Wie du dir deines Bewusstsein bewusst werden kannst — und welche Meditationsübung dir dabei hilft

Das Wort “Bewusstsein” oder das “Bewusstsein erweitern”, fällt im Zusammenhang mit Meditation immer wieder.

Wir sprechen über andere Bewusstseinsebenen, die wir mit Hilfe von Meditation erreichen können, aber was sind diese Bewusstseinsebenen, wie kommen wir dort hin und wie fühlen sie sich an?

 

Das Geheimnis der Meditation: Achtsamkeit entwickeln

Die Praxis der Meditation ist eine Übung, dass heißt zum einen müssen wir diese Praxis konsequent wiederholen, jeden Tag, um positive Wirkungen und Erfolge zu erfahren, zum anderen müssen wir die Praxis selber erleben!

Ohne dieses eigene Erleben, können wir gar nicht verstehen oder wahrnehmen welche Bewusstseinsebenen es gibt und wie diese sich im Laufe der eigenen Praxis verändern.

Das heisst, irgendwann müssen wir uns dazu entscheiden, den ersten Schritt zu machen, um die Reise der Meditation zu starten.

Eine solide Meditations-Praxis beginnt mit der Entwicklung deiner eigenen Bewusstheit, des Bewusstseins und deiner Aufmerksamkeit.

Bewusstheit ist dein mentaler Muskel, der dich auf deiner Meditations-Reise begleitet und zwar Schritt für Schritt. Bewusstheit wird auch als das Geleitet-Sein durch das klare Bewusstsein beschrieben.

Das Geheimnis von Meditation liegt darin, dass du Achtsamkeit entwickelst, fokussierst und lenkst.

Achtung: unter Aufmerksamkeit verstehen wir die fokussierte Form der Bewusstheit. Wir können Aufmerksamkeit und Bewusstheit daher austauschbar verwenden. Bewusstheit ist daher auch eine Art Achtsamkeit, die wir ja durch eine regelmäßige Meditations-Praxis erreichen wollen.

Bewusstheit bedeutet also, dass wir ganz verankert im Hier und Jetzt, all unsere Aufmerksamkeit auf einen Punkt fokussiert haben.

Jetzt gerade ist meine Bewusstheit ganz beim Tippen dieses Artikels. Meine Bewusstheit, meine Aufmerksamkeit ist darauf gebündelt, etwas zu schreiben, was du dir neuen Input gibt und dir dazu noch Freude macht zu lesen.

Das Bewusstsein geht noch über die Bewusstheit hinaus. Bewusstsein existiert unabhängig von unserem Gehirn oder Verstand. Es ist das Wesen des Höchsten Selbst und bildet, so können wir sagen, die Grundlage für das menschliche Selbst.

Bevor ich dir eine Übung verrate, die dir hilft, dir deines Bewusstseins bewusst zu werden, gehen wir kurz zurück zur Meditation.

Stell dir vor, dein Bewusstsein ist wie Licht. Vereinfacht dargestellt, kannst mit einem diffusen Licht einen ganzen Raum aufhellen oder du kannst mit einer Taschenlampe in eine bestimmte Ecke leuchten, um dir etwas ganz genau anzuschauen.

Ähnlich kannst du dieses Licht, in Form von Bewusstsein in deiner Meditation einsetzen. Du kannst dein Bewusstsein stärken, in dem du es in deiner Meditation auf ein bestimmtes Objekt fokussierst, z.B. ein Mantra oder eine Visualisierung. Um dein Bewusstsein so ausgerichtet zu halten, brauchst du eine gute Konzentration.

Wenn du deine Konzentration noch mehr herausfordern möchtest, kannst du üben dein Bewusstsein zu erweitern, in dem du alles was du in deiner Umgebung wahrnehmen kannst, mit in deine Meditation einfliessen lässt, z.B. Gerüche, Geräusche, Gefühle…

Wie das diffuse Licht, dass einen ganzen Raum erhellen kann, kannst du mit deinem Bewusstsein deine ganze Umgebung wahrnehmen.

Übung: Dir deines Bewusstseins bewusst werden

Ob du es willst oder nicht, dein Bewusstsein ist bei allem was du tust dabei. Lesen, Fahrradfahren, Fernsehen oder Meditieren.

Mit dieser kleinen Übung kannst du dir deines Bewusstseins bewusst werden:

Finde einen ruhigen Ort und nimm dir ca. 10 Minuten Zeit.

Eine Übung, wie du dir deines Bewusstseins bewusst werden kannst
  1. Achte zuerst darauf, was es für dich heißt bewusst zu sein?! Welche Momente in deinem Alltag gibt es, in denen du bestimmte Dinge für einen Moment vergisst, in denen du dir bestimmter Dinge nicht bewusst bist? Welche Momente sind das?

  2. Dann schliess deine Auge, atme und nimm wahr ob du dir vermehrt internen oder externen Empfindungen bewusst bist. Was nimmst du eher wahr Gedanken und/oder Fantasien? Oder bemerkst du vermehrt, wenn du von einer Sinneswahrnehmung zur nächsten wechselst? (Das vermehrte wahrnehmen von mentalen Aktivitäten führt dazu, dass du weniger im Hier und Jetzt bist)

  3. Als nächstes nimm wahr ob dein Bewusstsein sich gern auf ein bestimmtes Objekt, eine Empfindung ausrichtet oder ob es alles einschliessen möchte, was es in deiner Umgebung gibt. Egal ob dein Bewusstsein von Objekt zu Objekt wandert, egal ob das schell oder langsam passiert. Beobachte einfach den Fluss deines Bewusstsein, so wie er ist.

  4. Jetzt achte darauf, wo dein Bewusstsein immer wieder hinwandert. Sind das bestimmte Objekte, Gedanken, Empfindungen oder Sinneswahrnehmungen? Und was versucht es zu vermeiden? Wohin will dein Bewusstsein nicht wandern?

  5. Zum Abschluss nimmst du dein Bewusstsein an die Hand und fokussiere es ganz bewusst auf bestimmte Dinge. Vielleicht ein bestimmtes Gefühl in deinem Körper. Dann wirst du merken, dass du in der Zeit die Geräusche im Raum gar nicht mehr wahrnimmst. Wie lange kann dein Bewusstsein an einem Punkt verharren, bis es zum nächsten wandert?

Diese Übung kannst du einmal oder immer wieder machen. Sie soll dir erstmal nur einen Eindruck geben, wie du dein Bewusstsein wahrnehmen kannst und wie es sich für dich anfühlt.

Im Zweifel wirst du merken, dass dein Bewusstsein sehr sprunghaft ist und schnell von einem Objekt zum nächsten wandert.

Diese “Sprunghaftigkeit” kannst du über eine gute Konzentration steuern. Kein Wunder also, dass in den meisten Traditionen der Meditation Konzentration unterrichtet wird.

Deine Konzentration stärken

Je stärker deine Konzentration, desto tiefer und stabiler wird deine Meditation und um so leichter kannst du dein Bewusstsein lenken und leiten.

Dir ist sicher schon einmal aufgefallen, dass kreative Menschen, egal ob Sportler:innen, Musiker:innen, Sänger:innen oder Schriftsteller:innen (oder wer auch sonst) in der Lage sind, sich voll und ganz auf eine Sache auszurichten, zu fokussieren und alles andere, um sie herum auszublenden. Einen 500 Seiten Roman zu schreiben, bedarf einer enormen Konzentration!

Manchen Menschen fällt es von Natur aus leicht sich zu konzentrieren, aber seien wir ehrlich im Zeitalter von Telefon, Internet und Co. wird es für uns alle immer schwieriger unsere Konzentration zu halten.

Falls du schon jetzt zu den Menschen gehörst, die regelmäßig meditieren, ist dir sicher bereits aufgefallen, das Meditation dazu beiträgt, deine Gedanken und deinen Verstand zu beruhigen. Das ständige rasen der Gedanken, wird mit der Zeit weniger, weil du auch hier deinen Verstand ausrichtest, auf einen Punkt, deine Meditation.

Diese Art der Konzentration kann mit Hilfe eine Mantra, oder wie oben schon erwähnt, mit einer Visualisierung erfolgen. Je mehr du diese Art der Konzentration übst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du in einen Zustand der Absorption gelangst. Absorption ist das, was in der Yoga-Philosophie auch Samadhi genannt wird.

Weiter heißt es in der Philosophie, das in diesem Zustand das Gefühl des getrennten Selbst aufhört und nur das Objekt der Aufmerksamkeit übrig bleibt. Anders ausgedrückt führt die Konzentration zur Erfahrung von Einheit mit dem Meditations-Objekt. Du wirst eins mit deinem Mantra.

Bewusstseinserfahrung

Dieses “eins werden” mit etwas, können wir bereits als eine höhere Bewusstseinsebene wahrnehmen. Das Große und Ganze betrachtend, ist es das Verständnis, dass du nicht getrennt von der Welt, sondern in Gemeinschaft mit dieser bist.

Aber auch Momente in denen du voll und ganz in etwas aufgegangen bist — sei es der Sonnenuntergang in deinem letzten Urlaub, das Hören von deinem Lieblingssong oder auch im Gespräch mit Freunden. Bewusstseinserfahrungen sind die Momente, in denen Zeit und Raum scheinbar stehen bleiben und das Bewusstsein des Selbst verschwindet.

Dein rezeptives Bewusstsein erweitern

Unterschied zwischen Konzentration und rezeptivem Bewusstsein

Unter rezeptivem Bewusstsein verstehen wir ein Bewusstsein, dass alles umschliesst. Wie bei unserem Beispiel mit dem Licht, wäre das rezeptive Bewusstsein das diffuse Licht, dass einen ganzen Raum erhellt. Nur das es eben nicht diffus sondern ganz klar fokussiert ist.

Konzentration erdet, stabilisiert und diszipliniert deinen Verstand. Das rezeptive Bewusstsein hingegen, weitet die Grenzen deines Verstandes. Es schafft platz, damit du dich näher mit deinem Verstand auseinander setzten kannst.

Dein rezeptives Bewusstsein schliesst vermeintliche Ablenkungen mit in deine Erfahrung ein, anstatt zu abzublocken.

In der Meditation versuchen wir einen guten Ausgleich zu schaffen, zwischen Konzentration, Fokussierung auf einen Punkt und Erweiterung des rezeptiven Bewusstsein, um unseren Verstand kennenzulernen.

Es geht darum offen und bewusst zu bleiben, für alles was während unserer Meditation aufkommt. Darüber werden wir schliesslich zur wahren Identität geführt, die im Sein selbst besteht.

Für Anfänger:innen der Meditation ist es jedoch am wichtigsten eine gute Konzentration aufzubauen, bevor sie dazu übergehen alles bewusst Willkommen zu heißen, was in der Meditation auftaucht. Konzentration ist die Basis für jede solide Meditations-Praxis. Darum ist es durchaus sinnvoll sich erstmal auf eine Meditationsart festzulegen und im besten Fall einen Meditationslehrer:in zu haben.

Kontemplation und Meditation

Doch Konzentration und Bewusstsein sind nur die halbe Miete in der Meditation. Wenn du das jahrtausende alte Ziel von Meditation erreichen möchtest  — dich vom Leiden zu befreien, brauchst du Einsicht und Verständnis.

Du musst wissen, wie dein Verstand funktioniert, wann und warum du dein Leiden unnötig verlängerst, welche Gedankenmuster immer wieder aufkommen und dich festhalten und an welchen Ideen dein Verstand einfach haften bleibt.

Hier kommt wieder die Kreativität und dein kreatives Denken ins Spiel, dass besonders im Alltag dazu führt, dass du über deine Grenzen hinausgehst und Lösungen für Probleme findest, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind.

Kontemplation ist also der nächste Schritt nach Konzentration und Bewusstsein.

Wenn du deine Konzentration gestärkt und deine Bewusstheit ausgeweitet hast, hast du Raum für tiefere Einsichten und Erfahrungen, die über das was du weißt und das was dein Verstand bereits erlebt hat hinausgehen.

In dem Zustand der Entspannung und des geöffneten Bewusstseins kannst du dir Fragen stellen, egal ob es dabei um deine spirituelle Entwicklung geht, um deine Beziehungen, deinen Beruf oder deine Freundschaften.

Zusammenhang von Meditation und Bewusstsein

Alles was du tun musst, ist dir eine Frage zu stellen, dein Bewusstsein auf diese Frage zu lenken und dann zu beobachten, welche Antworten, Gefühle oder Empfindungen du wahrnehmen kannst.

Hier ein paar Fragen als Inspiration:

  • Wie fühle ich mich heute?

  • Welchen Schritt möchte ich in meiner Beziehung jetzt gehen?

  • Was würde ich mir für meinen Beruf wünschen?

  • Wie möchte ich XY in Zukunft begegnen?

Fazit

Durch Konzentration festigst du deinen Verstand, so dass er nicht weiter von der Flut irrelevanter Gedanken und Emotionen abgelenkt ist.

Dann hast du ein gutes Fundament, um von der Konzentration in das rezeptive Bewusstsein überzugehen, verschiedene Bewusstseinsebenen zu erreichen.

Sobald dein Bewusstsein offen ist kannst du über kontemplative Fragen in tiefere Erfahrungen deines Selbst eintauchen, Antworten auf Fragen bekommen, die du in deinem Alltagsleben nicht erhalten würdest und deine Meditation individuell auf dich ausrichten.



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Fünf Tipps für deine tägliche Meditation — Welche Effekte eine Meditations-Routine wirklich hat und wie du ganz einfach dran bleibst!

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Warum Meditation eine spirituelle Praxis ist