Claudia Striffler hält die Stellung. Während ihre Chefin, die Grüne Bundestagsabgeordnete Priska Hinz, ihren Wahlkreis in Mittelhessen besucht, führt die 29-jährige Büroleiterin in der Hauptstadt die Geschäfte weiter.

Claudia Striffler hält die Stellung. Während ihre Chefin, die Grüne Bundestagsabgeordnete Priska Hinz, ihren Wahlkreis in Mittelhessen besucht, führt die 29-jährige Büroleiterin in der Hauptstadt die Geschäfte weiter. Im Büro ist heute einiges los. Die Debatte über das neue Stammzellengesetz hat eine neue Wendung genommen. Forschungsergebnisse aus den USA und Japan wurden publik, nach denen es möglich sein soll, Stammzellen aus Hautgewebe zu züchten.

Wenn die Ergebnisse stimmen, spielt es Strifflers Chefin in die Karten. Priska Hinz ist dafür, die derzeitige Stichtagsregelung beizubehalten und nicht, wie viele andere Abgeordnete befürworten, sie zu lockern.

Koordinieren und entscheiden

Claudia Striffler verteilt die Aufgaben für den Tag. Artikel zum Thema müssen ausgewertet werden und dann muss noch jemand den zuständigen Referenten der Fraktion kontaktieren. Wie viel ist dran an den Berichten? Soll eine Pressemitteilung rausgeschickt werden? Oder lässt man den Dingen lieber ihren Lauf? "Ich koordiniere und muss Entscheidungen treffen. Die Chefin ist allerdings immer Frau Hinz", sagt Claudia Striffler selbstbewusst. Die hoch gewachsene junge Frau spricht freundlich, aber verbindlich. Wichtige Aussagen unterstreicht sie mit wenigen Gesten. Man duzt sich bei den Grünen, von Joschka Fischer bis hin zum Praktikanten, dennoch ist klar, wer in diesem Büro die Anweisungen gibt, wenn die Chefin nicht da ist.

Jeden Tag wird das Büro mit Informationen und Anliegen von den unterschiedlichsten Seiten überschüttet. Striffler muss entscheiden, welche Dinge sie an die Spitze weitergibt und was sie selbst vorher klären kann. Wer sich selbst als Abgeordneter sehe, sei am falschen Ort, sagt sie. "Ich stehe in der zweiten Reihe. Aber da fühle ich mich im Moment sehr wohl."

Der Job ist eine Durchgangsstation. Oft bleiben die Mitarbeiter der Abgeordneten nicht länger als eine Legislaturperiode. Sie habe sehr viele junge Kollegen, erzählt Striffler. Die Aufstiegschancen sind allerdings nicht besonders gut. Wer das Büro eines Abgeordneten leitet, hat schon sehr viel erreicht. Später kann man dann vielleicht auch noch als Referent oder Koordinator der Fraktion arbeiten. Das ist es dann aber auch. Es sei denn, die Grünen würden Teil der nächsten Regierung. "Dann würde sich meine Arbeit stark verändern. Das wäre eine neue und spannende Herausforderung", sagt Claudia Striffler.

Sie selbst arbeitet bereits seit dem Jahr 2004 im Bundestag und gehört damit schon fast zu den alten Hasen. Striffler hat in Passau Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien studiert. Ein etwas unkonventioneller Studiengang, der sich nicht unbedingt von selbst erklärt, räumt sie lächelnd ein. Vorlesungen in Betriebswirtschaftlehre und Volkswirtschaft, dazu kamen zahlreiche Auslandsaufenthalte und Sprachstudien. Auch wenn der Studiengang nicht auf ein konkretes Berufsziel hinweise, habe er ihr dennoch dabei geholfen, sich in der Politik zurechtzufinden. Ihr Schwerpunkt: Interkulturelle Kommunikation.

Nicht nur Deutsche und Franzosen können aneinander vorbeireden. Wer in die Politik geht, sollte auch im Dialog mit Juristen oder Betriebswirtschaftlern bestehen können. Diese Fächer auch selbst studiert zu haben, ist allerdings nicht unbedingt nötig. Es sei denn, man arbeitet für einen Abgeordneten, der ein ausgewiesener Experte auf einem dieser Gebiete ist. Dann sind entsprechende Vorkenntnisse von Vorteil.

Begeisterung für Politik

Verträge mit dem Abgeordneten werden persönlich ausgehandelt. Die Gehaltsspanne bei Büroleitern ist dabei sehr unterschiedlich. Zwischen 2500 Euro und 9000 Euro brutto sind möglich. Abhängig ist die Bezahlung zum einen von der Größe des Büros und zum anderen von der Stellung des Abgeordneten. Wer für den Fraktionsvorsitzenden arbeitet, liegt am oberen Ende der Skala. Doch nur wegen des Geldes sollte man den Beruf nicht ausüben. Begeisterung für Politik und eine große Übereinstimmung mit den Inhalten des Abgeordneten ist nötige Voraussetzung. "Wäre es anders, würde man auf lange Sicht wohl schizophren", sagt Claudia Striffler lapidar.

Schließlich muss sie die Inhalte glaubwürdig vertreten können, wenn die Chefin mal nicht da ist. Schon während ihres Studiums engagierte sich Claudia Striffler in einem Forum für nachhaltige Entwicklung. Sympathien für die Grünen hegte sie schon lange. Für Priska Hinz zu arbeiten bedeutet für sie auch politisches Engagement. In Besprechungen kann sie ihre Inhalte und eigene Ideen mit einbringen. Und wenn ein grünes Grundsatzprogramm zur Bildungspolitik angenommen wird, steckt da in den meisten Fällen auch ein bisschen Claudia Striffler drin.