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Firmen im Tölzer Land kämpfen noch mit Unwetter-Folgen

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Auch das Dach des Bichler Rathauses wurde arg in Mitleidenschaft gezogen.
Auch das Dach des Bichler Rathauses wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. © ARP

Das Hagelunwetter macht auch den Firmen in den betroffenen Dörfern schwer zu schaffen. Teils musste die Produktion eingestellt werden, andere unterbrachen den Betriebsurlaub. Für die große Hilfe, oft auch von Mitarbeitern, sind alle dankbar.

Benediktbeuern/Bichl/Kochel/Arzbach – „Es ist verdammt viel Arbeit“, sagt Klaus Bichler, Geschäftsführer vom „Landhaus Benediktenhof“ in Arzbach, über die vergangenen Tage. Dort wurden fünf Kubikmeter Dachziegeln und 16 Kubikmeter Grünzeug nach dem Unwetter entsorgt. „Gott sie Dank hatten wir sehr gute Helfer, die schon am Samstagabend gekommen sind, um das Dach wieder zu decken. Sonst wäre der Schaden immens gewesen“, sagt Bichler. Für die Unterstützung ist er sehr dankbar. „Alleine hätten wir das nicht geschafft.“ Aufgrund dessen könne das Hotel auch alle Zimmer weiterhin vermieten, niemandem musste abgesagt werden. „Aber alle Autos der Gäste waren kaputt.“ Anfangs hätte es noch Leihwagen gegeben, „aber dann waren auch die aus“, sagt Bichler. Einige Gäste seien dann mit dem Zug abgereist, andere wurden von Familienmitgliedern abgeholt.

Die Urlauber hätten sich nach dem Unwetter unterschiedlich verhalten, berichtet Bichler. „Zwei Gäste haben volle zwei Tage mitgeholfen, die Schäden zu beseitigen. Andere haben sich am zweiten Tag beschwert, warum der Schwimmteich noch nicht wieder zur Verfügung steht.“

Bäckerei in Bichl hat massive Wasserschäden

In der Gemeinde Bichl wurden bei dem Unwetter unter anderem die Dächer von der Metzgerei Kramer und der Bäckerei Eberl beschädigt. Die Metzger-Familie Kramer macht gerade Betriebsurlaub. „Wir haben spontan für drei Tage einen Imbiss aufgemacht, weil die zahlreichen Handwerker, Helfer und Feuerwehrleute Verköstigung brauchten“, berichtet Rudi Kramer. Das beschädigte Dach wurde rasch abgedichtet. „Ein Metzger kann alles“, sagt er augenzwinkernd.

Bäckermeister Josef Eberl jun. berichtet von „massiven Wasserschäden“ in Café, Betriebs- und Privatwohnung. „Unser Dach ist komplett hinüber.“ Er rechnet mit einem Gesamtschaden von rund 500 000 Euro. In der Backstube schlug der Hagel einige Fenster ein, aber alle Gerätschaften seien in Betrieb. „Wir können alle Kunden bedienen, auch das Café ist geöffnet“, sagt Eberl.

Metzgerei in Benediktbeuern musste Produktion einstellen

In Benediktbeuern hat die Metzgerei von Peter Reßl in den vergangenen Tagen nur einen Abverkauf gemacht. Die Produktion im Schlachthaus im Gewerbegebiet musste stillstehen, die Halle wurde arg beschädigt. Reßl geht von einem Gebäudeschaden im sechsstelligen Bereich aus, hinzu kämen die fehlenden Einnahmen. „Unsere Gastronomie- und Klinikkunden haben verständnisvoll reagiert“, ist er dankbar. Diese Woche läuft die Produktion wieder an. Trotz aller Einbußen sagt Reßl: „Das Wichtigste ist, dass bei dem Unwetter niemand gestorben ist. Das wäre mit keinem Geld der Welt auszugleichen gewesen.“

Den Betrieb schon wieder aufgenommen hat die Benediktbeurer Firma Elprog, ebenfalls angesiedelt im Gewerbegebiet. „Wenigstens kam das Unwetter nicht während der Arbeitszeit. Da hätte es sicher Verletzte gegeben“, sagt Stefan Ulrich, der Technische Leiter und stellvertretende Geschäftsführer, angesichts der vielen eingeschlagenen Fenster. Zudem wurden allen Lieferfahrzeuge zerhagelt. Deshalb weiche man gerade auf UPS aus, so Ulrich. Dankbar ist er den vielen Mitarbeitern, die gleich am Wochenende kamen, um in der Firma beim Aufräumen zu helfen. „Unter ihnen waren auch einige, die zu Hause Schäden haben. So eine Leistung ist schon enorm.“ Zudem stelle Elprog den Feuerwehr-Helfern die Kantine zur Verfügung. „Wir hatten hier über 100 Leute, die Brotzeit gemacht haben.“

Supermarkt in Benediktbeuern musste nur kurz schließen

Apropos Brotzeit: Die Lebensmittelversorgung war in den vergangenen Tagen immer gegeben. „Wir haben nur am Samstag unmittelbar nach dem Unwetter schließen müssen, weil wir Schäden am Dach hatten“, sagt eine Mitarbeiterin des Benediktbeurer Edeka-Marktes, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Aber schon am Montag konnte man wieder ganz normal öffnen, alle Waren wurden geliefert.

Die Folgen des Unwetters aus einer ganz anderen Perspektive erlebt das Kochler Entsorgungsunternehmen Schweiger. Es stellt Container zur Verfügung. „Wir selbst hatten Glück, weil wir am Freitag alle unsere Fahrzeuge aufgrund der Wettervorhersage vorsichtshalber unters Dach gestellt haben“, berichtet Geschäftsführer Hans Schweiger. Das Stahldach auf dem Betriebsgelände sei heil geblieben. „So ein Unwetter habe ich noch nie erlebt“, erinnert sich Schweiger. „Die ersten Hagelkörner waren viereckig, wie zusammengefrorene Eiszapfen.“

Hans Schweiger: „Die Leute sind sehr dankbar“

Die Nachfrage an Containern zur Entsorgung von Ziegeln, Glas und Grüngut sei jetzt natürlich riesig, berichtet Schweiger. Er beschäftige sogar Fremdfirmen zum Ausfahren, außerdem müssten die Sachen zu verschiedenen Lagerplätzen in der Region gefahren werden. Gearbeitet werde pausenlos. „Die Leute sind sehr dankbar, dass ihnen geholfen wird.“

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