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Handwerk Maler-Azubi kann selbst schlechten Tagen Gutes abgewinnen

Richard Götting ist Lehrling bei der Malermeister Pielemeier GmbH & Co. KG in Thale - und gehört zu den besten Azubis bundesweit.

Von Uwe Kraus 22.12.2021, 16:23
Richard Götting kehrt nach der Ausbildung in Thale nach Halberstadt zurück, wo der Familienname einen guten Ruf hat.
Richard Götting kehrt nach der Ausbildung in Thale nach Halberstadt zurück, wo der Familienname einen guten Ruf hat. Foto: Uwe Kraus

Thale/Halberstadt/MZ - Die Eingangshalle des Berliner Olympiastadions soll neu gestaltet werden. Den Auftrag erhält: Richard Götting. Der Malergeselle, der im Januar bei der Malermeister Pielemeier GmbH & Co. KG in Thale seine Ausbildung vorzeitig abgeschlossen hat, lacht. „Die Aufgabe habe ich beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks erhalten und gemeistert.“ So gut, dass er als Landessieger der Maler und Lackierer geehrt wurde, dann den Sprung auf die nationale Bühne wagte und aus Chemnitz mit einem hervorragenden vierten Platz heimkehrte.

Richard Götting holt das Handy raus und zeigt Fotos der Kabine, die er gestaltet hat. Bälle und Schriftzüge sind zu sehen, Tapeten, Tupf- und Spachteltechniken. Zwölf Stunden beim Landes- und 15 beim Bundeswettbewerb waren sein Limit, in dem er die Aufgaben zu erledigen hatte. „Da musste einfach alles passen, optisch und thematisch, es galt Farben anzumischen und dabei den Ton nach einer Vorlage zu treffen, obwohl nur Rot, Gelb, Blau, Weiß und Schwarz zur Verfügung standen. Freihand hatte ich dann ein Motiv an die Wand zu bringen.“ Das war in seinem Fall die Isaak-Kathedrale im St. Petersburg. Schließlich gehörte zu seinem Auftrag noch, eine Treppe auszuschneiden, eine Tür einzubauen und diese dann zu lackieren. Im Speed-Wettbewerb stoppten die sechs Juroren die Zeit, in der alles erledigt war. „Beim Mischen habe ich einen Föhn genutzt, denn getrocknet sieht die Farbe immer noch etwas anders aus als nass verstrichen.“ Sein Ausbilder, Malermeister Bernd Pielemeier, lobt den jungen Mann. „Richard ist ein pfiffiger Junge, nicht umsonst hat er früher ausgelernt. Ich hätte ihn gern bei uns behalten.“

„Da war ich Auszubildender und nicht Sohn vom Chef.“

Richard Götting, Lehrling

Dass Richard Götting in seine Heimatstadt Halberstadt zurückkehrt, war von vornherein klar. Schließlich hat der Name Götting dort einen guten Ruf. Sein Vater und sein Großvater gründeten ihren Malerbetrieb 2004 und zogen vor zwei Jahren an den neuen Standort im Gewerbegebiet „Am Sülzegraben“. Die dritte Generation im Unternehmen entschloss sich ganz bewusst für eine Lehre in Thale. „Da war ich Auszubildender und nicht Sohn vom Chef, den Schritt habe ich nie bereut.“

Bei Malermeister Pielemeier, der jedes Jahr ausbilde, habe er viel gelernt. „Ich bin ja in den Beruf reingeboren worden und habe Spaß daran.“ Von den über 20 Mitauszubildenden in seiner Berufsschulklasse hätten gerade mal sieben das Ziel erreicht. Richard Götting sagt, im Großen und Ganzen gefällt ihm jede Arbeit, die mit dem Beruf zusammenhängt. Sein Fazit: „Es gibt wunderschöne, schöne, normale und auch mal schlechte Tage, und genau das ist richtig. Denn ohne Fehler lernt man nicht.“

„Die Kunden unseres Betriebs hier kommen meist aus der Region zwischen Magdeburg und Osterwieck. Mit zwölf Leuten bieten wir das komplette Programm: Tapeten, Farbe, ganz verschiedene Techniken, Fußböden und wärmedämmende Fassadenarbeiten“, zählt Götting auf.

Schon ab Februar muss der Familienbetrieb erst mal wieder auf den Junior verzichten. „Ich gehe in Vollzeit ein Jahr lang zur Meisterschule in Magdeburg.“