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Thanatopraktiker balsamieren Tote ein

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Nicht jeder hat das Glück, friedlich zu Hause zu sterben und einfach einzuschlafen. Mancher Tote ist etwa durch einen Unfall entstellt. Thanatopraktiker behandeln die Leiche dann so, dass der Verstorbene der lebenden Person ähnelt. Für die Angehörigen ein wichtiger Job.

Ihre Arbeit ist für die Angehörigen sehr wichtig: Anika Oppermann ist Bestatterin in Berlin und macht eine Weiterbildung zur Thanatopraktikerin. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
1 / 8Ihre Arbeit ist für die Angehörigen sehr wichtig: Anika Oppermann ist Bestatterin in Berlin und macht eine Weiterbildung zur Thanatopraktikerin. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Vorbereitung auf die Einbalsamierung: Wer wie Anika Oppermann im Job ständig mit dem Tod konfrontiert wird, muss eine stabile, psychische Verfassung haben. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
2 / 8Vorbereitung auf die Einbalsamierung: Wer wie Anika Oppermann im Job ständig mit dem Tod konfrontiert wird, muss eine stabile, psychische Verfassung haben. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Anika Oppermann lernt einen sehr alten Job. Die Fachkräfte sorgen dafür, dass schwere Verletzungen kaschiert und Totenflecken nicht sichtbar sind. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
3 / 8Anika Oppermann lernt einen sehr alten Job. Die Fachkräfte sorgen dafür, dass schwere Verletzungen kaschiert und Totenflecken nicht sichtbar sind. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Thanatopraktiker tauschen bei Leichen die Körperflüssigkeiten aus, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
4 / 8Thanatopraktiker tauschen bei Leichen die Körperflüssigkeiten aus, um den Verwesungsprozess zu verlangsamen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Anika Oppermann sorgt dafür, dass jeder Verstorbene einen würdevollen Abschied bekommt. Ihre Arbeit beginnt damit, dass sie den Toten zunächst einmal desinfiziert. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
5 / 8Anika Oppermann sorgt dafür, dass jeder Verstorbene einen würdevollen Abschied bekommt. Ihre Arbeit beginnt damit, dass sie den Toten zunächst einmal desinfiziert. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Machen die Einbalsamierung zu zweit: die angehende Thanatopraktikerin Anika Oppermann und der Bestatter René Menzel. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
6 / 8Machen die Einbalsamierung zu zweit: die angehende Thanatopraktikerin Anika Oppermann und der Bestatter René Menzel. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Wer wie Anika Oppermann als Thanatopraktiker arbeiten möchte, sollte erst eine Ausbildung zum Bestatter machen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
7 / 8Wer wie Anika Oppermann als Thanatopraktiker arbeiten möchte, sollte erst eine Ausbildung zum Bestatter machen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert
Trotz der ständigen Auseinandersetzung mit dem Tod ist Anika Oppermann mit Freude bei der Arbeit. Sie hat den Anspruch, dass jeder Tote einen Abschied in Würde hat. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert
8 / 8Trotz der ständigen Auseinandersetzung mit dem Tod ist Anika Oppermann mit Freude bei der Arbeit. Sie hat den Anspruch, dass jeder Tote einen Abschied in Würde hat. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert © Klaus-Dietmar Gabbert

Berlin (dpa/tmn) - Um Abschied nehmen zu können, wollen viele Angehörige ihren Verstorbenen noch einmal sehen. Doch was, wenn die Todesursache ein Autounfall oder ein Sturz ist? Oft sind die Körper der Toten dann entstellt.

«Diese Verstorbenen sehen nicht mehr so aus, wie sie zu Lebzeiten ausgesehen haben», sagt Anika Oppermann. Sie ist Bestatterin in Berlin und macht gerade eine Weiterbildung zur Thanatopraktikerin. Die Fachkräfte, auch Einbalsamierer genannt, sorgen dafür, dass schwere Verletzungen kaschiert und Totenflecken nicht sichtbar sind oder die Leiche nicht unangenehm riecht.

Der Beruf des Thanatopraktikers ist ein sehr alter Beruf. In Deutschland sei der Beruf nicht so verbreitet wie in Großbritannien oder Frankreich, erklärt Oliver Wirthmann vom Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB). Auch in den USA würden viel mehr Verstorbene thanatopraktisch behandelt, in Ländern mit einem wesentlich wärmeren Klima sei das manchmal sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Die Ausbildung zum Thanatopraktiker teilt sich in einen theoretischen und praktischen Teil und schließt mit einer staatlich anerkannten Prüfung ab. Die Theorie lernt man in der Regel über vier Wochen in Düsseldorf und im Bundesausbildungszentrum in Münnerstadt in der Nähe von Schweinfurt. Die Ausbildung habe es in sich, sagt Oppermann: «Das ist wie ein kleines Medizinstudium.» So befasst sie sich im Seminar etwa mit dem Aufbau des menschlichen Körpers und mit dessen Organen.

Um praktische Erfahrung zu sammeln, müsse sich jeder Seminarteilnehmer einen Mentor suchen, erläutert Heiko Mächerle, Vorsitzender des Vereins Deathcare, dem rund die Hälfte aller in Deutschland praktizierenden Thanatopraktiker angehört. Die Seminarteilnehmer schauen ihrem Mentor in der Regel bei mehreren Behandlungen über die Schulter. Die Weiterbildung dauere ungefähr ein bis anderthalb Jahre und ist in der Regel berufsbegleitend.

Nicht zu unterschätzen sei die psychische Belastung durch den intensiven Kontakt mit den Toten, sagt Oppermann. «Man darf das nicht zu nah an sich heranlassen.»

Auch wenn es in Deutschland nur etwa 100 ausgebildete Thanatopraktiker gibt, sei die Qualifikation nicht unbedingt gesucht, sagt Heiko Mächerle. «Nur etwa vier bis fünf Prozent der Verstorbenen werden in Deutschland einbalsamiert.» Dennoch könne die Weiterbildung bei der Jobsuche von Vorteil sein: «Natürlich ist jeder Arbeitgeber froh, wenn er einen solchen Fachmann im Hause hat.»

Grundsätzlich werde in Deutschland jeder Verstorbene hygienisch versorgt, bevor er aufgebahrt und anschließend beerdigt oder verbrannt wird, sagt Wirthmann. Thanatopraktisch werde er nur auf ausdrücklichen Wunsch der Angehörigen versorgt. Die Weiterbildung ist nicht günstig: Mitglieder des Bundesverbandes BDB zahlen rund 3900 Euro, Nichtmitglieder 400 Euro mehr. Oben drauf kommen die Kosten für Übernachtungen und Anreise.

Obwohl sie täglich mit dem Tod zu tun hat, macht Anika Oppermann ihre Arbeit mit Freude. «Der Tod gehört nun einmal zum Leben dazu», sagt die Berlinerin. Wichtig sei ihr vor allem eins: «Dass zum Tod auch die Würde gehört.»

Informationen zur Weiterbildung

Verein Deathcare

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