Selbstbefriedigung
30. Oktober 2016 von maxima Redaktion

Selbstbefriedigung

Was für ein hässliches Wort. Wie Arbeit an sich selbst. Oder Masturbation – noch schlimmer: leitet sich von „Hand“ (versteh ich) und „stören“ bzw. „besudeln“ (versteh ich gar nicht) ab. Onanie? Nur weil einer namens Onan seinen heiligen Samen zu Boden fallen ließ, anstatt die Seinige zu beglücken?

Danke, aber: Nein, danke.

Wenn man eine Kolumne übers – na, wie soll ich’s nennen? – schreibt, steht man bald an, so man nicht grauslich werden will. Allerdings ist mir Folgendes aufgefallen: Es gibt unzählige Begriffe für männliche, aber so gut wie keine für weibliche Selbstbefriedigung. Die Kerle können sich „einen von der Palme wedeln“ oder „Mütze–Glatze“ spielen, sie können „die Gurke würgen“ oder sich schlicht und ergreifend einen „runterholen“. Und Frauen? Sollen die sich einen „runterrubbeln“?

Ihr müsst meine plastische Ausdrucksweise verzeihen,

aber da stimmt doch was nicht. Warum diese Kluft zwischen dem, was Männer dürfen, und dem, was Frauen dürfen? Warum dieses Tabu? Immerhin plaudert man heutzutage doch ganz offen über sexuelle Vorlieben, aber der Wunsch nach einem Dreier oder Sex in der Öffentlichkeit kommt uns offenbar leichter über die Lippen. Das 19. Jahrhundert scheint uns noch tief in den Knochen zu sitzen – damals galt Selbstliebe als Sünde, auf die Blindheit, Knochenschwäche, Gehirnerweichung und Tuberkulose folgen sollen. Der Akne-Mythos hielt sich sogar beharrlich bis in die 1980er Jahre – wahrscheinlich hat ihn die verzweifelte Mutter eines Halbwüchsigen in die Welt gesetzt, die mit dem Wäschewaschen nicht nachkam.

Dabei scheint der Wunsch nach einem Solo-Ausritt doch völlig natürlich zu sein.

Tiere tun es – nicht nur, um ihre Fruchtbarkeit stabil zu halten, sondern auch zum Vergnügen. Frauen tun es – laut einer Studie sogar über sechzig Prozent aller Österreicherinnen zwischen 20 und 45. Im Bett, am Sofa, unter der Dusche, manche sogar heimlich am Klo während der Arbeit. Nur – was eigentlich? Schwedische Feministinnen wollten es unlängst benennen.

Selbstbefriedigung

Die Organisation für sexuelle Erziehung war nämlich der Meinung,

dass der Frau eine eigene Begrifflichkeit für Onanie zustehe. Noch ist man sich nicht ganz einig, aber Klittra, Pulla und Selfa sind gut im Rennen. Leider gingen die Damen nicht näher darauf ein, welcher Begriff dann den Akt an sich beschreiben soll: Pullen wir uns dann? Oder klittern wir? Anyway. Vielleicht rufe ich ja einen Wettbewerb für den deutschsprachigen Raum aus. Viel wichtiger ist allerdings, die Sache endlich mal zu enttabuisieren – und zwar radikal. Denn Klittern (hihi) hat viele schöne und wichtige Seiten. Selbst-Liebe ist – wie Sport oder eine Massage – eine effiziente Methode, sich emotional wie auch physisch zu entspannen. Sie senkt den Blutdruck und hilft bei Einschlafstörungen. Sie setzt Endorphine frei und bringt uns unseren Körper näher. Sie hilft gegen Regelbeschwerden und allgemeinen Blues.

Schon klar, ein Vibrator schickt keine Karte zum Valentinstag

und lädt nicht zum Candlelight-Dinner. Aber auf einer Party for One sind Sie sicherlich der glücklichste Gast.

Was dich auch interessieren könnte