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Komödie "Die Staatsaffäre" Komödie "Die Staatsaffäre": Ferres als pubertäre Kanzlerin

Von Anne Burgmer 01.09.2014, 16:29
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen: Anna Bremer (Veronica Ferres) und der französische Präsident (Philippe Caroit).
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen: Anna Bremer (Veronica Ferres) und der französische Präsident (Philippe Caroit). SAT. 1 Lizenz

Die Rühreier – liebevoll gewürzt mit einer Prise Majoran – sind ein Traum. Da muss es doch auch mit Liebe klappen, denn welche Frau könnte einem Mann widerstehen, der in der Küche eine solch gute Figur abgibt? Die deutsche Bundeskanzlerin Anna Bremer (Veronica Ferres) auf jeden Fall nicht. Der französische Staatspräsident Guy Dupont (Philippe Caroit) bringt seine Kollegin zwar durch seine politischen Positionen auf die Palme, doch spätestens nach dem nächtlichen Zusammentreffen in der Hotelküche ist sie ihm hoffnungslos verfallen.

Ferres' Spaß am leichten Stoff

„Die Staatsaffäre“ heißt die Sat. 1-Komödie, die an diesem Dienstagabend der Frage nachgeht, ob zwei Regierungschefs ein Liebespaar sein können. Die Kanzlerin begegnet darin bei einem Gipfeltreffen dem neuen französischen Staatspräsidenten. Der ist nicht nur gut aussehend und charmant, sondern auch kein Unbekannter für die Deutsche. Vor 25 Jahren, in der Nacht des Mauerfalls hatten sich die beiden Studenten auf einer Party in Berlin getroffen. Doch aus der romantischen Liebesnacht auf einem Hausdach wurde nicht mehr, sie verloren sich durch unglückliche Umstände aus den Augen.

„Die Staatsaffäre“ ist nach der Komödie „Der Minister“ und dem Doku-Drama „Der Rücktritt“ schon der dritte Sat.-1-Film, der sich dem deutschen Politzirkus widmet. Veronica Ferres, das ist in den vergangen Jahren aufgrund vieler dramatischer Rollen ein wenig in Vergessenheit geraten, besitzt durchaus das richtige Timing für einen solchen Film. Und dass sie Spaß am leichten Stoff hat, merkt man ihr auch an, etwa in der Szene, in der Anna Bremer versucht, dem Präsidenten beim Joggen davon zu laufen und ihn dabei versehentlich k.o. schlägt.

Doch Regisseur Micky Rowitz und die beiden Drehbuchautoren Don Bohlinger und James Dutcher verschenken das Potenzial der Geschichte über weite Strecken. Das liegt vor allem an der Figur der Anna Bremer, der man die Mutter der Nation nicht abnimmt. Auf der einen Seite ist die Politikerin, die zwar keine bunten Hosenanzüge trägt und politisch als eher links stehend beschrieben wird, ansonsten aber deutliche Bezüge zu Angela Merkel aufweist, mit Deutschland verheiratet und opfert sich auf, damit „die Leute im Land sicher sind“. Sympathisch, bodenständig und tüchtig soll sie wohl wirken. Und natürlich kämpft sie für den Atomausstieg und eine bessere Welt.

Ein bisschen Tiefgang hätte gut getan

Auf der anderen Seite scheint sie sich eher mit ihren fast schon pubertären Gefühlsausbrüchen als mit dem politischen Weltgeschehen zu beschäftigen. Sie unterzeichnet irgendwelche Schriftstücke, die ihr ihre Assistentin hinhält, ohne genau zu wissen, worum es geht – in einem Fall sind es Subventionen für ein David-Hasselhoff-Museum.

Nun muss eine Komödie nicht wie etwa vor kurzem der ARD-Film „Männertreu“ mit Matthias Brandt ernsthaft die Frage aufwerfen, inwieweit das Privatleben von Politikern zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen werden soll und darf. Doch ein bisschen mehr Tiefgang hätte dem Film gut getan.

Hinzu kommt, dass der Humor häufig zu platt daher kommt: Natürlich reist der italienische Regierungschef mit zwei Damen zum Gipfeltreffen an, während seine Gattin in Italien schmollt. Die Geliebten zerraufen sich dann vor laufenden Kameras die Haare. Und Guy Dupont ist nur ins Amt gekommen, weil sein Vorgänger einen Zusammenbruch erlitt und nackt über Pariser Straßen sprang.

Dass „Die Staatsaffäre“ nicht zum Reinfall wird, verdankt sie Nebendarstellern wie Martin Brambach als Anna Bremers Berater und Bernhard Piesk als ihr Personenschützer – und auch Veronica Ferres’ offensichtlicher Freude an ihrer Rolle.

„Die Staatsaffäre“, Dienstag um 20.15 Uhr bei Sat 1