Tag 5: 11.6.2010

Auch wenn die Fotos von Fängen trügen. Es zeichnet sich ein deutlicher Trend ab. Es werden immer seltener Karpfen gefangen.
Skimmer um 200 Gramm domieren. Winzige fingerlange Barsche stehen auf dem gut gedeckten Futtertisch aus Mückenlarven und verteidigen dort scheinbar diesen Platz.
Barsch um Barsch wird gefangen. Die Skimmer haben keine Chance die Mücken zu finden, bevor ein 7 Gramm Barsch sich die Mücke einsaugt.

Nur noch selten gelingen spektakuläre Fänge. Viele Teams denken inzwischen über einen zweiten Futterplatz nach. Nur noch Enthusiasten haben die Matchrute in der Hand. Die Musik kommt aus der Uferzone.
Dort stehen Karauschen, Skimmer und Barsche.


brassenalarm
Das Colmic Team aus Italien wird jetzt schon als einer der Top-Favorieten gehandelt.
colmic-italy
Deutschland trainiert an diesem Tag im D-Sektor - ein wirklich undankbarer Sektor, weil sich zwischen 11 und 13m ein Schilfgürtel unter Wasser befindet.
Hier die richtige Taktig zu finden wird schwer. Es wird dementsprechend auch wenig Fisch gefangen. Zudem brennt die Sonne von oben wie in Afrika. Da fällt das Nachdenken noch viel schwerer.
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Es ist die letzte Option, um noch einmal die Taktik, Material und Montagen abzustimmen. eine wichtige Rolle wird die Bebleiung spielen, damit das Absinkverhalten des Köders natürlich präsentiert wird.
Während an den Trainingstagen zuvor noch regelmäßig Maden auf die 13m Bahn geschossen wurden, hält man sich jetzt zurück, um die wenigen Fische nicht noch zu sättigen.
Taktische Erkenntnisse darf ich noch nicht veröffentlichen.


matchfishing-ru

Heute bekam ich noch das versproche Interview vom Team-Chef aus Russland. Russland hat eine sehr interessantes Portal, www.matchfishing.ru, das schon aufgrund der Einwohnerzahlen sehr hohe Zugriffszahlen hat und dort immer wieder Kopien meiner Webseiten auftauchen. Im Interview befragte ich YURY RADUGIN nach seinen Erkenntnissen, Fanggewichten und Besonderheiten aus dem von ihnen befischten Sektoren.
maik-yury
Jeder hatte versucht, die Fische zu selektieren - sprich die großen Fische (Karpfen, Schlei und Brassen) bevorzugt zu beangeln. Die Portugiesen und Italiener hatten im Training das richtige Rezept gefunden.
Ich wollte hören, ob Yury das auch geschafft hat.
Auch interessiere es mich, welche organisatorischen Probleme es gab. Ich hatte Gerüchte aufgeschnappt, dass einige Angelfreunde aus Russland kein Visum bekamen, um nach Polen zu reisen und es immer wieder Verzögerungen gab, die diese Genehmigungen künstlich verzögerten.
Eine Zusammenfassung des Interviews und Übersetzung gebe ich wieder:
" Am ersten Trainingstag begannen wir die ersten Erfahrungen am Gewässer zu sammeln. Wir waren überrascht, dass viele aus unserem Team mehrere Karpfen gefangen haben, obwohl die Montagen und Gummizüge darauf noch gar nicht abgestimmt haben. Wir hatten auf Sensas Gros Gardon + Sensas Etang gesetzt. Mit dieser Kombination liegt man immer richtig, wenn man das Gewässer nicht kennt. Wir haben schrittweise den Nährwert des Futters erhöht, um zu sehen, was dann passiert. Jeder von uns hatte 1 Liter Maden in 2 Trainingsdurchgängen verangelt, bzw mit dem Katapult verschossen. Ich selbst fing mehrere Karpfen, Karauschen und Skimmer. Am 2-ten Trainingstag saßen wir im C-Sektor. Dieser Sektor brachte deutlich weniger Fisch als wir erwartet hatten. Das Futter hatten wir modifiziert und das Sensas Gros Gardon mit Sensas Carp fine mounture angereichert. Wir waren etwas ratlos und probierten Lockstoffe aus, doch darauf reagierten die Fische hier nicht wirklich. Während wir mal Futter warfen oder nur mit dem Polecup rausgeschoben haben, versuchten wir zu erkennen, worauf die Fische positiv reagieren. Karpfen fingen wir nur noch vereinzelt, Skimmer und kleine Barsche dominierten das Geschehen. Erstmals probierten wir rote Maden und rote Pinkies aus, die du uns ans Wasser geliefert hattest. Mit dem Katapult hatten wir vereinzelt Caster und Maden geschossen, um die Karpfen an den Platz zu bekommen. Der Sektor macht uns echt Probleme. Wir haben noch keinen Plan für diesen Abschnitt. Mittwoch saßen wir im D-Sektor in der Nähe von der Betonbrücke. Dieser Abschnitt ist in einigen Bereichen nicht wirklich beangelbar. Ein Schilf- und Pflanzengürtel im Bereich von 11 bis 13m machte uns Probleme. Ständig hing irgendein Pflanzenrest am Haken. Hier muss unbedingt noch was nachgebessert werden. Das Futterrezept hatten wir nicht verändert. Die Konsistenz passte perfekt, doch wir fingen fast nur Skimmer. Die durchschnittlichen Fanggewichte lagen um 3 Kg. Am Nachmittag veränderten wir dann was am Futter und der Plan ging auf. Jetzt fingen auf dem gleichen Platz auch Karpfen. Auf meine Nachfrage, was er konkret verändert hat, grinste er mich nur an und gab mir damit zu verstehen, dass meine Frage nicht ernst gemeint sein konnte.
Wir setzten auf leichte Posen mit tragender Antenne um 0,5 bis 0,7 Gramm mit einer feinen Kettenbebleiung. Wir hatten erkannt, dass die Karpfen die Köder nicht am Grund, sondern ca. 40-50cm über Grund aufnahmen. Dies unterstützen wir auch durch das Schießen von Maden auf die 13m Bahn. Das Thema Matchrute war keine Alternative in diesem Abschnitt. Die Bissequenz war dort einfach nicht hoch genug. Abgesehen davon bekamen wir mehr Bisse, wenn wir den Köder bewegten und die beköderten Maden natürlich absanken. Wenn wir Mücken beködert hatten, fingen wir Skimmer. Das war schon mal eine hilfreiche Erkenntnis aus diesem Tag. Donnerstag - am 4 Trainingstag saßen wir im A-Sektor. Das war der Sektor unmittelbar am Wehr. Dort ist es entgegen der anderen Gewässerabschnitte etwas tiefer und wir hofften auf mehr Fische. Der Kurvenbereich im A-Sektor war von mehreren Teams schon befischt worden. Dort wurde seltsamer Weise immer etwas weniger an Fisch gefangen. Wir konnten uns jedoch nicht beschweren. Die Fangewichte lagen um 5Kg. Es dominierten die kleinen Brassen (Skimmer) und zahlreiche fingerlange Barsche. Vom Gefühl her wurden immer weniger Karpfen gefangen. Wir beobachteten auch unsere Nachbarn (Scotland und Portugal). Die Portugiesen konnten immer wieder Karpfen anschnallen. (persönliche Anmerkung: Ich grinste Yury an, weil ich wusste, das die Portugiesen 3 L Caster bestellt und versenkt hatten)
Uns machte die Wahl des Gummizuges noch Sorgen. Der Mix aus 200 Gramm schweren Brassen und Karpfen um 2Kg erfordert Kompromisse. Mit zu dünnen Gummizügen bekommen wir die Karpfen nicht kontrolliert und mit Hohlgummis laufen wir Gefahr, die kleinen Fische im Drill zu verlieren. Im A- Sektor kommt der Wind oft frontal auf uns zu. Wir müssen dadurch etwas kürzer Füttern, weil die Pose in Richtung Ufer gedrückt wird. Unsere Erkenntniss vom Tag war, dass die Matchrute hier keine Rolle spielen wird.
Am Freitag waren wir im fischreicheren B-Sektor. Die Fanggewichte lagen hier um 3-5kg. Wir waren sehr zufrieden. Ich fing mehrere Karpfen, andere von uns wiederum nur Skimmer. Wir waren verunsichert, wie wir diesen Sektor beangeln sollten. Es zeichnete sich auch ein Trend in letzten Tagen ab. Die Karpfen verschwanden und es wurden zunehmend kleine Skimmer und Barsche gefangen. Wir werden am Wochenende extra große russische Mücken als Hakenköder verwenden und hoffen, dass wir damit größere Fische fangen werden. Lass dich überraschen Maik - wir haben noch einen Trumpf, sagte ein mit einem Lächeln"

Freitag reisten auch die Angelfreudne aus Mazedonien an. Sie hatten gar keinen Plan, wie man das gewässer beangelt. Ich gab Ihnen einige Tipps zur Montage und Futterempfehlungen (Mondial-F Etang + Mondial Special Gardon). Sie machten auf mich einen sehr hilflosen Eindruck. Nur wenige konnten meine Anregungen überhaupt umsetzen. Mazedonien ist sehr arm und dies war auch am Angelequipment zu erkennen.

Einer der Teammitglieder hatte nur eine extrem einfache Sitzbox und ne Telestippe, mit der er irgendwo angelte, nur nicht da wo er gefüttert hatte.
Auch sein Sonnenschirm war ein Foto wert.
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Eine bekannte Eismarke wurde hier zum unfreiwilligen Sponsor. Ich musste mir ständig ein Grinsen unterdrücken und irgendwie taten sie mir auch leid. Sie werden hier bestimmt keinen Stich sehen. Ein teleskopischer Klappkescher mit gut 2m Länge war ebenfalls eines der Highlights aus diesem Team. Angelmücken bekamen sie von mir teilweise gesponsert.
Sie bedankten sich herzlich und ich wünschte Ihnen Glück beim Wettkampf.
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Freitag Abend fand die offizielle Eröffnung der Club WM statt. Sehr spektakulär wurden die einzelen Nationen begrüßt.  Auf Jetski (Wasserscooter) wurden die Fahnen der einzelnen Länder zur Tribüne gefahren.
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Es folgten Auftritte einen Pantomiene-Künstlers - wirklich gut gewählt. Jede der 31 Nationen versteht ihn und konnte herzhaft lachen.
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Lachen verbindet die Menschen und schafft Sympathie. Der nächste Tanzauftritt war ein wahrer Augenschmaus und erntete sehr viel Beifall.

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Das deutsche Team und Betreuer für die WM 2010:

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Der Präsident der FIPS, Herr Matteoli, lässt sich zur Erinnerung für mich, mit den Maskottchen der WM fotografieren.
maik-matteoli

Foto und Bericht: Maik Fiebig

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