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Kurioses Verhalten: Warum Hunde ihren eigenen Schwanz jagen

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Es ist ein weit verbreitetes Phänomen: Hunde, die ihrem eigenen Schwanz hinterherjagen. Was ist der Grund für dieses scheinbar irrationale Verhalten?

Das Leben mit Hunden wird nie langweilig: Bello findet immer einen Weg, um seinen Besitzer aufzumuntern und auf andere Gedanken zu bringen. Manche Verhaltensweisen sorgen bei Hundebesitzern für amüsiertes Kopfschütteln. Dazu gehört auch das Jagen der eigenen Rute. Immer wieder ist zu beobachten, wie die Vierbeiner vergeblich versuchen, ihren Schwanz zu erbeuten. Dabei scheinen sie nicht zu begreifen, dass ihre Mühe fruchtlos ist. Doch was steckt eigentlich hinter diesem kuriosen Phänomen?

Die wilde Jagd nach dem eigenen Schwanz

Es ist immer wieder dasselbe Spielchen: Der Hund dreht sich um die eigene Achse wie ein Kreisel, immer schneller und schneller, doch die eigene Rute ist unerreichbar. Dafür gibt es viele Gründe. Zunächst einmal handelt es sich um ein normales Verhalten. Gerade für junge Hunde ist das Schwanzjagen ein Spiel, bei dem sie überschüssige Energie und Stress abbauen können. Das Jagdverhalten ist ein natürlicher Instinkt von Hunden – und in diesem Fall wird die eigene Rute als Beute betrachtet. „Junge Hunde lernen sich und ihren Körper kennen und entdecken, dass da noch eine Rute dran ist. Und nach der kann man einfach mal haschen“, sagt Tierarzt und Tierverhaltenstherapeut Ronald Lindner gegenüber Die Welt. Auch erwachsene Hunde jagen ab und zu ihrem Schwanz nach.

Ein junger American Staffordshire Terrier jagt auf einer Wiese seinen Schwanz
Bei verspielten jungen Hunden kommt das Schwanzjagen sehr häufig vor. © IMAGO

Allerdings gibt es einen gewissen Punkt, ab dem das Verhalten zum Problem wird. Wenn erwachsene Hunde in einen regelrechten Wahn verfallen und nicht davon ablassen können, der Rute hinterherzujagen, können psychische Störungen oder Gesundheitsprobleme dahinterstecken.

Psychische Gründe für das Schwanzjagen

Als Halter sollten Sie das Verhalten Ihres Hundes stets aufmerksam beobachten. Wenn Sie das Gefühl haben, dass er ungewöhnlich oft dem eigenen Schwanz hinterherläuft, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen. Neben dem oben genannten Spielverhalten können auch Langeweile, Stress oder Angst hinter dem Verhalten stecken. In diesen Fällen hilft es, der Ursache auf den Grund zu gehen: Hatten Sie zuletzt weniger Zeit, um mit dem Vierbeiner zu spielen? Befindet sich Ihr Hund möglicherweise in einer neuen Umgebung, die ihm Angst macht? Das Schwanzjagen kann als Bewältigungsmechanismus dienen, um mit unangenehmen Emotionen umzugehen. Fühlt sich Ihr Hund einsam oder gelangweilt, dann sucht er nach Wegen, um sich selbst zu beschäftigen – beispielsweise, indem er nach der eigenen Rute schnappt.

Medizinische Probleme, die das Schwanzjagen hervorrufen

In einigen Fällen ist das Schwanzjagen auf Erkrankungen zurückzuführen. Parasitenbefall, Hautirritationen, Allergien oder Schmerzen können dazu führen, dass ein Hund seinen Schwanz häufiger leckt oder beißt, was ein wiederholtes Jagen zur Folge hat. Besonders schmerzhaft ist eine Analdrüsenentzündung: Wegen der verstopften und entzündeten Drüsen kann der Analbeutel nicht mehr ausreichend entleert werden. Der starke Juckreiz treibt Hunde dazu, den Analbereich zu lecken und ihrem Schwanz nachzujagen. In diesem Fall sollten Sie einen Tierarzt zurate ziehen. Entzündungen müssen nämlich oft mit Antibiotika behandelt werden.

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Wenn das Schwanzjagen zur Zwangsstörung wird

Genau wie Menschen können auch Hunde Zwangsstörungen entwickeln. Dann sind sie einem Teufelskreis gefangen, bei dem sie immer wieder das gleiche Verhalten wiederholen, ohne dass es einen erkennbaren Grund dafür gibt. Zu den typischen Zwangsstörungen bei Hunden gehört neben dem obsessiven Schwanzjagen das übermäßige Lecken und Beißen an bestimmten Körperteilen, ständiges Kratzen oder wildes im Kreis laufen. Dabei wird zwischen Stereotypien und obsessiv-kompulsiven Störungen unterschieden. Erstere treten ohne Grund immer wieder auf, während letztere komplexer sind und einem konkreten Ziel dienen. Beispielsweise wollen Hunde mit dem zwanghaften Verhalten Stress abbauen. Hier kann ein auf Verhaltensmedizin spezialisierter Tierarzt helfen.

Damit sich die Zwangsstörungen gar nicht erst entwickeln, sollten Hundehalter das Schwanzjagen schon in einem frühen Alter unterbinden. Verhaltensbiologin Dr. Stefanie Riemer erklärt: „Welpen empfinden es als positives Feedback, wenn die Menschen sie bei einem solchen Verhalten beobachten und dabei lachen. Deshalb wiederholen sie es, wenn sie frustriert oder erwartungsvoll sind. Diese Angewohnheit kann dann bis zu einer Zwangsstörung führen.“ Von Kommandos wie „Stopp!“ oder „Nein!“ sollte man trotzdem die Finger lassen, da sie eine verstärkende Wirkung haben können. Besser ist es, den Hund zu ignorieren und den Raum zu verlassen. Dadurch erkennt der Vierbeiner, dass dem Schwanzjagen keine große Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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