Berlin. U-Bahn-Stationen oder Lost Places? Die kaputtesten U-Bahnhöfe von Hermannplatz bis Bismarckstraße – und warum sie so gruselig aussehen.

Bahnhöfe mit nackten Betonwänden. Offene Tunneldecken, aus denen das Wasser tropft und Kabel hängen, verbretterte Bahnsteige, die zum Drogenkonsum und als Pissoirs genutzt werden. Neben den aktuellen Problemen wie maroden Zügen oder Kabeldiebstahl und den Großbaustellen an der U6 und U8 gehören die Dauerbaustellen an vielen Bahnhöfen zum täglichen Ärgernis vieler Fahrgäste. Seit mehr als zehn Jahren wird an manchen Stationen gebaut. Bei anderen weiß niemand, wie lange es noch dauert.

Unfreiwilliges Symbolbild: BVG-Eigenwerbung am U-Bahnhof Rathaus Steglitz.
Unfreiwilliges Symbolbild: BVG-Eigenwerbung am U-Bahnhof Rathaus Steglitz. © BM | Uta Keseling

Ja, sicher: Viele der 175 Berliner U-Bahnhöfe sind mehr als 100 Jahre alt, manche stehen unter Denkmalschutz. Die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb und in Koordination mit vielen Behörden sind kompliziert. Der Sanierungsbedarf an Berlins U-Bahnnetz und den Bahnhöfen belaufe sich bis 2035 auf 3,5 Milliarden Euro, teilte die BVG vor einem Jahr mit. Gebaut werden muss demnach auf allen Linien, allein für die U6 werde mit 470 Millionen Euro kalkuliert. Aber: Bahnhöfe, auch die der U-Bahnen, sind auch Orte für Menschen, die täglich viel Zeit hier verbringen. Bahnhöfe sind Aushängeschilder, sie sind ein Gesicht der Stadt. Und oft auch ein Sinnbild für ihren Seelenzustand.

Was tut also die BVG, neben der Inszenierung von Musicals („Tarifzone Liebe“) und lustigen Tweets („Weil wir dich lieben“)? Wir haben nachgefragt, warum es an manchen Bahnhöfen so schlimm aussieht. Und wie lange das noch so bleibt.

Bismarckstraße: Ein Bahnhof als Rekord-Baustelle

U-Bahnhof Bismarckstraße in Charlottenburg: Hier wird seit zehn Jahren saniert, das Bau-Ende wird seit Jahren verschoben.
U-Bahnhof Bismarckstraße in Charlottenburg: Hier wird seit zehn Jahren saniert, das Bau-Ende wird seit Jahren verschoben. © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz

Noch vier Jahre, dann stellt der U-Bahnhof Bismarckstraße in Charlottenburg den Rekord des Flughafen BER ein. Dieser Bau brauchte 14 Jahre – der Umsteigebahnhof Bismarckstraße (U2 und U7) ist dem BER mit zehn Jahren Bauzeit hart auf den Fersen. Wobei der ganze Bahnhof selbst erst 45 Jahre alt ist und somit fast ein Viertel seiner „Lebenszeit“ Baustelle war. Das dürfte für einen weiteren Rekord reichen. Immerhin, könnte man sagen, kleben inzwischen neue, grüne Kacheln. An den Wänden. Von den bloßen Betondecken baumeln nach wie vor Kabel, Durchgänge sind zugestellt mit Bauabsperrungen.

Was wird gebaut? Sanierung der nördlichen Vorhalle, Verkaufseinrichtungen, der nördlichen Rolltreppen.

Wann wird es fertig? 2020, hieß es mal, dann Ende 2022, dann das Frühjahr 2023, aktuell informiert die BVG: Ende 2024.

Warum dauert das so lange? Im Laufe der Jahre wurden als Ursachen das aufwendige Vergabeverfahren zur europaweiten Ausschreibung genannt, dann Einschränkungen infolge der Corona-Pandemie und Material-Engpässe. Aktuell heißt es, es dauere deswegen so lange, weil man bei laufendem Betrieb nur drei Stunden pro Nacht arbeiten könne.

Möckernbrücke: Warum zwei Rolltreppen im Sarg verschwanden

An der Möckernbrücke wurden zwei Rolltreppen mit Stahlblech verschlossen. Die Fahrstühle, die sie ersetzen sollen, kommen seit Jahren nicht.
An der Möckernbrücke wurden zwei Rolltreppen mit Stahlblech verschlossen. Die Fahrstühle, die sie ersetzen sollen, kommen seit Jahren nicht. © BM | Uta Keseling

Eigentlich sollten bis 2020 alle 175 U-Bahnhöfe der BVG barrierefrei sein, dann hieß es: bis 2022. Aktuell seien 85 Prozent der Bahnhöfe „stufenlos erreichbar“, so heißt es auf der BVG-Website.

Das gilt nicht für den Umsteige-Bahnhof Möckernbrücke (U1, U3, U7). Und das nicht, weil es dort keine Rolltreppen gäbe – im Gegenteil. Aber nirgendwo waren Rolltreppen so oft „Stehtreppen“ wie hier. Inzwischen sind zwei von ihnen unter dicken Stahlblechen „eingesargt“ worden. Die schlechte Nachricht: Wir werden sie nie wiedersehen.

Was wird gebaut? Aktuell: nichts. „Die Fahrtreppen hatten ihre maximale Nutzungsdauer erreicht und hätten durch Neubauten ersetzt werden müssen“, teilt die BVG mit. Weil anstelle der Rolltreppen künftig Aufzüge installiert werden sollen, werde auf einen Austausch verzichtet. Und das schon ziemlich lange. Schon 2019 sollte der erste Fahrstuhl von insgesamt vier gebaut werden. Den ersten verhinderte das Bezirksamt im Namen einer Grünfläche. Jetzt heißt es: Der Einbau der Aufzüge könne erst im Zuge der Sanierung der Kaimauer des Landwehrkanals umgesetzt werden.

Wann wird es fertig? Tja. „Ein genaues Startdatum müssten Sie bitte beim Wasserschifffahrtsamt erfragen.“

U-Bahnhof Senefelder Platz: „Achtung, Verlängert!“

Wegen der Deckensanierung im U-Bahnhof Senefelder Platz fahren auf der U-Bahnlinie U2 nachts Busse. Das Hinweisschild am U-Bahnhof Stadtmitte hat einen roten Sticker, ähnlich wie Shows oder Zirkusplakate. Nur: Wo dort stehen würde „Wegen des großen Erfolgs verlängert“, steht hier „Achtung, Änderung!“ Was heißen soll, dass die Bauarbeiten länger dauern als geplant.  
Wegen der Deckensanierung im U-Bahnhof Senefelder Platz fahren auf der U-Bahnlinie U2 nachts Busse. Das Hinweisschild am U-Bahnhof Stadtmitte hat einen roten Sticker, ähnlich wie Shows oder Zirkusplakate. Nur: Wo dort stehen würde „Wegen des großen Erfolgs verlängert“, steht hier „Achtung, Änderung!“ Was heißen soll, dass die Bauarbeiten länger dauern als geplant.   © BM | Uta Keseling

Die U-Bahnlinie U2 haben manche Fahrgäste inzwischen aus ihrem inneren Fahrplan gestrichen. Erst ließen im Sommer 2022 Bauarbeiten eines Hochhauses am Alexanderplatz den U-Bahn-Tunnel einsacken, fast ein Jahr lang war der Verkehr eingeschränkt. Seit März saniert die BVG zudem die Tunneldecke am Senefelder Platz. Auswirkungen auf den Verkehr seien nicht zu erwarten, hieß es anfangs, die Arbeiten würden bei laufendem Betrieb oder nachts erledigt. Ende August wollte man fertig werden. Nach wie vor fahren nachts zwischen Stadtmitte und Senefelder Platz Busse. Wie auf vielen Hinweisschildern der BVG kleben hier rote Sticker, die zunächst aussehen wie bei Plakaten für Shows (oder Musicals). Auch die lustigen Smileys in BVG-Gelb führen in die Irre: Das gelbe Gesicht mit dem Pfeil steht offenbar für Ersatzverkehr. Die Sticker : „Achtung, Änderung!“ bedeuten: Es dauert noch.

Was wird gebaut? Die Tunneldecke, es gibt neue Fliesen und neues Licht.

Wann wird es fertig? Die BVG verspricht: am 21. Dezember. Diesen Jahres.

Grenzallee: Einsames Graffito singt gegen die Beton-Tristesse an

Am U-Bahnhof Grenzallee wurden die Kacheln vor sechs Jahren entfernt. Inzwischen gibt es immerhin einen Aufzug. Warum dauert alles so lange?
Am U-Bahnhof Grenzallee wurden die Kacheln vor sechs Jahren entfernt. Inzwischen gibt es immerhin einen Aufzug. Warum dauert alles so lange? © BM | Uta Keseling

Die Nachricht vor einem Jahr klang nach einem Wunder: Die Bauarbeiten am U-Bahnhof Grenzallee in Neukölln (U7) seien abgeschlossen, hieß es. Doch wer glaubte, dem Bahnhof seien wundersamerweise über Nacht neue Fliesen auf den kahlen Betonwänden gewachsen, der irrte. Fertig ist seitdem immerhin ein Fahrstuhl. Die Kacheln fehlen seit sechs Jahren, von den kahlen Betonwänden singt seitdem ein „Sponge Bob“-Schwamm als Graffito tapfer gegen die Tristesse an.

Was wird gebaut? Kacheln. Einige waren lose und mussten entfernt werden.

Wann wird das fertig? In drei Jahren. Stand jetzt. BVG: „Die Arbeiten sollen voraussichtlich in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres beginnen und bis 2026 beendet sein.“

U-Bahnhof Hermannplatz: Unterirdische Kathedrale des Grauens

Der Bahnsteig der U7 am Hermannplatz ist eigentlich eine unterirdische, zitronengelbe Kathedrale. Knapp 100 Jahre alt, mit fast neun Metern hohen Säulen und Direktzugang zu Karstadt. 2020 verwandelte die BVG den Bahnhof mit gigantischen Blechkäfigen in eine Art Set für einen Gruselfilm. Seitdem drängen sich die Fahrgäste auf schmalen Rest-Bahnsteigen und in klaustrophobischen Durchgängen, die zum Drogenkonsum und als Klos genutzt werden. Wo in anderen Bahnhöfen wenigstens zwangsoptimistische Plakate aufgehängt werden („Bahnhofsbereich und Läden erstrahlen bald in neuem Glanz“, Rathaus Steglitz), scheinen hier nicht mal mehr Graffitisprayer Interesse zu haben.

Was wird gebaut? Die aus dem Jahr 1926 stammende Deckenkonstruktion war nur noch eingeschränkt tragfähig. Ein neuer Bahnhof ließ sich unter dem stark befahrenen Hermannplatz nicht bauen. Deshalb wird die rund 2500 Quadratmeter große Decke von unten saniert. Die „umfangreichen Gerüstkonstruktionen“ auf dem Bahnsteig schränkten „die verfügbare Fläche ein wenig ein“. Die erforderlichen Mindestabstände würden aber eingehalten. Das Wellblechverkleidung sei aus Stabilitätsgründen gewählt worden.

Wann wird das fertig? Voraussichtlich Ende 2024.

Karl-Marx-Straße: Verwahrloster Kiosk als Müll-Kunstwerk

Der verwahrloste Kiosk im U-Bahnhof Karl-Marx-Straße in  Neukölln: Ist das Kunst oder kann das weg? Wenn ja, warum ist es dann nicht weg? 
Der verwahrloste Kiosk im U-Bahnhof Karl-Marx-Straße in  Neukölln: Ist das Kunst oder kann das weg? Wenn ja, warum ist es dann nicht weg?  © BM | Uta Keseling

Den Anblick kennt man auch von anderen Bahnhöfen, auch bei der S-Bahn: Verwahrloste Kioske. Das derzeit „schönste“ Exemplar wartet am U-Bahnhof Karl-Marx-Straße (U7) in Neukölln.

Ist das Kunst oder kann das weg? BVG: „Für die Vermietung der Gewerberäume in U-Bahnhöfen ist die Firma Urbanis zuständig. Eine Reinigung des Kiosks wurde bereits veranlasst.“

Yorckstraße: Hier besser nicht umsteigen

Zu den Orten, die man als Fahrgast vermeiden sollte, gehört seit Jahren der Bereich zwischen den beiden „historischen“ S-Bahnhöfen Yorck- bzw. Großgörschenstraße in Schöneberg und dem gleichnamigen U-Bahnhof der U7. Oberirdisch führt eine unübersichtliche Dauerbaustelle nicht nur Ortsunkundige aus Versehen in den fließenden Verkehr. Oder vom Fahrstuhl nördlich der Yorckstraße direkt auf den provisorischen Radweg davor. Vandalismus und Verwahrlosung sind hier ober- wie unterirdisch atemberaubend. Dazu beigetragen hat, dass auch hier vor sechs Jahren die Fliesen entfernt wurden. Seitdem sind die Bahnsteige düster, es fehlen Licht und Anzeigen. Zwischen Baustellenwänden wird gedealt und konsumiert.

Was wird saniert? Fliesen, Bahnhofshalle, Zugänge und der Beton. „Der Ausgang zur S2 wird im Zusammenhang mit dem Bau der S21 komplett neugebaut“, so die BVG. Aktuell klebt, immerhin, wie in der Bismarckstraße, ein neuer Fliesenspiegel. Decken und mehr fehlen noch.

Wann wird es fertig? Geplant war Herbst 2022. Dieses Frühjahr hieß es: „Im kommenden Herbst“. Aktuelle Auskunft: „Die komplette Fertigstellung ist für das kommende Frühjahr vorgesehen.“

Warum bekommen manche Bahnhöfe diese bunten Fliesen? BVG: „Um einen hohen Wiedererkennungswert zu erhalten.“ Die Kosten der bunten Fliesen seien annähernd dieselben wie für die grauen Standardfliesen anderer Stationen.

Kottbusser Tor: Musical-Plakate für die Problemzone

Problemzone ohne Liebe: Löcher in der Decke des Bahnsteigs am U-Bahnhof Kottbusser Tor in Kreuzberg.
Problemzone ohne Liebe: Löcher in der Decke des Bahnsteigs am U-Bahnhof Kottbusser Tor in Kreuzberg. © BM | Uta Keseling

Derzeit steht der nördliche Teil der U-Bahnlinie U8 zwischen Alexanderplatz und Osloer Straße still, hier wird noch bis 17. Dezember saniert. Doch auch die Bahnhöfe im südlichen Teil sind marode. Etwa am Kottbusser Tor in Kreuzberg. Am Bahnhof der U8 öffnen sich über den lebensfrohen Plakaten des BVG-Musical „Tarifzone Liebe“ tiefe Löcher.

Was ist geschehen? Mängel an der Betonsubstanz der Decke. Schon seit zwei Jahren wird gebaut. Ähnlich wie am Hermannplatz wird diese Stück für Stück durch Beton-Injektionen saniert.

Wann wird das fertig? Laut BVG Ende kommenden Jahres.

Schönleinstraße: Lost Place oder doch noch ein Bahnhof?

Verrottete Säule am U-Bahnhof Schönleinstraße. Der Bahnhof dürfte ein Rekordhalter sein in der Frage der aufgeschobenen Sanierung.
Verrottete Säule am U-Bahnhof Schönleinstraße. Der Bahnhof dürfte ein Rekordhalter sein in der Frage der aufgeschobenen Sanierung. © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz

Wurde dieser Bahnhof in Kreuzberg einfach aufgegeben? Das fragen sich Fahrgäste seit langem. Verrostete, gammelnde Säulen, finstere Ecken und ebensolche Gestalten, stechender Gestank: Augenscheinlich ist das einzige, was am Bahnhof Schönleinstraße „läuft“, der Drogenhandel. Und der Urin der Besucher.

Was wird gebaut? Teile der Deckenkonstruktion müssen ausgetauscht werden. Zudem solle die Station grundsaniert und barrierefrei werden, im laufenden Betrieb, hieß es in früheren Berichten.

(Wann) wird das fertig? Nun ja. 2015 hieß es: „dringender Sanierungsbedarf“. 2019 kündigte die BVG an, der Bahnhof Schönleinstraße werde saniert. 2020 versicherte man: Jetzt aber wirklich!Nächstes Ziel: „Voraussichtlich bis 2023/24“. Aktuelle Auskunft der BVG: Mit der Sanierung der Zugangsanlagen sei bereits begonnen worden. „Die restlichen Sanierungsarbeiten starten voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 und werden rund drei bis vier Jahre dauern.“

Warum sind manche Bahnhöfe so widerlich? Insgesamt investiere die BVG jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag für die Reinigung ihrer U-Bahnhöfe, so die BVG. Bis auf wenige Ausnahmen sei der Sauberkeitszustand der 175 U-Bahnhöfe als gut zu bezeichnen. Die U-Bahnhöfe Schönleinstraße, Heinrich-Heine-Straße sowie Weinmeisterstraße seien die letzten unsanierten Altbau-Bahnhöfe auf der U8, hier stehe die Überholung in den kommenden Jahren an. „Sie befinden sich alle in der höchsten Reinigungsklasse, werden also so oft und intensiv gereinigt wie möglich.“

U-Bahnhof Ullsteinstraße: Wasser sucht sich seinen Weg

Eigentlich immer, wenn es stark regnet, steigt in vielen Berliner U-Bahnhöfen der Wasserspiegel, rauscht über Treppen oder tropft aus Decken. Diesen Oktober traf es den U-Bahnhof Ullsteinstraße in Tempelhof. Wegen „Wassereinbruchs“ musste die Station immer wieder ohne Halt durchfahren werden, die ohnehin gerade saniert wird. Vor gut einem Jahr waren Schäden an den Fugen im Bereich der Brücke über den Teltowkanal festgestellt worden. Für Autofahrer gab es weniger Fahrspuren. Weil die Sanierung nur schrittweise möglich ist, dauert es entsprechend lange.

Wann wird das fertig?Insgesamt sollen die Arbeiten bis Ende 2024 dauern.

U-Bahnhof Paracelsus-Bad: Was der „Klo-Kasten“ am Bahnsteig macht

Seit Jahren schon tropft das Wasser in den Bahnhof Paracelsus-Bad. Nun hat die BVG eine Konstruktion basteln lassen, die das Wasser wenigstens nicht mehr an der Wand herunterlaufen lässt, sondern auf die Steine im Gleisbett leitet.
Seit Jahren schon tropft das Wasser in den Bahnhof Paracelsus-Bad. Nun hat die BVG eine Konstruktion basteln lassen, die das Wasser wenigstens nicht mehr an der Wand herunterlaufen lässt, sondern auf die Steine im Gleisbett leitet. © Dirk Krampitz | Dirk Krampitz

Während das Paracelsus-Bad in Reinickendorf seit 2019 saniert wird und trocken liegt, hat das Wasser seinen Weg in den gleichnamigen Bahnhof gefunden. Dort fließt es immer wieder rein – und das schon seit 2019. Unbeabsichtigt, auch wenn die Fliesen-Dekore an ein römisches Bad erinnern. Eine Bauwerksfuge ist undicht. Wenn dann noch eine weitere Fuge verstopft ist, die das Wasser eigentlich ableiten soll, plätschert’s. Die Wand erinnert inzwischen an eine Tropfsteinhöhle.Vor kurzem hat die BVG nun zwei Basteleien angebaut, die an hochhängende Toilettenspülkästen erinnern. Mit ihnen werde „das anfallende Wasser gezielt abgeleitet“ teilt die BVG mit. In den Schotter des Gleisbetts.

Wann wird das fertig? „Mittelfristig, idealerweise zusammen mit weiteren Tiefbauarbeiten im Umfeld. Wir stimmen uns immer bestmöglich mit fremden Bauvorhaben ab, damit nicht mehrfach in kurzer Zeit gebaut wird.“

Schloßstraße: Verschandeltes Denkmal unter der Erde

Der U-Bahnhof Schloßstraße ist architektonisch eine Art unterirdisches ICC. Schönste Pop-Architektur der 1970er-Jahre, leider verschandelt durch einen Sanierungsversuch. Geplanter Fertigstellungstermin: Tja.
Der U-Bahnhof Schloßstraße ist architektonisch eine Art unterirdisches ICC. Schönste Pop-Architektur der 1970er-Jahre, leider verschandelt durch einen Sanierungsversuch. Geplanter Fertigstellungstermin: Tja. © BM | Uta Keseling

Der U-Bahnhof Schloßstraße in Steglitz ist architektonisch eine Art unterirdisches ICC. Schönster Brutalismus, poppige Farben, runde Formen, Sichtachsen: So war es mal. Tatsächlich stammt der Bahnhof von den Architekten Schüler & Witte, ebenso wie das ICC am Messe-Gelände und der Bierpinsel über dem Bahnhof. Seit 2016 wird der Bahnhof saniert, zu spät stoppte der Denkmalschutz die Zerstörung der architektonischen Gestaltung. Seitdem gleicht auch diese Station einem Lost Place. Rolltreppen sind verrammelt, Läden geschlossen, Decken liegen offen, düstere Ecken sind „bewohnt“.

Was wird gebaut? Der Bahnhof soll nun wieder in den Urzustand gebracht werden – unter Wahrung der aktuellen Vorschriften. Der Betrieb der U9 auf zwei Geschossen bleibt erhalten. Die zweite Ebene war für eine U-Bahnlinie U10 gedacht, die nie realisiert wurde,

Wann wird es fertig? Als geplanter Fertigstellungstermin wurde vor längerer Zeit 2024 genannt.

Rathaus Steglitz: Zerberos wartet einsam am unfertigen Eingang zur Unterwelt

Der U-Bahnhof Rathaus Steglitz soll eigentlich Ende dieses Jahre fertig saniert sein. Was er großenteils auch schon ist - bis auf die fehlende Deckenverkleidung im Übergang Richtung E-Bahn. Der Zerberos bewacht seit den 1970-er Jahren den Eingang zur Unterwelt.
Der U-Bahnhof Rathaus Steglitz soll eigentlich Ende dieses Jahre fertig saniert sein. Was er großenteils auch schon ist - bis auf die fehlende Deckenverkleidung im Übergang Richtung E-Bahn. Der Zerberos bewacht seit den 1970-er Jahren den Eingang zur Unterwelt. © BM | Uta Keseling

„Bahnhofsbereich und Läden erstrahlen bald in neuem Glanz“, verspricht ein vollgekritzeltes Schild der BVG im U-Bahnhof Rathaus Steglitz. Wochenlang fuhr die U-Bahnlinie U9 wegen Bauarbeiten diesen Sommer nicht bis zum Rathaus Steglitz.

Wann wird das fertig? 2024 sollen auch im Bahnhof die letzten Arbeiten ausgeführt sein. Noch hockt jedoch der „Kerberos“, eine deckenhohe Skulptur, ebenso silbern wie ratlos, vor offenen Decken, heraushängenden Kabeln und leeren Schaufenstern, als warte er auf den versprochenen Bäcker, Blumenladen und mehr.

Birkenstraße: Schwimmbadgrüner Ort der Hoffnung – es geht doch

Schwimmbadgrüner Ort der Hoffnung, dass es doch möglich ist, Bahnhöfe fertig zu sanieren: Der U-Bahnhof Birkenstraße auf der Linie U9.
Schwimmbadgrüner Ort der Hoffnung, dass es doch möglich ist, Bahnhöfe fertig zu sanieren: Der U-Bahnhof Birkenstraße auf der Linie U9. © BM | Uta Keseling

Dass es tatsächlich möglich ist, Bahnhöfe fertig zu sanieren, zeigt der U-Bahnhof Birkenstraße auf in Moabit (U9). Seit 2016 lief die Instandsetzung des Bahnhofs samt barrierefreiem Ausbau, zusätzlichem Zugang und einem Aufzug, der „nur“ zwei Jahre nach Plan eröffnet wurde. Seit kurzem ist alles fertig. Ein schwimmbad-grüner, friedlicher Ort der Hoffnung.