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Kriselnder Batteriekonzern Großaktionär soll Varta frisches Geld zuschießen

Varta muss drastisch sparen und Stellen abbauen, nachdem Hauptkunde Apple die Produktion der kabellosen "AirPod"-Kopfhörer heruntergeschraubt hat. Mehrheitsaktionär Michael Tojner will den Batteriekonzern mit 50 Millionen Euro stützen – an der Börse sackten die Aktien deutlich ab.
Unter Druck: Varta steht vor weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen

Unter Druck: Varta steht vor weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen

Foto: PHILIPP GUELLAND/EPA-EFE/Shutterstock

Der schwächelnde Batteriekonzern Varta muss sich zur kurzfristigen Finanzierung wohl frisches Geld von seinem Mehrheitsaktionär besorgen. Über eine Kapitalerhöhung soll die Gesellschaft Montana Tech Components des österreichischen Investors Michael Tojner (56) die Summe von 50 Millionen Euro zuschießen. Voraussetzung ist jedoch, dass sich Varta zuvor mit seinen finanzierenden Banken einigt. Ein umfassendes Restrukturierungskonzept soll das Unternehmen wieder auf Kurs bringen. Die geplanten Sparmaßnahmen werden auch das Personal treffen. Das Restrukturierungskonzept sichert dabei Tojner zufolge "die Zukunftsfähigkeit von Varta".

Die im Kleinwertesegment SDax notierte Aktie sackte am Montag in den ersten Handelsminuten um bis zu 15 Prozent ab und erholte sich anschließend nur geringfügig. Mit einem Abschlag von zuletzt elf Prozent setzte der Kurs seinen Abwärtstrend nach einer kurzen Erholungsphase fort. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate sank der Börsenwert um etwas mehr als 70 Prozent auf nur noch eine Milliarde Euro.

Varta befinde sich mit den finanzierenden Banken in fortgeschrittenen Gesprächen zu weitreichenden Restrukturierungsmaßnahmen, um das Unternehmen finanziell und operativ zu stabilisieren, teilte das Unternehmen am Montag mit. Im Rahmen eines Sanierungsgutachtens des Wirtschaftsprüfer KPMG sei dazu ein Konzept erarbeitet worden. Das Gutachten bestätige Varta "die Restrukturierungsfähigkeit und klare Wachstumsperspektiven". Das Unternehmen stehe dabei mit den Banken und Montana Tech Components in fortgeschrittenen Gesprächen zur langfristigen Finanzierungssicherung, hieß es.

Als Voraussetzung für die Restrukturierungsfähigkeit sind demzufolge Einsparungen in den Bereichen Beschaffung, interne Prozesse und Personal, eine weitere Verbreiterung der Kundenbasis sowie Investitionen in Wachstumsfelder nötig. Wie viele Arbeitsplätze dabei zur Disposition stehen könnten, erläuterte Varta noch nicht. Das Unternehmen werde mit dem Betriebsrat zeitnah Gespräche über die konkrete Ausgestaltung führen.

Varta will rund vier Millionen neue Aktien platzieren

Mit den Maßnahmen will das Unternehmen vor allem die Profitabilität im zuletzt schwächelnden Geschäft mit kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen für wiederaufladbare kabellose Kopfhörer sowie mit Haushaltsbatterien steigern. Das Konzept steht noch unter dem Vorbehalt der finalen Zustimmung der zuständigen Gremien der Gläubigerbanken.

Als ersten Schritt will sich Varta frisches Geld besorgen. Das Unternehmen will dabei bis zu rund vier Millionen neue Aktien platzieren – zu einem Verkaufspreis, der den Börsenkurs der Varta-Papiere nicht wesentlich unterschreite. Die neuen Aktien sollen ausschließlich von einer Tochter des Großaktionärs Montana Tech Components gezeichnet werden. Montana sichere dies durch eine Zeichnungsgarantie ab. Voraussetzung ist jedoch eine Einigung mit den Banken. Eine soche Vereinbarung steht noch aus. Der Vorstand um Sprecher Markus Hackstein (47) gibt sich davon überzeugt, diese in den Gesprächen mit den Banken "kurzfristig erzielen" zu können, hieß es. Die Gesellschaft Montana Tech des österreichischen Investors Tojner hält derzeit 50 Prozent an dem Batteriekonzern. Tojner ist auch Aufsichtsratschef bei Varta.

Varta hatte zuletzt unter dem Strich rote Zahlen geschrieben. Für das laufende Jahr stellte das Unternehmen einen Umsatzrückgang sowie den Einbruch des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 283 Millionen im Vorjahr auf 55 bis 60 Millionen Euro in Aussicht. Das Unternehmen leidet derzeit unter hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie anhaltenden Lieferkettenproblemen.

Die 2022er-Zahlen sollen erst am 26. April vorgelegt werden. Varta begründete dies mit einem Wechsel der Abschlussprüfer von KPMG zu PWC. Viele Prozesse im Berichts- und Prüfungsprozess müssten daher neu aufgesetzt werden. "Die aktuell wirtschaftlich herausfordernde Lage erfordert klare Schritte, um wieder erfolgreich und profitabel wirtschaften zu können", begründete Vorstandssprecher Hackstein die geplanten Schritte. Mit dem Konzept halte Varta die Balance zwischen "notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung unserer Wachstumspotenziale".

hr/dpa-afx

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