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Obdachlosenheim in den Loisachauen nicht mehr tragbar

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Hausen, nicht wohnen: Die Obdachlosenunterkunft – Zimmer und Gebäude – in den Loisachauen in Garmisch-Partenkirchen sind alt und heruntergekommen
d8a66b7c-6305-4e71-8fa1-99e097d3bc72.jpg © Thomas Sehr

Obdachlose in Garmisch-Partenkirchen brauchen eine andere Unterkunft. Das Haus in den Loisachauen ist nicht länger tragbar. Darin sind sich alle Verantwortlichen einig. Ebenso in ihrer Sorge, wie Bürger auf einen neuen Standort reagieren werden.

Garmisch-Partenkirchen/Burgrain – Es riecht nach Kartoffelkeller. In dem seit vielen Jahren geraucht wird. Den wenig frische Luft erreicht. Dieser Geruch – er bleibt in der Nase. Draußen, im Garten vor dem Haus, kann man es sich auch nicht gemütlich machen. Den hat das Hausschwein in Beschlag genommen. Doch selbst wenn der Schlamm, in dem sich die Sau so wohlfühlt, einem saftigen Rasen weichen würde – sitzen würde dort im Sommer wohl trotzdem kaum jemand. „Dieser Dreck und dieser Lärm“ – SPD-Gemeinderätin Mechtild Morhart schüttelt den Kopf. Menschen mitten in einem Industriegebiet unterzubringen, zwischen Firmen aus der Bau- und Müllbranche – für sie eine Katastrophe. Genauso wie für Bürgermeisterin Dr. Sigrid Meierhofer (SPD). Bei einem Besuch im Obdachlosenheim in den Loisachauen bei Burgrain machen sie klar: Hier muss sich etwas ändern.

Die Menschen in der Unterkunft wohnen nicht, sie hausen

Die Situation in der Unterkunft hat unter anderem Alfred Neuner in der Garmisch-Partenkirchner Bürgerversammlung im November angeprangert. Die Menschen dort „wohnen nicht, sie hausen“, sagte er. Tatsächlich ist das Gebäude alt, heruntergekommen, in einem desolaten Zustand. Mindestens seit den 1960er Jahren – so genau weiß das keiner – wird es ursprünglich als Unterkunft für reisende Handwerker, später für Obdachlose genutzt.

Seit bestimmt 25 Jahren übt auch der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der sich im Landkreis um die Betreuung Obdachloser kümmert, Kritik an der Einrichtung. Zumindest die wohnliche Situation im Haus habe sich in der Vergangenheit verbessert, sagt SkF-Geschäftsführer German Kögl. „Die Lage aber ist fatal.“ An warmen, trockenen Sommertagen könne man nicht einmal ein Fenster öffnen. „Sonst bekommt man eine Staublunge.“ Zudem hält er die Signalwirkung eines solchen Standorts für verheerend: „Man setzt Leute am Rand der Gesellschaft noch weiter an den Rand.“

Eine Sanierung des Hauses  - falsch investiertes Geld?

Deshalb beantragte Morhart für die SPD-Fraktion bereits im Dezember 2016, die Obdachlosenunterkunft so schnell wie möglich zu schließen – während das CSB im Februar dieses Jahres aufgrund des „unwürdigen Allgemeinzustands“ einen Antrag stellte, das Heim zeitnah zu sanieren. Für Meierhofer falsch investiertes Geld. Dann stünde nur ein schöneres Haus am vollkommen falschen Ort.

Eine Alternative hat sie bereits im Auge. Einiges müsste man an dem Objekt umbauen, die zentrale Lage aber spreche dafür. Morhart brachte im SPD-Antrag ein vererbtes Haus in der Ferdinand-Barth-Straße in Garmisch-Partenkirchen ins Gespräch. Doch verraten weder sie noch die Bürgermeisterin, welches Gebäude sie ins Auge fassen. Denn sie machen sich Sorgen um die Reaktionen der Bürger.

Ein Szenario, das sie fürchten – überspitzt formuliert: Jeder fordert, die Obdachlosen aus der Unterkunft in den Loisachauen herauszuholen. Nur als Nachbarn will sie niemand haben. Das Sankt-Florian-Prinzip. „Ich bin gespannt“, sagt Morhart nur.

Dr. Sigrid Meierhofer: „Man muss den Leuten die Ängste nehmen.“ 

Die Bedenken kann Kögl nachvollziehen. Seine Organisation hat daher einen anderen Weg gewählt: Von der Öffentlichkeit fast unbeachtet, mietete der SkF im Oktober ein Haus in Garmisch-Partenkirchen an, um Obdachlose zu betreuen. Mitten in einem Wohngebiet. Mehr sagt Kögl nicht. Es gebe keine Probleme, niemand in der Nachbarschaft beschwere sich, das Miteinander funktioniere bestens. Kögl will, dass das so bleibt. Deshalb entschied sich der SkF, die genaue Lage nicht zu verbreiten. „Ob das der richtige Weg ist, weiß ich nicht“, sagt Kögl. Er habe sich jedenfalls bewährt.

Meierhofer hat sich für intensive Aufklärungsarbeit entschieden. „Man muss den Leuten die Ängste nehmen.“ Vorher aber befasst sich erst einmal der Gemeinderat mit dem Projekt. Einen konkreten Zeitplan kann Meierhofer nicht nennen. „Noch in diesem Jahr“ will sie das Thema um eine neue Obdachlosenunterkunft im Gremium einbringen.

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