Übermenschliche High Perfomance

Sie ist schon etwas Besonderes, die 111. Ausgabe der Tour de France in diesem Jahr: Starten wird sie in Florenz, und enden wird sie – wegen der Olympischen Spiele in Paris – ausnahmsweise in Nizza. 3492 Kilometer haben die Radsportler zu bewältigen, insgesamt mehr als 48.000 Höhenmeter, und das alles in 21 Etappen.

Eine gewaltige Herausforderung – die trotzdem verblasst, wenn man sie mit dem Race Across America vergleicht. Dieses Rennen, das dieses Jahr nur wenige Wochen vor der Tour de France startet, führt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Kalifornien bis an die Ostküste, eben einmal quer durch die USA.

Die Strecke misst mehr als 4800 Kilometer und rund 52.000 Höhenmeter, doch die größte Herausforderung ist das Zeitlimit: Wer solo fährt, hat maximal zwölf Tage, um das Ziel zu erreichen, wer im Team fährt, bekommt sogar nur neun Tage Zeit eingeräumt. Die Folge: ständiges Fahren, mit nur kurzen Pausen, ohne Ruhetage.

Trotzdem gibt es jedes Jahr neue Teilnehmer, die sich dieser Tortur stellen. Der Rekord für Solofahrer liegt bei Männern bisher bei knapp sieben Tagen, 16 Stunden, während die schnellste Frau neun Tage, vier Stunden benötigte. Das schnellste Team wiederum brauchte nur etwas mehr als fünf Tage. Unfassbar!

Einer, der diese Herausforderung bereits mehrere Male angenommen (und gemeistert) hat, ist Kurt Matzler, Professor an der Universität Innsbruck und weltweit einer der Vordenker in Sachen Strategie, Innovation und Management. Seit mehr als zehn Jahren betreibt er „relativ intensiv“ Radsport, wie er sagt. Was eine nette Untertreibung ist :)

Im Gespräch für die „SMP LeaderTalks“ hat Matzler berichtet, wie er sich auf das Race Across America vorbereitet hat, warum er einmal kurz vorm Aufgeben stand – und was ihn dann doch weitermachen ließ.

In seinen Ausführungen wird eines schnell klar: Das physische Training ist nur ein Aspekt, um diese enorme sportliche Herausforderung zu bewältigen. Der andere, vielleicht noch wichtigere Aspekt ist mentaler Natur – ob es die Disziplin in der Vorbereitung ist, ob es die Routinen und Rituale sind, die einem helfen, im Kopf stark zu bleiben, oder auch die Tricks, die die Strecke kleiner wirken lassen.  

So unterteilte Matzler für sich zum Beispiel jeden Tag gedanklich in drei Etappen, die er ihrerseits wieder in Abschnitte von rund 3 Stunden herunterbrach, unterbrochen von Trinkpausen alle 45 Minuten.

Jede kleine Pause wurde so zu einem Erfolgserlebnis: Wieder etwas geschafft!

Zudem markierte Matzler für sich mehrere wichtige Punkte, die er abhaken wollte, zum Beispiel den heißesten Abschnitt, die höchste Stelle, die längste Gerade.

Hatte er einen dieser Punkte gemeistert, wusste er: Wieder einer weniger!

Auf diese Weise wurden aus einer Herausforderung, deren schiere Größe einen auch überwältigen kann, viele kleine Schritte, die ihm machbar erschienen.

Was er durch das Race Across America gelernt hat, das beschreibt Kurt Matzler in seinem sehr lesenwerten Buch „Das High Performance Mindset“. Darin gelingt es ihm, der sich in seinen bisherigen wissenschaftlichen Publikationen vor allem mit Innovationen und Strategie befasst hat, aus dem Sport einige hilfreiche Lehren für Führungskräfte zu ziehen. Denn ob auf dem Rad oder im Vorstand – High Performance bedarf immer mehrerer Zutaten, die sich unabhängig vom Kontext häufig ähneln!

Zu finden ist die jüngste Folge der „SMP LeaderTalks“ ab sofort auf allen Plattformen, auf YouTube oder hier. 

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