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Was macht eigentlich Marco Börries?

Jahrelang galt der Hamburger als "deutscher Bill Gates". Im zarten Alter von 16 Jahren gründete er seine Firma Star Division und lehrte Microsoft das Fürchten. Nach seinem Intermezzo bei Sun ist Marco Börries wieder da - mit einer Software, die die IT-Welt revolutionieren soll.
Von Claus G. Schmalholz

So manch ein Unternehmer, an den diese Rubrik erinnert, zeichnet sich durch sagenhaften Reichtum aus. In der Regel handelt es sich um ältere Herren, die mit dem milden Lächeln des Erfolgreichen ihr Berufsleben reportieren.

Die Anhäufung vieler Millionen spielen sie in der Rückschau gern als angenehmen Nebeneffekt einer anspruchsvollen Führungstätigkeit herunter. Hier zeigt der Kapitalismus sein freundlichstes Gesicht.

Marco Börries verfügt ebenfalls über ein stattliches Vermögen. Auch er lächelt sehr sympathisch. Aber er ist erst 33. Wie kommt's?

Börries hat früh angefangen. Im Alter von 16 Jahren gründete er 1985 in Hamburg die Softwarefirma Star Division, deren Mitarbeiter eine viel beachtete Büro-Software entwickelten: Star Office, eines der wenigen Ersatzprogramme für Leute, die nicht allein auf Microsoft bauen wollen. "Die Welt", proklamierte Börries damals, "braucht eine Alternative zur Software von Microsoft."

Reich wurde Börries, als er Star Office 1999 an den Computerkonzern Sun Microsystems verkaufte, für 75 Millionen Dollar. Nach dem Star-Office-Verkauf zog Börries zusammen mit seiner Familie nach Kalifornien, weil er einen Posten in der Sun-Zentrale bekam. Er trug einige eindrucksvolle Titel, fungierte unter anderem als Vice President und General Manager Webtop- and Application Software. Kurz: Börries hatte viel zu tun und wenig zu entscheiden. Kein tragbarer Zustand für einen Unternehmer, der zuvor stets Chef im eigenen Haus gewesen war.

So verließ er Sun im vergangenen Jahr wieder. Ganz fest plante er etwas ganz Unerhörtes: nichts zu tun. "Nach 16 Jahren ununterbrochener Unternehmertätigkeit", blickt Börries zurück, "wollte ich zwei Jahre Auszeit mit meiner Familie genießen." Er hielt genau vier Monate durch.

Im August 2001 gründete er im Silicon Valley sein neues Unternehmen: Verdisoft.

Die Aufgabe, die sich Börries für sein Comeback als Unternehmer gestellt hat, ist sehr einfach - und kaum zu lösen. Börries und seine 40 Angestellten wollen nichts weniger als eine der größten Plagen des Computerzeitalters ausrotten.

Das Team hat eine Art Dolmetscher-Software entwickelt, die es endlich ermöglichen soll, dass die Geräte verschiedener Hersteller einander verstehen und problemlos untereinander Daten austauschen können. Wer jemals versucht hat, die Adressdaten aus seinem Handy fehlerfrei auf den Büro-Computer zu überspielen, weiß, welche Dimension ein solches Geschäftskonzept birgt. Börries gibt sich dennoch siegessicher. "Millionen Privatleute" und ganze Konzern-Netzwerke, verspricht er, sollen von der Innovation profitieren.

Dem Gründer ist gleichwohl klar, dass er diese Aufgabe nur auf zwei Arten zu Ende bringen kann. Schafft er es, kann er in der Ruhmes-Rangliste der Softwareunternehmer zu Leuten wie Bill Gates aufschließen. Schafft er es nicht, wird er nur als großmäuliger Multimillionär in Erinnerung bleiben.

Die Anspannung ist Börries anzumerken. Wort- und gestenreich erläutert er seine Software und seine Strategie, abwechselnd am Präsentationsprojektor, an der Maltafel oder dicht vorm Gesicht des Redakteurs. Währenddessen raucht er eine Zigarette nach der anderen. Der Packungsaufdruck scheint programmatisch: "Ultra".

Marco Börries im Profil

Im Profil

Marco Börries (33) wurde als wackerer Konkurrent des Softwareriesen Microsoft bekannt. Seinem Hamburger Unternehmen Star Division gelang es Ende der 80er Jahre, mit dem Büro-Programmpaket Star Office dem US-Giganten zu trotzen.

1999 verkaufte Börries Star Office an den US-Computerkonzern Sun Microsystems und stieg ins Management von Sun ein. Er war unter anderem für die Entwicklung von Internet-Software verantwortlich.

Im vergangenen Jahr verließ Börries Sun wieder und gründete in Kalifornien mit acht Millionen Dollar eigenem Geld sein neues Unternehmen Verdisoft. Parallel baut er in Hamburg die EuropaZentrale auf.

Börries lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Kalifornien. Nun erwägt er, zeitweise wieder nach Deutschland zu ziehen.

Marco Börries: Auf zu neuen Ufern

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