Blockt Euch woanders!

Anwohnerin Early Bird aus der Hobrechtraße ist sauer

Zack! Kaum erfuhren wir Ende November 2023 zufällig durch einen Flyer auf der Haustreppe (da, wo die Prospekte liegen) sowie aus der Kiez und Kneipe Neukölln über den sogenannten »Kiezblock Reuterkiez«, da waren die »Maßnahmen« auch schon umgesetzt.
Quasi über Nacht versperren nun haufenweise rot-weiße Pöller die Straßen, Schilderwälder wachsen, fix ausgeschilderte Einbahnstraßen sorgen dafür, dass man als aus unterschiedlichen Gründen motorisierter Anwohner nun, wenn man die buchstäbliche Kurve nicht kriegt oder auf die »falsche Seite« gerät, ab sofort kilometerweite Umwege über dadurch mehrbelastete Straßen fahren muss, um wieder dorthin zu kommen, wo man eigentlich in wenigen Minuten sein könnte. Nicht wirklich sinnvoll im Sinne des CO2-Ausstoßes. Noch mehr Wendehämmer und »Aufpflasterungen« sollen folgen.


Das Ganze unter dem Decknamen Kiez. Aber was bedeutet das? Laut Wikipedia einen »überschaubaren Wohnbereich (beispielsweise einen Stadtteil in »inselartiger« Lage und einem identitätsstiftenden Zugehörigkeitsgefühl in der Bevölkerung«). Das trifft auf unser schönes Nord-Neukölln absolut zu. Sollte man denken.
Peter Alexander dreht sich im Grab um. »Die kleine Kneipe am Ende der Straße«. Kiez und Kneipe. Die geliebte Kiezkneipe. Zugehörigkeitsgefühl für sehr viele hier. Aber genau dieses Zugehörigkeitsgefühl hat wenig mit dem in dem Flyer »Kiezblock Reuterkiez« gepriesenen »Kiez« zu tun. Wo war die »Anwohnerbeteiligung«? In den Stammkneipen jedenfalls wusste kaum jemand von den Plänen.
Der Kiezbegriff scheint seit einiger Zeit eine ganz eigene, neue Bedeutung zu bekommen: Er steht neuerdings für Lastenfahrräder, spielende Kinder auf Verkehrsstraßen, Verbote und Verordnungen, und alle sollen es gut und »ökologisch« finden. Für sehr viele alteingesessene Menschen bekommt der Begriff eine negative Bedeutung: Kiezblock – Block – Blockwart. Dass man als Anwohner mehr über entlaufene Hunde und verlorene Handys erfährt als über das von den genannten 2.000 »Anwohnern« gewünschte »Kiezblock-Projekt«, verwundert. Zumal der Reuterkiez circa 18.500 Einwohner hat. Wie viele davon wurden über die Pläne informiert?
Wünschenswert wäre Transparenz, wie dieses »Projekt« nun wirklich zustandegekommen ist. Die angefragten Bezirkspolitiker hüllen sich auf Nachfrage in Schweigen oder senden banale Larifari-Antworten. Googelt man »Kiezblock Reuterkiez« stößt man sofort und immer wieder auf den bundesweit agierenden eingetragenen Verein »Changing Cities e.V.«. Da kommt schon der Verdacht auf, dass dieser Verein – der NICHT eine lokale Anwohner­initiative ist – professionell in der gesamten Stadt »Kiezblöcke« mit Hilfe von einigen wenigen »echten« Anwohnern der betroffenen »Kieze« mit seiner Auto- und CO2-Hass-Ideologie durchzieht. Für mehr »Aufenthaltsqualität« fielen einem andere Aktionen ein, etwa gegen den Müll und die dreckigen »Graffiti« an nahezu allen Fassaden und Haustüren.
Ich will mich auch gar nicht aufregen. Nur ein bisschen Dampf ablassen. Über das, was mich wirklich wütend macht: die Nutzung des Begriffs KIEZ!
Ich rege mich lieber wieder ab und höre Peter Alexander. Und Ihr Kiezblockwarte sucht Euch eine andere Bezeichnung für Eure Vorhaben, aber bitte nicht mehr das Wort KIEZ! Sucht Euch was Eigenes. Denn Kiez, das hat nix mit klammheimlich beantragten Straßensperren und Bevormundung zu tun. In einem Kiez spricht man miteinander, streitet und verträgt sich wieder.
»Bei Korn und bei Bier findet mancher die Lösung für alle Probleme der Welt.«
PS: Eine Straße ist laut Wikipedia ein Verkehrsbauwerk, das Fußgängern UND Fahrzeugen als Transport- und Verkehrsweg dient.
PPS: Bei »Getränke Hoffmann« in der Oh­lauer Straße und woanders im Kiez werden für eine Petititon Unterschriften gesammelt für die Gleichberechtigung im Straßenverkehr, dass Kreuzkölln für ALLE Verkehrsteilnehmer frei bleibt.