Zum Inhalt springen

Manfred Köhnlechner Streiter für Naturheilkunde ist tot

Der ehemalige Top-Manager von Bertelsmann und spätere Heilpraktiker starb mit 76 Jahren in Grünwald bei München.

München - Manfred Köhnlechner, einer der bekanntesten deutschen Heilpraktiker und Streiter für die Naturmedizin, ist tot. Er starb nach Angaben seines Privatsekretariats am Mittwoch im Alter von 76 Jahren in Grünwald bei München.

Die genaue Todesursache wurde nicht mitgeteilt. Der einst heftig kritisierte und später geachtete Streiter für die Naturheilkunde hatte zwei Berufskarrieren: Top- Manager und Heilpraktiker mit dem Spezialgebiet Akupunktur.

Neural-, Ozon-, Enzym- und Chirotherapie und vor allem Akupunktur - das waren die Begriffe, die eine breite Öffentlichkeit mit Manfred Köhnlechner verband. Der umstrittene Heilpraktiker sorgte in den 70er und 80er Jahren mit seinem publicityträchtigen Auftreten dafür, dass die Naturheilkunde mehr Beachtung fand.

Verbände waren anfangs misstrauisch

Auf Seiten der Heilpraktikerverbände wurde ihm dafür allerdings nicht nur Beifall entgegengebracht. Denn Köhnlechner hatte es immer gut verstanden, sich geschickt zu vermarkten - schließlich hatte er in seinem "ersten Leben" als Spitzenmanager bei Bertelsmann gearbeitet.

"Abgenutzt, amtsmüde, gelangweilt, ohne die nötige Besessenheit und der Welt des Kommerziellen entfremdet" - mit diesen Worten hatte sich Köhnlechner Ende 1970 überraschend aus der Managerwelt verabschiedet. Ursprünglich hatte der am 1. Dezember 1925 in Krefeld geborene Arzt werden wollen. Doch bevor er sich schließlich Anfang der 70er Jahre der Naturheilkunde widmete, hatte er zunächst noch eine Karriere als Wirtschafts- und Finanzjurist gestartet.

Zeitweise für Bundesfinanzverwaltung tätig

Nach dem Krieg studierte Köhnlechner zunächst in Würzburg Rechts- und Finanzwissenschaften und promovierte anschließend. Von 1952 bis 1954 war er zunächst Syndikus des Apothekerbundes, anschließend arbeitete er bis 1955 für die Bundesfinanzverwaltung. Nachdem er 1955 als Rechtsanwalt zugelassen worden war, wurde er vom Bertelsmann-Konzern in Gütersloh als Syndikus eingestellt.

Dort organisierte er die gesamte Bertelsmann-Gruppe nach den vorteilhaftesten Steuergesichtspunkten um und wurde 1957 von Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn zum Generalbevollmächtigten gemacht. Als solcher leitete er die Hauptverwaltung, in der die finanzpolitischen Entscheidungen gefällt wurden.

Millionenschwere Apanage von Bertelsmann

Nach seinem überraschenden Ausstieg siedelte Köhnlechner Anfang 1971 mit einer jährlichen Apanage von rund einer Million Mark nach München um. Nach Selbststudium der Naturheilkunde und einer gründlichen Einführung in die Akupunktur bei einem chinesischen Meister in Hongkong wurde er 1972 als Heilpraktiker zugelassen und eröffnete eine Praxis in Grünwald bei München. Allerdings wurde ihm untersagt, den als Jurist erworbenen Doktortitel abgekürzt im Zusammenhang mit seiner Arbeit als Heilpraktiker zu führen.

Streit um Heilspraxis und Doktortitel

In den folgenden Jahren sorgte Köhnlechner mit medienwirksamen Auftritten und rund 30 Büchern ("Machbare Wunder", "Leben ohne Schmerz") dafür, dass ganzheitliche Methoden der Erfahrungs- und Naturheilmedizin bekannter wurden. 1974 führte er in der Talk-Show von Dietmar Schönherr an der Kabarettistin Trude Herr seine Akupunktur-Therapie vor und löste damit einen Sturm auf seine Praxis aus.

Schon bald übergab er diese zwei Ärzten und widmete sich überwiegend der publizistischen Arbeit. Eine Umfrage der Wickert-Institute hatte seinerzeit ergeben, dass Köhnlechner 96 Prozent der erwachsenen Deutschen bekannt war.

1974 gründete der umstrittene Heilpraktiker, dessen publicityträchtiges Auftreten viele seiner Kollegen mit Skepsis beobachteten, das "Manfred-Köhnlechner-Institut für Erfahrungsmedizin". 1985 rief er zudem die "Manfred-Köhnlechner-Stiftung zur Förderung biologisch-naturheilkundlicher Verfahren" ins Leben, die jährlich den Köhnlechner-Preis verleiht. Mit rund 50.000 Euro dotiert, gehört dieser zu den höchstdotierten Medizin-Preisen.

Rückzug aus dem öffentlichen Leben

Für heftige Diskussionen um seine Person sorgte Köhnlechner auch mit der Einrichtung naturheilkundlicher Gesundheitszentren - unter anderem auf Mallorca - deren wirtschaftlicher Aspekt vielen suspekt erschien. In den letzten Jahren widmete sich der Heilpraktiker der Krebsnachsorge mit alternativen Heilmethoden, der auch die Arbeit seiner Stiftung galt.

Zudem setzte er sich für die Gleichberechtigung der Naturheilverfahren mit der Schulmedizin ein. Sein Ziel war es, dass beide gleichberechtigt an den Universitäten gelehrt würden, womit der Berufsstand des Heilpraktikers überflüssig werden sollte.

Der groß gewachsene Naturheilkundler führte ein sportlich-gesundes Leben. Noch an seinem 75. Geburtstag schwamm er täglich 1000 Meter und legte auf seinem Mountainbike am Tag 20 Kilometer zurück. Vor drei Jahren hatte sich Köhnlechner völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um sich nur noch seinem Privatleben zu widmen. Er hatte seinen Ruhestand als leidenschaftlicher Leser genossen.

Köhnlechner starb dem Vernehmen nach an Herzversagen.