GedankenLos
Erlebnisse – Emotionen - Philosophien
Prosa
Taschenbuch
erschienen 2012
100 Seiten
Maße: 14,9 x 21,2 cm
deutsch
Verlag Berger, Horn
€ 9,90
Leseprobe:
Gerechtigkeit
Ich habe mich bemüht, mein Leben nach weitgehend geordneten Thesen aufzubauen. Habe gedacht, ich könnte meine eigenen Gesetze kreieren. Gesetze, die für mich wichtig und unveränderbar schienen. Gewisse Strukturen, gewisse Ziele, erreichbare Erfolge, Verantwortung für Andere, erweiterbare Grenzen, Strapazierung der Lachmuskeln, die Wertigkeiten von Freunden, die Macht der Partnerschaft, faire Beziehungen, Volltrunkenheit des Vertrauens, Ideologien der Zukunft, Realität der Unendlichkeit, Tagträume des Vergessens, tiefe Gefühle, erfüllende Partnerschaft, unendliche Macht der Gedanken, Wissen des Schutzes der unendlichen Unvorstellbarkeit, Purzelbäume der Freude, Pragmatisierung des Ichs, Fetischismus des Unbekannten, die Heiligkeit der Ruhe, die unendlichen Grenzen der Kreativität.
Ideen, die anderen helfen, die Lust des Schreibens, das nachdenkliche Lächeln des Lesens, die Schönheit der Gemeinsamkeit, die Abhängigkeit des Wollens, die Narkose des Heute, die Lust des Organismus, das Wunder der Sehkraft, das Tänzeln im Wollen, die Liebe der Charaktere, das Miteinander der Zukunft.
Thesen, für die ich mein Leben eingesetzt hätte, Realitäten, die mein Leben prägten, ein Satz der Jahre zu Sekunden machte, Träume, die das Altern verschönten, Sicherheiten, die Probleme negierten, Innovationen, die Berge versetzten, Kontakte, die mein Leben veränderten.
All das wurde mir aus Neid und Selbstsucht genommen.
Visionen zerstört, Abgründe geöffnet, die ich nie für möglich gehalten hätte. Menschen, für die ich meine Hand ins Feuer gelegt hätte, wurden zu Feinden, zu Informanten, die mein Leben und damit letztlich mich ins Unglück treten wollten. Intriganten, die meine Fairness schamlos ausnützten. Menschen, denen Zerstörung wichtiger ist als die Hand, die geboten wird.
Ein Leben, das zerbrochen wird, ist unwichtig. Ideen die brachliegen, werden weggefegt. Chancen der Entwicklung sind zweitrangig. Unfähigkeit wird zum Mythos, Selbstdarstellung zum falschen Überlebenskampf. Wenn die Ignoranz zur Perspektive mutiert und das Selbstlob zum Ethos, dann wird Kommunikation zum Zwerg und Gemeinschaft zur Farce. Aufbau beinhaltet Ruin, die Ignoranz den Untergang.
Erleben ist ein Teil des Lebens, Erfahrung ist ein Stück davon.
Wenn man das Leben lernen will, dann muss man Tiefschläge verkraften können, meint die Psychologie. Wenn die Tiefschläge jedoch aus Enttäuschung und falschem Vertrauen gewachsen sind, dann steht man wehrlos den lächelnden Intriganten gegenüber.
Doch es gibt nichts in der Welt, das nicht ein wenig Positives beinhaltet. Derartige Erlebnisse prüfen die Freundschaft und markieren die wahren Gefährten, die dich aus einem Tal der Verzweiflung holen, dir signieren, dass du nichts falsch gemacht hast und dich aus der Spirale der Selbstaufgabe retten. Das sind die wirklich wichtigen Menschen, vor denen du im Leben den Hut ziehen sollst, die zu dir stehen, wenn dich Intrigen an den Grund des Wahnsinns bringen. Die dich auffangen in einem Netz von Zuneigung und Verbundenheit.
Wenn alle Ideologien, die du mühsam aufgebaut hast, zerspringen durch einen Tritt, der aus Hoffnung, Ruhe und Zufriedenheit nur Chaos und Verzweiflung generiert, dann wird den Verursachern das Leben zeigen, was er angerichtet hat. Der kurzfristige Erfolg wird abgelöst werden durch eine Wolke voll Mühsal und Unglück, die sich durch sein ganzes Leben ziehen und vor seiner Familie nicht halt machen wird. Denn die Gerechtigkeit wird jeden einholen, der sich am Leid des anderen ergötzt oder ihm wissentlich Schaden zufügt. Es ist nur ein ganz kurzes Glück, den Anderen auszunützen.
Das Leben regelt alles in sich, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. Denn, den Grundsätzen der Ewigkeit kann niemand entfliehen.