15. Ich war mit ihr letztens gemeinsam zwei Stunden unterwegs. Wir haben uns unterhalten und sie hat währenddessen zehn Storys auf Instagram gepostet. Ich frage mich dann immer, wann sie das schafft. (lacht) Ich muss mir dafür Zeit nehmen, habe aber keine Lust darauf, weshalb bei mir dahingehend sehr wenig passiert. Ich verstehe schon, dass das wichtig ist und zum Job gehört, aber gerne mache ich das nicht. Jeder Beruf hat auch weniger tolle Seiten.

Angelehnt an deinen Song - was sind die „Basic Guidelines“ für ein gutes und erfolgreiches Leben?
Das ist ein ständiger Lernprozess. Je nach Alter und Gefühl sind das sehr unterschiedliche Dinge. Was jetzt für mich das Wichtigste ist, ist es in 20 Jahren wahrscheinlich nicht mehr. Ein gutes soziales Umfeld ist vermutlich wichtig für ein gutes Leben. Es ist auch sicher kein Schaden, wenn einem der Job Spaß macht. Wenn das alles zutrifft, dann ist man schon ganz gut aufgestellt.

„Schwarze Wolken“ geht mit den Synthie-Klängen stark in die 80er-Jahre zurück. Hast du da ein bisschen viel „Stranger Things“ auf Netflix geschaut?
Die 80er sind gerade sehr beliebt und die Serie hat sicher auch mitgespielt. Es liegt aber hauptsächlich an meinem Produzenten. Das ist eben die Nummer, an der wir monatelang geschraubt haben. Ich habe diese Version anfangs gehasst, weil Synthie-Pop überhaupt nicht meine musikalische Welt ist. Mittlerweile finde ich ihn cool und bin froh, dass sich David durchgesetzt hat. Wir werden eine andere Version online stellen, die ein bisschen herkömmlicher klingt und einen Manu-Chao-Reggae-Vibe hat. Ist dann nicht so lässig, aber so wäre mein Zugang zum Song gewesen. Das Lied entstehen zu lassen war anstrengend, aber er hat mir neue Türen geöffnet. Ich kann mir gut vorstellen, dass das dritte Album allgemein elektronischer klingt. Ich habe Lust, in diese Richtung zu experimentieren.

„Irgendwas mit Dreißig“ ist aber schon ein sehr buntes Panoptikum an Klängen. Es gibt Synthie-Pop, Singer/Songwriter-Nummern, Pop, Rock, sogar ein bisschen Jazz ist zu verorten.
Wenn das so ankommt, dann freut mich das. Wir haben darauf geschaut, dass das Album nicht eintönig wird. Alben sind an sich ja nicht mehr wirklich relevant, aber wenn man schon daran arbeitet, dann soll es auch einen schönen Spannungsbogen haben. Es ist die erste Vinyl, die ich gemacht habe und da muss das Ergebnis schon etwas Wertiges sein.

„Schwarze Wolken“ ist der sicherlich schwerste Song auf dem Album. Eine Ode an das Selbstvertrauen und gegen Depressionen und depressive Schübe. Woher kam die Inspiration dafür?
Der Song entstand ursprünglich kurz nach dem ersten Lockdown. Da war draußen gefühlt nuklearer Winter. Ich habe den allerersten Lockdown an sich komplett genossen. Es war ein bisschen wie die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr - einfach Pause für alle. Aber es wurde dann lang und zäh und ich saß nur in meinem Zimmer herum und es ging mir nicht gut. Das habe ich in der ersten Strophe behandelt, weil jeder Tag gefühlt ewig dauerte und immergleich war. Ich musste mich aus dieser depressiven Phase rausholen. Es geht um das „ich glaub‘ an dich“, man kann alles schaffen, aber muss daran arbeiten.

Gibt dir das Vatersein nun ein anderes, intensiveres Verantwortungsgefühl?
Absolut. Ich stehe in der Früh jetzt auf, das war früher immer ein Problem. (lacht) Es sagt einem jeder vorher, mit einem Kind würde sich das Leben stark verändern, aber ich hätte mir nie erwartet, dass es so radikal ist. Ich betrachte wirklich jedes Detail in meinem Leben aus einem anderen Winkel und es ist nichts mehr so, wie es war. Ich kann das gar nicht mit Worten beschreiben. Ein Kind zu kriegen ist vielleicht das meiste Erwachsenwerden, das man erleben kann. Man hat einfach eine ganz andere Art von Verantwortung und die muss man selbst annehmen. Da kann dir keiner helfen.

Werden diese neuen Familiengefühle dann eher im dritten Album Eingang finden?
Wahrscheinlich schon. Ich schreibe Songs immer aus Gefühlen und Emotionen, die mich gerade beschäftigen. Da liegt das fast auf der Hand.

Ist „Capetown“ im gleichnamigen Song ein bestimmter Sehnsuchtsort oder steht er sinnbildlich für einen Platz, an dem man sich einfach einmal der Realität entzieht?
Ich war vor drei Jahren dort und mir hat es wahnsinnig gefallen. Das war ein vierwöchtiger Roadtrip über 6000 Kilometer durch ganz Südafrika. Wenn man viel im Auto sitzt, muss man sich die Zeit vertreiben und ich habe immer „ich bin in Capetown“ gesungen. Daraus wurde dann ein Refrain. Das ist der zweite Song, der einfach Spaß macht und nicht so ernst zu nehmen ist. Wir haben den Song mit der Band live aufgenommen. Wir haben uns ausgetobt und uns vorgestellt, dass wir in den 70er-Jahren sind. Der Song ist vielleicht nicht cool, aber er war extrem lustig zu machen. (lacht)

Du hast schon viel mit Christina Stürmer und EAV-Mastermind Thomas Spitzer zusammengearbeitet. Waren die beiden wichtig für die Karriere und deine musikalische Erziehung?
Ein bisschen was nimmt man immer mit. Mit Thomas habe ich viel über den Spagat zwischen Popmusik und dem, was man eigentlich machen will, geredet. Er hatte bei der EAV ein ganz ähnliches Gefühl. Die Band war einst ja ein Punk-Haufen, aber dann gab es Songs wie „Küss die Hand schöne Frau“, die in Wirklichkeit Schlager-Hits sind. Thomas hat damit früher voll gehadert und bis zu einem gewissen Grad seine Seele verkauft, aber dafür hat es sich monetär bezahlt gemacht. Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Um nur auf das Geld zu schauen ist das Musikmachen zu schade. Da muss man aufpassen. Ich habe schon viel von ihm gelernt, er macht das seit mehr als 40 Jahren sehr erfolgreich.

Hat dich Spitzer mal gefragt, ob du als Eberhartinger-Nachfolger den EAV-Sangesposten annehmen sollst?
(lacht) Nein, das ist nicht passiert, aber er hat mich unlängst gefragt, ob ich wieder Songs von ihm einsingen möchte. Er hat gemeint, er hätte rund 400 fertige Lieder in der Schublade rumliegen. Das kann man gar nicht aufarbeiten, was da an kreativen Output herrscht. Ich kann mir schon etwas vorstellen, weil ich ihn auch gerne mag. Ich muss aber auch aufpassen, dass ich nicht zum Sänger von Thomas Spitzer werde, sondern Lemo bleibe.

Du bist gerade auf Tour quer durch Österreich, im Februar ist dann abschließend die große Show in der Wiener Arena.
Die Vermischung aus alten und neuen Songs geht sich sehr gut aus. Ich habe eine extrem gute Band voller grandioser Studiomusiker, mit denen ist es wirklich leicht. Live sind wir eine Rockband und auf der Bühne zu stehen ist der Grund, warum ich mit dem Musikmachen angefangen habe. Ich habe nicht das Gefühl, dass der Spagat zwischen erstem und zweitem Album allzu groß wäre. Bei „Schwarze Wolken“ lassen wir ein bisschen was vom Band mitlaufen, weil wir keinen extra Synth-Spieler haben. Trotz allem ist die Show zu 90 Prozent live gespielt.

Österreich-Tour
Lemo ist mit seinem neuen Album „Irgendwas mit Dreißig“ bereits mitten in der Österreich-Tour. Am 4. November spielt er im Event Center in Pörtschach, am 5. November in der Amstettner Johan-Pölz-Halle, am 18. November im Linzer Posthof, am 19. November im VZ Komma in Wörgl, am 9. Februar in der Wiener Arena, am 10. Februar im Veranstaltungszentrum Gunskirchen, am 11. Februar im Forum Kloster in Gleisdorf und am 16. Februar im Salzburger Rockhouse. Unter www.lemomusic.com gibt es alle weiteren Infos und die Karten für die Konzerthighlights.

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