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Darum will Bayern Jägern eine Abschussprämie zahlen

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Wildschweine
Das Wildschwein als Seuchenbote? Der Freistaat fürchtet die Afrikanische Schweinepest und will mit finanziellen Anreizen für mehr Abschüsse sorgen. © picture alliance / Gregor Fische

Die Afrikanische Schweinepest breitet sich in Osteuropa aus. In Bayern gibt es noch keine Nachweise – damit das auch so bleibt, will die Staatsregierung Jäger mit Prämien dazu motivieren, mehr Wildschweine zu schießen.

München – In Osteuropa häufen sich Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP). Vor allem Wildschweinbestände in Polen, im Baltikum oder in Tschechien sind betroffen. Die Zahl der Ausbrüche in Osteuropa hat sich innerhalb von drei Jahren von 300 auf mehr als 3000 erhöht. Mit den Nachweisen in Tschechien steht die für den Menschen zwar ungefährliche, aber für Schweinehalter wirtschaftlich bedrohliche Seuche vor der Tür Bayerns. Die Staatsregierung will nun mit einem Maßnahmenpaket verhindert, dass die Schweinepest auch in den Freistaat eingeschleppt wird.

„Wir müssen alles tun, um diese Seuche von Bayern fernzuhalten“, sagte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) nach der gestrigen Kabinettssitzung. Neben verschiedenen Aufklärungskampagnen setzt die Staatsregierung auf Anreize für die Jägerschaft. Das Ziel: Die hohe Wildschweindichte in Bayern soll reduziert werden, weil infizierte Tiere die Seuche über die Grenze tragen könnten. Für das Erlegen von Frischlingen und Bachen, die keine Jungtiere mehr aufziehen, sollen Jäger eine Prämie von 20 Euro erhalten, ebenso für die Untersuchung von tot aufgefundenen Tieren nach ASP-Viren. Damit soll sichergestellt werden, dass ein möglicher Ausbruch rechtzeitig erkannt wird. Insgesamt stehen für das Anreizprogramm laut Huber bis Ende 2018 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Der bayerische Jagdverband reagierte erfreut auf die neue Regelung. „Wir begrüßen diese Unterstützung“, sagte Sprecherin Gertrud Helm. Bislang sei es für Jäger kaum rentabel gewesen, Überläufer (Tiere im zweiten Lebensjahr) oder Frischlinge zu schießen. „Allein die obligatorische Trichinenuntersuchung kostet pro Tier schon 27 Euro. Bei jungen, noch kleinen Tieren bleibt da für den Jäger wenig bis gar nichts übrig.“

Dennoch sei die private Jägerschaft auch ohne finanziellen Anreiz fleißig gewesen. „Es wurde schon jetzt mehr Schwarzwild erlegt, als im Vorjahr“, sagt Helm. Im Jagdjahr 2015/16 wurden rund 85.000 Wildschweine erlegt, so viele wie nie zuvor in Bayern. Die Population im Freistaat steigt seit Jahren an – weil die Tiere hier nahezu paradiesische Bedingungen vorfinden. Dank der milden Winter überleben viele Jungtiere und durch den großflächigen Maisanbau gibt es Futter satt. Die Maisfelder grenzen oft direkt an den Wald, was der Jagdverband immer wieder kritisiert. „Wir brauchen Schuss-Schneisen, um das Schwarzwild effektiv bejagen zu können“, sagt Helm. „Da müssen die Landwirte auch ihren Beitrag leisten.“

Auch der bayerische Bauernverband begrüßt den Kabinettsbeschluss. Behörden und Jäger würden die Verantwortung für die Reduzierung des Schwarzwildbestands tragen. „Wir Landwirte unterstützen die Jäger aber tatkräftig dabei“, betonte Bauernpräsident Walter Heidl.

Die Freien Wähler sehen in der wachsenden Wildschweinpopulation auch Versäumnisse bei der Staatsregierung. In den Bayerischen Staatsforsten würde das Schwarzwild zu sehr geschont. Parteichef Hubert Aiwanger fordert, die Jagdruhe in den staatlichen Pirschbezirken für Frischlinge und Überläufer von Februar bis Mai aufzuheben. Zudem sollten die Trichinenbeschaukosten wie in Tschechien vom Staat übernommen werden.

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