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Indien Indien: Kontrollierter Terrorakt mit Zeitzündern an Bomben

27.07.2008, 14:54
Indische Polizisten inspizieren in Ahmedabad einen der 16 Tatorte. (Foto: dpa)
Indische Polizisten inspizieren in Ahmedabad einen der 16 Tatorte. (Foto: dpa) EPA

Neu Delhi/dpa. - Indien ist erneut von einer verheerendenBombenserie erschüttert worden. Bei 16 offensichtlich koordiniertenSprengstoffanschlägen sind am Samstag in der westindischenMillionenmetropole Ahmedabad mindestens 45 Menschen getötet und 145weitere zum Teil schwer verletzt worden. Das teilte die Regierung desBundesstaates Gujarat am Sonntag mit.

Die zum Teil an Fahrrädern befestigten Bomben waren nach Angabender Polizei mit Zeitzündern versehen und explodierten am Samstagabend(Ortszeit) kurz hintereinander, unter anderem auf verschiedenenMärkten der Stadt und in Wohnvierteln. Mindestens eine Explosion habesich vor einem Krankenhaus ereignet, berichteten indische Medien.Durch die Wucht der Explosion wurde auch ein Bus zerstört. Anzahlreichen Gebäuden gingen Fensterscheiben zu Bruch.

Im Zuge der Ermittlungen seien allein im Bundesstaat Gujaratbislang mehr als 30 Verdächtigte vorläufig festgenommen worden,berichtete die Nachrichtenagentur IANS am Sonntag. Den Angabenzufolge durchsuchten Anti-Terror-Einheiten der Polizei in derFinanzmetropole Bombay zudem zahlreiche Wohnungen, aus denen unteranderem Computer sichergestellt wurden.

Zuvor hatte sich die muslimische Terrorgruppe «IndischeMudschaheddin» in einer E-Mail zu der Bombenserie in Ahmedabad, demwirtschaftlichen Zentrum Gujarats, bekannt. Aus indischenSicherheitskreisen verlautete, dass hinter der wenig bekannten Gruppedie radikal-islamischen Organisation Lashkar-e-Toiba stehen könnte,die für zahlreiche blutige Anschläge in Indien verantwortlich gemachtwird.

In dem Bekennerschreiben bezeichneten die Extremisten dieAnschläge als «Rache» für muslimische Opfer, die vor sechs Jahren beigewaltsamen Übergriffen radikaler Hindus in Ahmedabad und anderenStädten Gujarats ums Leben gekommen waren. Nach Angaben vonMenschenrechtlern waren bei den mehrwöchigen Unruhen im Jahr 2002mehr als 2500 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Muslime.

Landesweit wurden Polizei und Armee in Alarmbereitschaft versetzt.Staatspräsidentin Pratibha Patil und Premierminister Manmohan Singhriefen die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. Es gehe jetzt vor allemdarum, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das Innenministerium in NeuDelhi sprach von einem «Komplott, das Land zu destabilisieren».Bislang kam es jedoch nicht zu den von Sicherheitsexpertenbefürchteten Ausschreitungen zwischen Hindus und Muslimen.

Erst am Freitag waren bei einer Bombenserie in der südindischenHightech-Metropole Bangalore zwei Menschen getötet und sechs verletztworden. Insgesamt waren dort nach Angaben der Behörden binnen 15Minuten acht selbst gebaute Bomben mit schwacher Sprengkraftdetoniert. Mitte Mai starben mehr als 60 Zivilisten bei mehrerenAnschlägen in der auch bei ausländischen Touristen beliebten StadtJaipur. Auch dazu hatten sich die «Indischen Mudschaheddin» bekannt.

Bei einer Serie von Bombenanschlägen in der westindischen Millionenmetropole Ahmedabad sind zahlreiche Menschen getötet worden. (Grafik: dpa)
Bei einer Serie von Bombenanschlägen in der westindischen Millionenmetropole Ahmedabad sind zahlreiche Menschen getötet worden. (Grafik: dpa)
dpa