Seekrankheit

Die Seekrankheit ist eine Unterform der Reisekrankheit

Die Menschen befahren schon seit prähistorischen Zeiten die Meere. Von Anfang an litten sie unter Seekrankheit. Bei jedem zeigen sich die Beschwerden in unterschiedlich starker Ausprägung. In der Mehrzahl der Fälle verschwinden sie nach einigen Tagen von selbst wieder. Früher waren die Menschen machtlos gegen die Übelkeit und andere Beschwerden, die durch die ständige Bewegung des Schiffs ausgelöst wurden. Heute kennt die Medizin effektive Behandlungsmethoden.
Seekrankheit

Seekrank: Wenn die Sinne den Körper täuschen

In der Medizin wird die Seekrankheit als eine Unterart der so genannten Reisekrankheit betrachtet. Der Fachausdruck dafür lautet Kinetose. Sie ist weit verbreitet. Selbst Berufsmatrosen können wieder seekrank werden, wenn sie lange Zeit an Land waren. Darüber hinaus kann man nicht nur auf See krank werden. An Land leiden viele Menschen ebenfalls an Kinetose.

Die Ursachen der Seekrankheit

Im Grunde genommen ist Kinetose gar keine Erkrankung, zumindest nicht in dem Sinn, dass es sich um eine virale oder bakterielle Infektion oder eine krankhafte Veränderung des Körpers handelt. Reiseübelkeit, wie Kinetose auch genannt wird, entsteht dadurch, dass die Sinnesorgane dem Gehirn widersprüchliche Eindrücke liefern, die es nicht richtig verarbeiten kann. Auf Schiffen oder anderen Wasserfahrzeugen nehmen die Augen die unmittelbare Umgebung als unbeweglich wahr. Das sind zum Beispiel die Planken des Decks oder in noch stärkerem Mass das Innere einer Kabine. Zur selben Zeit registriert jedoch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr das ständige Auf und Ab, das durch den Seegang verursacht wird. Die Rezeptoren im Innenohr (feine Härchen und winzige Steine) registrieren eine Bewegung, während die Augen zur selben Zeit die unmittelbare Umgebung als bewegungslos wahrnehmen. Die genauen Ursachen der Seekrankheit sind noch unbekannt. Forscher nehmen an, dass die sich widersprechenden Signale zu Fehlermeldungen im Hirnstamm führen. Kurioserweise treten die Beschwerden bei langsamen Bewegungen auf, wie zum Beispiel bei Wellengang. Schnelle Bewegungen wie sie beim Reiten oder Radfahren üblich sind, machen dagegen nicht seekrank.

Die Anzeichen der Seekrankheit

Kinetose zeigt sich bei jedem Menschen anders. Bei einigen verursacht sie nur ein leichtes Unwohlsein, andere werden völlig teilnahmslos und fühlen sich so schlecht, dass sie glauben, jeden Moment umzufallen. Die Übelkeit kann selbst bei vollständig geleerten Magen weiter andauern und zur Dehydrierung führen. In der Geschichte der Seefahrt sind sogar Fälle dokumentiert, in denen besonders stark betroffene Personen gefesselt werden mussten, um sie daran zu hindern, über Bord zu springen und ihrem Leiden durch Selbstmord ein Ende zu machen. Zur Beruhigung muss jedoch erwähnt werden, dass Todesfälle durch Seekrankheit extrem selten sind. Sie können höchstens bei Personen vorkommen, die unter massiven Herz-Kreislauf-Beschwerden leiden.
Bei leichter Ausprägung fühlen sich seekranke Menschen unwohl. Typische Anzeichen sind Frösteln, kalter Schweiss auf der Stirn und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Betroffene machen einen müden, oft sogar lethargischen, Eindruck. Sie interessieren sich nicht mehr für ihre Umgebung und reden kaum.
Bei stärkerer Ausprägung führt Seekrankheit zu vollkommener Lethargie. Müdigkeit, Schwindelgefühl und starken Kopfschmerzen. Durch die Übelkeit kommt es zum Erbrechen, das so lange fortgesetzt wird, bis der Magen vollkommen entleert ist. Die entstehende Erleichterung ist nur von kurzer Dauer. Typische Begleiterscheinungen sind zwanghaftes Schlucken und Sodbrennen. Blutuntersuchungen seekranker Menschen zeigten einen Anstieg von Stresshormonen und ADH (antidiuretisches Hormon). ADH wird im Hirn gebildet und dient der Bewahrung von Körperflüssigkeiten.

Die Behandlung der Seekrankheit

Bei gering bis mittelstark ausgeprägter Reiseübelkeit verschwinden die Beschwerden nach 2 - 3 Tagen von selbst wieder, ohne dass eine Therapie notwendig ist. Mediziner glauben, dass sich der Hirnstamm an die Bedingungen anpasst. Eine gezielte Behandlung ist in diesen Fällen nicht erforderlich.
In schweren Fällen helfen Präparate, die den Wirkstoff Scopolamin enthalten. Die Substanz hat allerdings unangenehme Nebenwirkungen. Dazu gehören Mundtrockenheit, Sehstörungen und starke Müdigkeit. Scopolamin wird von Kindern und älteren Personen oft schlecht vertragen. Die am meisten verwendeten Mittel gegen Reisekrankheit enthalten deswegen Dimenhydrinat, ein Anti-Histamin. Präparate mit dem Wirkstoff sind zwar rezeptfrei, dürfen aber nur in Apotheken verkauft werden. Sie sind in Form von Tabletten und Kaugummis erhältlich.

Der Seekrankheit vorbeugen

Dafür gibt es einige Methoden, die sich teilweise bereits seit Jahrhunderten bewährt haben. Zu diesen Hausmitteln gehört Ingwer. Er kann in Form dünner Scheiben aus der frischen Wurzel gekaut oder als Tabletten oder Pulver eingenommen werden. Damit sollte man nach Möglichkeit bereits einen Tag vor Antritt der Reise begonnen werden. Beim Auftreten der ersten Anzeichen hilft es den Betroffenen, wenn sie an Deck gehen, die frische Luft tief einatmen und dabei auf den Horizont schauen. Kaubewegungen helfen beim Unterdrücken des Brechreizes. Wenn es sehr schlimm wird, ist es am besten, sich unter Deck zu begeben und flach hinzulegen. Mediziner empfehlen, der Müdigkeit einfach nachzugeben und zu schlafen. Im Schlaf wird der Körper nicht mehr so stark mit äusseren Reizen überflutet und das Hirn kann sich an die neuen Bedingungen anpassen. Viele Betroffene berichteten, dass sie sich nach einem längeren Schlaf besser fühlten.
Zur Vorbeugung gehört ebenfalls das Essen. Es ist wichtig, Extreme zu vermeiden. Ein völlig leerer Magen ist ebenso schlecht wie ein zu voller. Empfehlenswert sind leicht verdauliche Speisen. Dagegen sollten Sie fette Speisen und Alkohol meiden. Als schädlich gelten alle lange gereifte Speisen wie zum Beispiel Salami, Hartkäse oder Rotwein. Am besten ist es immer noch, massvoll zu essen und leichte Kost zu bevorzugen.

Seekrankheit ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinn, sondern eine Reaktion des Körpers auf die Bedingungen während einer Seefahrt, beispielsweise den Wellengang. Ein Arzt kann Rat und Hilfe zum Thema Kinetose geben. Auf local.ch finden Sie ein Verzeichnis von Ärzten in Ihrer Nähe, die Sie fachkundig beraten und geeignete Medikamente und andere Therapien vorschlagen können.

Die häufigsten Fragen zum Thema Seekrankheit

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Welche Personen werden leicht seekrank?

Das lässt sich kaum vorhersagen, bis man eine längere Seefahrt auf einem kleinen Boot macht. Angeblich soll sogar der berühmte britische Seeheld Admiral Nelson an der Krankheit gelitten haben. Jeder Mensch kann betroffen sein. Frauen und Kinder werden im Durchschnitt jedoch öfter seekrank oder sind stärker betroffen als Männer. Kleine Kinder unter 2 Jahren zeigen dagegen kaum Beschwerden.

Wie schlimm ist es auf einer Kreuzfahrt?

Auf einer Kreuzfahrt werden die Passagiere in der Regel nicht seekrank. Das liegt daran, dass grosse Schiffe sich im Wellengang weniger heftig bewegen als kleine. Zudem sind moderne Kreuzfahrschiffe in der Regel mit Stabilisatoren ausgerüstet. Das sind beispielsweise grosse Tanks mit Wasser, deren Bewegung die Stampfbewegungen des Schiffes kompensiert. Die Schiffsrümpfe sind zusätzlich so konstruiert, um die Bewegungen zu dämpfen.

Wird man nur auf Schiffen seekrank?

Nein, die Seekrankheit ist lediglich eine Sonderform der Kinetose, die Reiseübelkeit oder Reisekrankheit genannt wird. Ähnliche Beschwerden gibt es zum Beispiel auf Flugzeugen. Dort heisst es Luftkrankheit. Während der Ausbildung leiden bis zu 60 Prozent der Flugschüler daran. Man kann die Beschwerden zudem beim Fahren mit der Achterbahn bekommen. Sogar eine Busfahrt kann sie bei manchen Betroffenen auslösen.

Was ist die Landkrankheit?

Von einer Landkrankheit spricht man zum Beispiel bei Seeleuten, die lange Zeit auf einem Schiff verbracht haben. Ihr Körper ist an den ständig schwankenden Untergrund gewöhnt. Wenn sie an Land kommen, müssen sich die Sinnesorgane erst umstellen. Für den Betroffenen scheint der Boden zu schwanken. Sie erleben dieselben Beschwerden, als ob sie seekrank wären. Die Symptome verschwinden bald wieder.

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