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Österreich: Auch beim Nachbarn große Sorge um die Kombihaltung

Nicht nur in Bayern wächst die Sorge um die Akzeptanz der Kombihaltung in der Rinder- und vor allem Milchviehhaltung. Der Markt schafft hierzulande Fakten, indem der deutsche Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mit seinen bekannten Ankündigungen, ab welchem Zeitpunkt in seinen Eigenmarken ausschließlich Milch aus Haltungsform 3 bzw. 4 abgefüllt sein soll, klare Leitplanken setzt. Damit wäre bei der Vermarktung über den LEH nicht nur die gesetzliche Grundlage der Tierhaltung, also Haltungsform 1, sondern auch die Haltungsform 2, also Laufstall- und Kombihaltung obsolet und die Milch nur noch über andere Wege zu vermarkten. Auch der Druck von Politik, Stichwort "Vorgabe im Koalitionsvertrag" und auch von NGO´s wie kürzlich wieder von Greenpeace, nimmt beständig und für die Beteiligten auf zermürbende Weise immer mehr zu. Sogar die bayerischen Grünen, eigentlich Verfechter von kleineren Strukturen und Diversifizierung,  haben in ihrem kürzlich vorgestellten Regierungsprogramm zur Landtagswahl der Kombihaltung mit der hinlänglich bekannten Definition an Bewegungsmöglichkeiten nur eine Übergangsfrist eingeräumt. Das führt zu immer stärkerer Verunsicherung bei Betrieben, die zur Rinder- und Milchviehhaltung keine Alternative haben, aber unter den gegenwärtigen Vorgaben jegliche weitere Investition in Tierwohlmaßnahmen meiden.
Ein ähnliches Szenario ist auch im benachbarten Österreich zu beobachten, die einen sehr hohen Exportanteil von Milch und Milchprodukten nach Bayern und Deutschland aufzuweisen haben. Dort wurden schon vor Jahren die ganzjährigen Anbindehalter, von Berufstand und von den vornehmlich genossenschaftlichen Molkereien gleichermaßen,  konsequent zumindest in die Kombihaltung transformiert. Damit sollte eine langfristige Perspektive für die recht kleinstrukturierte österreichische Milchwirtschaft, sowohl die Erzeuger- wie die Verarbeiterseite geschaffen werden. Während aber das Nachbarland in manchmal beneidenswertem Maße von Pragmatismus und anzuerkennender Schläue (Stichwort: Ausnahmeregelungen von gesetzlichen Vorgaben) geprägt ist, verlaufen hierzulande notwendige (oder auch nicht notwendige) Transformationsprozesse eher in ideologischen und somit unlogischen Bahnen ab. 
Dieser Tage hat die recht boulevardesk agierende Wiener Kronen Zeitung die aktuelle Entwicklung in Österreich und Deutschland unter dem Titel "Glückliche Kühe - saure Milch" kommentiert. Der Export nach Deutschland sei nunmehr stark gefährdet, weil der deutsche Handel nur noch Milchprodukte von glücklichen, also nicht angeketteten Kühen verkaufen will. Folge wäre nach Helmut Petschar, dem Präsidenten der österreichischen Milchvermarkter ein weiteres Bauernsterben. Einerseits wird die Weiterentwicklung des Tierwohls gut geheißen, andererseits werden aber auch von der Kronen Zeitung beim Blick in den österreichischen Spiegel Befürchtungen laut - und Unverständnis, aber sofort ein patriotischer Gegenschlag! "Denn dann dürften ja die eigenen Kühe, wie sie seit Generationen in der kleinteiligen alpinen Landwirtschaft Österreichs gehalten werden, die untertags auf den Weiden grasen und abends in den Stallungen, wenn auch angebunden, würziges Heu verzehren, wohl glücklicher sein als ihre Artgenossen in der in Deutschland üblichen Massentierhaltung. Und am wichtigsten: Die Milch, die sie uns schenken, dürfte wesentlich hochwertiger sein".
Unsere bayerische Meinung dazu: Allen kleineren oder größeren Unterschieden und Sichtweisen zum Trotz sollten wir jetzt nicht auch noch anfangen, die österreichischen Betriebe mit knapp 24 Kühen durchschnittlich recht klein, gegen die bayerischen mit etwa 43 Kühen ebenfalls "nicht groß" oder auch die deutschen mit knapp 70 Kühen im Durchschnitt gegeneinander auszuspielen. Es geht um eine pragmatische und auch ökonomisch sich auch rechnende Weiterentwicklung der Rinderhaltung. Dazu zählt in vielen Gebieten Europas eben auch die Kombihaltung, in welche finalen Definition auch immer. Und das Wort "Massentierhaltung" im Rinderbereich ist in den allermeisten Fällen einfach nicht zutreffend!. Also bitte!

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