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Grüne empört: Verschwörungstheoretiker darf im Taufkirchner Kulturzentrum referieren

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Taufkirchen ist bunt.
Bei einer AfD-Veranstaltung 2017 haben Gegendemonstranten diese Kärtchen auf eine Leine vor dem Kulturzentrum aufgehängt. Jetzt soll hier ein Verschwörungstheoretiker einen Vortrag halten. © Marc Schreib

Der umstrittene Schweizer Historiker Daniele Ganser veranstaltet im Taufkirchner Kulturzentrum einen Achtsamkeitsworkshop. Im Gemeinderat ist man darüber nicht erfreut.

Taufkirchen – „Wie kann es sein, dass ein Verschwörungstheoretiker und Rechter im Kultur- und Kongresszentrum auftreten darf?“, fragt Grünen-Fraktionsvorsitzende Gabi Zaglauer-Swoboda im Gremium. „Ein Klick und die Mitarbeiter im Kulturzentrum hätten stutzig werden müssen.“ Im Internet stehe schließlich alles über den vermeintlichen Friedensforscher Daniele Ganser.

Es geht um folgende Veranstaltung: Am Sonntag, 3. März, gibt Daniele Ganser einen Achtsamkeitsworkshop im Kultur- und Kongresszentrum in Taufkirchen. Von 10 bis 17 Uhr will er helfen, den inneren Frieden und die Wahrheit zu finden. 180 Euro kostet der Workshop. Auf seiner Homepage finden sich weitere Vorträge. In Salzburg referiert er demnächst zum „Imperium USA und dem Einfluss auf Europa“, in Ingolstadt zum Thema Weltfrieden, in Basel zum „Krieg in der Ukraine und im nahen Osten“.

Städte wie Dortmund und Nürnberg haben Gansers Auftritt untersagt

Der Schweizer Publizist und Historiker ist vor allem in rechten Kreisen beliebt. Er verharmlose in seinen Vorträgen den Holocaust, stelle die Anschläge vom 11. September 2001 oder gegen das Satirejournal Charlie Hebdo infrage und schiebe Corona elitären Mächten zu. Als Ganser im letzten Jahr in Hannover zum Thema Ukraine-Krieg referierte, demonstrierten vor dem Kuppelsaal 100 Menschen, wie das ZDF berichtet. Städte wie Dortmund und Nürnberg haben seinen Auftritt untersagt. In vielen anderen Orten tritt Ganser weiter auf. „Er ist ein Antisemit und Rassist“, sagt Zaglauer-Swoboda.

Für die Grünen in Taufkirchen ist klar: Sie hätten Daniele Ganser den Auftritt untersagt. Vor eineinhalb Jahren hat der Gemeinderat Richtlinien basierend auf der Menschenwürde für die Buchung im Kulturzentrum beschlossen. Die gilt allerdings nur für örtliche Parteien und Vereine. Rudi Schwab sagt: „Die Kulturreferenten müssen künftig noch mehr in diese Richtung sensibilisiert werden.“ Und auch für Jutta Henkel ist unverhandelbar: „Wir können von den Kulturreferenten verlangen, dass sie so einen Bewerber ablehnen. Wir müssen mehr als vorsichtig sein, welchem Mob wir hier einen Raum geben.“

Ohne Rechtsgrundlage ist eine Verwehrung schwierig

Bürgermeister Ulrich Sander (parteilos) erwidert: „Es ist nicht möglich, alle Referenten zu überprüfen.“ In vielen Fällen fehle die rechtliche Grundlage, um den Zutritt zu verwehren. Das sieht Henkel anders: „Im Zweifel kann man sagen, dass die Räume leider ausgebucht sind.“

Ohne Rechtsgrundlage ist für Sander Stillschweigen und Gewähren die bessere Option. 2017 wollte die Gemeinde eine Afd-Veranstaltung verhindern. Sie hat verloren und musste am Ende die Gerichtskosten selbst zahlen. Er sagt: „Wenn wir diesen Leuten öffentlich einen Raum geben, haben sie ihr Ziel erreicht.“

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