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„Wahnsinnige Bedingungen“: Arktische Kälte in USA und Kanada - Video zeigt historischen Polarwirbel

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Extreme Polarluft: Windchill-Temperatur ist auf dem auf Mount Washington auf minus 78 Grad gesunken. US-Wetterbehörde NWS Video Gipfelkamera
Extreme Polarluft: Windchill-Temperatur ist auf dem auf Mount Washington auf minus 78 Grad gesunken. Die US-Wetterbehörde NWS meldet „wahnsinnige Bedingungen“. © Screenshot Twitter/NWSCLE

Polare Luftströme mit starken Windböen haben den Osten der USA und Kanada getroffen. Die Wetterbehörde NWS spricht von historischen Werten.

Boston – Die US-Wetterbehörden warnten vor einem gefährlichen Kälteeinbruch im Nordosten der USA und Kanada. Für 25 Millionen Amerikaner wurde eine sogenannte „Windchill-Warnung“ herausgegeben. Die kälteste Windkälte in der Geschichte der USA wurde am Samstagmorgen auf dem Mount Washington im US-Bundesstaat New Hampshire gemessen: Eine Windchill-Temperatur von minus 108 Grad Fahrenheit – umgerechnet minus 73 Grad Celsius.

Rekord Windchill-Temperatur: Minus 73 Grad auf Mount Washington gemessen

Von diesem historischen Moment hat die US-Wetterbehörde NWS Aufnahmen der Gipfelkamera auf Twitter geteilt. „Das ist Extremwetter!“, ist dort zu lesen. Auf dem wackeligen Video sind offenbar Umrisse der schneebedeckten Wetterstation am höchsten Gipfel im Nordosten der USA zu sehen. Es wird kurz hell, dann wieder dunkel. Die Bilder sehen unwirklich aus. Für die extreme Windchill-Temperatur ist die Kombination von einer Lufttemperatur von minus 43 Grad und Windböen mit bis zu Tempo 177 verantwortlich.

„Wahnsinnige Bedingungen“: US-Wetterdienst NWS teilt Aufnahmen von der Gipfelkamera am Mount Washington

Der Berg Mount Washington (1.920 Meter) werde seinem Ruf gerecht, das schlechteste Wetter der Welt zu haben, heißt es weiter in dem Tweet. „Wahnsinnige Bedingungen“ nennt die NWS die Temperaturen von minus 42 Grad Fahrenheit, Windchill minus 101 Grad Fahrenheit und Windböen mit Spitzen von 127 Meilen pro Stunde (ca. 204 km/h).

Extreme Kälte in den USA – Metropole an der Ostküste bibbert

Wegen der extremen Kälte wurden in der Metropole Boston am Freitag vorsorglich öffentliche Schulen geschlossen. Am Samstag lagen die Werte dort im Ostküstenstaat Massachusetts bei minus 22,8 Grad Celsius. Die Temperatur fiel unter den bisherigen Rekord aus dem Jahr 1881 von minus 20,6 Grad. Das berichtet das Nachrichtenportal ABC News. Die Windchill-Werte haben demnach sogar bei minus 37,2 Grad Celsius gelegen.

Die NWS-Außenstelle in Caribou im weiter nördlich gelegenen Bundesstaat Maine meldete für die an der Grenze zu Kanada gelegenen Ortschaft Frenchville eine Windchill-Temperatur von minus 51 Grad. Bei solchen Temperaturen kann es dem NWS zufolge bereits innerhalb von fünf Minuten zu Erfrierungen an ungeschützten Hautstellen kommen.

Arktische Kälte in den USA: Behörden melden Frostbeben

Zudem seien aus der Region sogenannte Frostbeben gemeldet worden. Diese Erschütterungen der Erdoberfläche werden nach Angaben des NWS von plötzlich auftretenden Rissen in gefrorenem Boden oder gefrorenem Wasser im Gesteinsuntergrund verursacht.

Dem NWS zufolge lagen die Temperaturen jedoch darüber hinaus in weiten Teilen des Nordwestens der USA und der Atlantikküste bis zu 15 Grad unter den für die Jahreszeit üblichen Durchschnittswerten. Dort galten wegen der extrem niedrigen Temperaturen Wetterwarnungen, ebenso wie in der kanadischen Provinz Québec und weiteren Teilen Ostkanadas. Auf dem Flughafen der Millionenstadt Montréal wurde eine Windchill-Temperatur von minus 41 Grad gemessen, in Boston minus 34 Grad. In New York City wurden im Central Park minus 16 Grad gemessen. Im Laufe des Sonntags sollen wärmere Luftmassen der extremen Kälte ein Ende bereiten.

Welche Rolle spielt der Polarwirbel bei der extremen Kälte?

Für den extremen Kälteeinbruch in den USA und Kanada ist der Polarwirbel verantwortlich, erklärt Meteorologe Jan Schenk bei weather.com. Ende Januar sei der Polarwirbel gestört und abgedrängt worden. Starker Hochdruck aus Sibirien hatte zuvor den Polarwirbel „gestreckt“. Dadurch konnte arktische Kaltluft weite Teile Nordamerikas erfassen. Der Wetterexperte geht davon aus, dass sich der Polarwirbel „wieder fängt“ und sogar wieder Richtung Nordpol wandert. Allerdings könnte sich das schon Mitte Februar ändern. Starker Hochdruck aus Asien nimmt Anlauf und bringt extrem warme Luft zum Nordpool, so lautet seine Prognose. Dabei werde der Polarwirbel erneut abgedrängt. Ob es wieder zu einem arktischen Wintereinbruch in Nordamerika kommt, bleibt abzuwarten.

Erst vor Weihnachten sorgte eine extreme Kältewelle in den USA für Chaos. Eisregen und Schneemassen legten den Verkehr ausgerechnet vor den Weihnachtsfeiertagen lahm. Mindestens 50 Menschen starben. (ml/afp)

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