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Frontalunterricht? Nicht mit Django 3000

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„So textsicher wie ihr war koana.“ Sänger Kamil Müller (re.) lobte die Fans für ihr gesangliches Engagement. Mit seiner Band Django 3000 sorgte er für intime Momente im Gewölbekeller im „Gasthaus“ in Tölz. Foto: Gmach
„So textsicher wie ihr war koana.“ Sänger Kamil Müller (re.) lobte die Fans für ihr gesangliches Engagement. Mit seiner Band Django 3000 sorgte er für intime Momente im Gewölbekeller im „Gasthaus“ in Tölz. © Gmach

Bad Tölz - Ein ungezwungenes Beisammensein, zu dem ein paar Talentierte ihre Instrumente mitbringen: So fühlte sich das komplett unverstärkte Konzert von Django 3000 im „Gasthaus“ an.

Die Band Django 3000 weigerte sich am Mittwochabend im „Gasthaus“, die Bühne zu betreten. Starallüren?! Von wegen. Die selbsternannten „bayerischen Zigeuner“ hatten nicht mal einen Tontechniker dabei. Auf der Bühne des heimeligen Gewölbekellers standen also nicht die vier Musiker, dort saßen ihre Fans. Zwischen Zuhörern und Künstlern strikt zu trennen, wäre aber zu einfach. Denn es war ein bezaubernder Abend, an dem viele fröhliche Menschen zusammen bayerische Lieder sangen, schwitzten und zum Off-Beat sprangen und klatschten.

Django 3000 sind gerade auf Unpluggend-Tour – und meinen es auch so. Im ausverkauften „Gasthaus“ bildeten sie einen Halbkreis, mitten im Raum, mitten unter den Glücklichen, die eine der raren Karten für den exklusiven Auftritt ergattert hatten. Die Band verzichtete auf den üblichen Frontalunterricht eines Live-Konzerts, diese Männer machten einfach Musik, nur mit ihren Händen, Füßen und Kehlen. Und: Komplett unverstärkt. Zugegeben, Sänger Kamil Müller hatte seine Akustik-Gitarre und ein Mikrofon angesteckt – aber auch nur, um lautstärkemäßig mit Kontrabass und Schlagzeug mitzuhalten. Man kennt sowas aus schottischen Pubs, dieses ungezwungene, persönliche Beisammensein, zu dem ein paar Talentierte ihre Instrumente mitbringen. Genau so fühlte sich dieses Konzert von Django 3000 an.

Phasenweise. Denn wenn die vollbärtigen Chiemgauer ihre Partykracher „Heidi“, „Zeit fia ois“ oder „Danz ums Feia“ auspackten, erinnerte die Atmosphäre eher an die aufgheizte, vollbesetzte Kajüte eines mittelgroßen Segelschiffs, in dem alle nur feiern wollten. Auf Django-Art, versteht sich: „So textsicher wie ihr war no koana“, komplimentierte Müller die Besucher. Sie waren hauptsächlich in Gestalt junger Frauen gekommen, teilweise sangen und klatschten sie so laut mit, dass man die Geigen-Soli von Florian Starflinger nur noch erahnen konnte. Starflinger – schwarze, gelgeschleckte Haare, schwarzes Shirt, Sonnenbrille – gab sich wie immer betont lässig. Aber er mahnte das Publikum auch einmal: „Jetzt miaßt’s zuahern.“

Diese Aufforderung galt gerade für ruhige Songs, wie das melancholisch-schöne „Hey Mam“, das vom Abschiednehmen handelt. Diese intimen Momente, wenn alle lauschten, Michael Unfried Fenzl seinen Kontrabass und Müller seine tiefe, kratzige Stimme warm brummen ließen: Das war das zweite Gesicht dieses gefühlten Wohnzimmer-Konzerts. Das erste, feierwütige Gesicht überwog allerdings. Den Höhepunkt lieferten sie bei „Wuide, weide Weid“, als sie ihren Chor (das Publikum) zum kollektiven „Lei, la, lei, lei“ ermunterten. Der Chor sang und sang – auch noch, als die Musiker längst samt Kontrabass im kleinen Backstage-Raum verschwunden waren. Das perfekte Ende? Vielleicht. Aber die Djangos kamen zur Zugabe, wieder und wieder. Vielleicht noch besser.

Tobias Gmach

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