Haus der GeschichteAdenauers Mercedes rollt in den Keller

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Der Dienstwagen des ersten Bundeskanzlers, Konrad Adenauer. (Bild: dpa)

Der Dienstwagen des ersten Bundeskanzlers, Konrad Adenauer. (Bild: dpa)

Bonn – Weniger Adenauer, mehr zeitnahe Geschichte: Das Haus der Geschichte in Bonn baut seine Dauerausstellung um. Mehr als die Hälfte wird neu arrangiert. Auch Konrad Adenauers schwarzer Dienstmercedes aus seiner Zeit als erster Bundeskanzler muss weichen und seinen Platz inmitten dokumentierter Nachkriegsgeschichte verlassen. Er wird ins Untergeschoss gerollt. Der Fokus des zeitgeschichtlichen Museums der Bundesrepublik bleibt, wie im Stiftungsgesetz verankert, aber weiterhin auf der Nachkriegsgeschichte. Aber zentrale Themen der Gegenwart wie Integration und Globalisierung rücken stärker in den Vordergrund. Auch die ehemalige DDR auf ihrem Weg zur Diktatur steht im Mittelpunkt. Zeitzeugen historischer Ereignisse kommen zu Wort und hauchen der Geschichte Leben ein.

Im Jahr 2001 wurde die Dauerausstellung das letzte Mal überarbeitet. „Jetzt wird es einfach wieder Zeit für einen Umbau“, sagt Museumssprecher Peter Hoffmann. „Wir müssen aktuell bleiben.“ Das 1994 eröffnete Haus zählt knapp eine Million Besuche jährlich. Damit gehört das Museum zu den beliebtesten in Deutschland und wird vor allem von Schulklassen genutzt - ein Besuch im Haus der Geschichte gehört in vielen Schulen oft zum Pflichtprogramm. Von Adenauers Tintenfass und Füller bei der Unterzeichnung des Grundgesetzes 1949, über Ludwig Erhards Wohlstands-Zigarren bis zu Angela Merkels Handy: Auf 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigen rund 7000 Exponate das Zeitgeschehen von den ersten Nachkriegsjahren bis zur Gegenwart.

Einen großen Umbau wird es bei den 50er und 60er Jahren geben. Die historische Forschung hat sich weiterentwickelt. Neuer Schwerpunkt soll die Gegenüberstellung der Entwicklung hin zur Diktatur im Osten und zur Demokratie im Westen sein. Inhaltlich gehe es dabei um das Stichwort Kalter Krieg, die internationale Einordnung Deutschlands und die Abhängigkeit von den Supermächten. Ein original russisches Panzerteil wird das massive Eingreifen der Sowjetunion symbolisieren. Der Glanz von Wohlstand und Wirtschaftswunder wird in der Schau stärker angekratzt: „Dem Kaufhaus und Konsum wollen wir die harten Entwicklungen in der Arbeitswelt, wie Fabrikarbeit, stärker gegenüberstellen“, erläutert Hoffmann. Auch auf den letzten Teil der Ausstellung, vom Mauerfall bis zur Gegenwart, wartet Überarbeitung. Ebenso wie der „Trabi“ bleibt das Stück Originalmauer als Relikt aus DDR-Zeiten. Und zu den Themen Wiedervereinigung und deutsche Einheit gesellen sich neue Schwerpunkte: Globalisierung und Integration.

So werden die Kopftücher der deutsch-türkischen Muslimin Emel Algün zu sehen sein, die als Tochter eines prominenten und konservativen Muslims für Schlagzeilen sorgte, als sie begann, ihr Kopftuch abzulegen. Neu wird auch eine sogenannte „biografische Perspektive“ sein. Auf Flachbildschirmen kommen Zeitzeugen historischer Ereignisse zu Wort. „Diese Interviews füllen Geschichte mit Leben und beleuchten historische Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven“, erklärt Hoffmann.

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