50:50 ist eingebaute Spaßgarantie Mini Cooper S - Kraftzwerg mit fünf Türen
08.04.2015, 14:28 UhrKleine Autos gibt es einige. Inzwischen ist der Nutzwert auch bei vielen gegeben. Doch mit dem Spaß hapert es häufig. Nicht so beim Mini Cooper S. Spaß und Raum wollten ihm seine Entwickler mit auf den Weg geben. Aber kann er das in der Praxis wirklich vereinen?
Mini ist Kult! Aber ob man es wahr haben will oder nicht, der Zwerg von den britischen Inseln hat sich über die Jahrzehnte, und nicht zuletzt seit BMW seine Finger im Spiel hat, zu einem vollwertigen Auto entwickelt. Umso mehr, seit die Angebotspalette um einen echten Fünftürer erweitert wurde. Nicht so ein Behelfsding, wie es mit dem Countryman gemacht wurde. Der ist ebenfalls mit Fondtüren zu bekommen, baut aber sehr hoch und blickt erschreckend grimmig in die Welt.
Knuffig trotz fünf Türen
Anders der Cooper als 5-Türer. Der hat die knuffigen Kulleraugen seiner kleinen Brüder und das verschmitzte Knutschmund-Lächeln, das ihm der scheinbar riesige Kühlergrill ins Gesicht zaubert. Unter den runden Leuchten liegen die lustigen Blinker, die dem Briten mit deutscher Zeichnung den Schalk in die Front treiben. Was den Mini mit fünf Türen aber wirklich auszeichnet, ist der zum 3-Türer vergleichsweise komfortable Einstieg in die zweite Reihe. Da müssen keine Lehnen mehr geklappt werden, die tiefe Verbeugung beim Besteigen bleibt aus, ebenso wie die Drehung um 180 Grad, damit man anschließend auf das Polster plumpsen kann.
Nein, hier werden die Portale geöffnet und wie bei jedem anderen Fahrzeug mit separatem Fondzugang erfolgt die Besitznahme der Sitzpolster ganz unbeschwert. Ja, die Türausschnitte sind schmal und man muss sich als Erwachsener schon ein wenig falten, bevor man in Position ist. Hat man die aber erreicht, ist das Erstaunen ebenso groß wie die Beinfreiheit. Im Gegensatz zum Dreitürer gibt es nämlich sieben Zentimeter mehr. Hochaufgeschossene Menschen dürfen natürlich auch hier klagen, aber normalgewachsene und vor allem Kinder finden ein ordentliches Platzangebot vor.
Wer die zweite Reihe nur für einen Kurztripp besetzen muss und etwas mehr Kofferraumvolumen benötigt, kann die im Verhältnis 60:40 teilbare Rückenlehne steil stellen und entsprechend verriegeln. Das Grundvolumen beträgt 278 Liter, zusätzlichen Gewinn gibt ein optionales Ablagepaket, bei dem ein doppelter Ladeboden weiter 15 Zentimeter in die Tiefe freigibt. Wird die Rückenlehne komplett umgelegt, fasst das Gepäckabteil 941 Liter. Der schon erwähnte Countryman schluckt bis zu 1170 Liter, ein VW Polo bringt es auf 952 Liter. Grund zum Klagen gibt es also auch hier nicht. Wer will, darf darüber jammern, dass keine plane Fläche entsteht, sondern ein etwa zehn Zentimeter hoher Absatz an der Kante zur Rückenlehne bleibt.
Der Spaß steckt unter der Haube
Aber von den profanen Nutzwerten abgesehen, steckt der Spaß, den ein Mini bereiten kann, ganz woanders. Im Fall des Testwagens, einem Cooper S, unter der Haube mit flotter Hutze. Genau darunter arbeitet nämlich ein Zwei-Liter-Vierzylinder, der 192 PS leistet und den lediglich 1235 Kilogramm leichten Mini in nur 6,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Ob und wie man die Marke erreicht, hängt von der Wahl der Fahrmodi ab. Im Eco-Modus dauert das etwas länger und der Vierzylinder scheint seiner verordneten Sparsamkeit folgend etwas schaumgebremst. Das geht aber im schleichenden Stadtverkehr und auf smoothen Autobahnfahrten bis knapp 140 km/h in Ordnung. Dafür stehen dann am Ende auch nur knapp 6,5 Liter auf der Uhr.
Im Normal-Modus verspricht das große Rundinstrument in der Mittelkonsole einen klassischen Mini-Fahrspaß. Und tatsächlich: Deutlich energischer spricht das Gas an, die Lenkung wird direkter und der Motorsound kerniger. Wer jetzt nicht versucht ist, den Sport-Modus zu wählen, ist selber schuld. Denn hier zeigt sich der wahre Cooper S. Der Rand der Anzeige färbt sich rot, im Display erscheint ein skizzierter Mini mit Raketenantrieb und der Hinweis, dass jetzt Go-Kart-Feeling angesagt ist. Und tatsächlich wird der Zwerg jetzt zur Rennmaschine. Wer will, kann die Tachonadel bis an die 245 km/h treiben – im Datenblatt ist von 232 km/h in der Spitze die Rede – und dank einer Gewichtsverteilung im Verhältnis 50:50 ums Eck schießen, dass es eine Lust hat.
Ungelogen kann der Flitzer dank seiner breiten Spur und den kurzen Überhängen Kurvengeschwindigkeiten bewältigen, die bei anderen Fahrzeugen dieser Größenordnung und ohne zusätzliche Hilfsmittel im Desaster enden könnten. Da gibt es kein weinerliches In-die-Kurven-ducken, keine indirekte Lenkung, sondern ein absolut klares Verhalten und ein sportliches Husten aus den doppelten und mittig angeordneten Endrohren, wenn der Fuß doch mal vom Pin genommen werden muss.
Ein Fahrwerk zum Verlieben
Neben aller Sportlichkeit begeistert beim Cooper S aber auch das ausgezeichnet abgestimmte Fahrwerk. Wer glaubt, dass hier die Straße bösartig in den Innenraum gereicht wird, muss enttäuscht werden. Zur absoluten Überraschung des Testers blieben alle bekannten und ungeliebten Unebenheiten, die Berliner und Brandenburger Straßen zu bieten haben, außen vor. Alle? Nein, nicht alle. Wer den Mini mit schweren Fuß über die Piste treibt, muss neben den weinenden Gesichtern der Fahrer größerer Autos auch die Windgeräusche ertragen. Die sind ob der steil aufgerichteten Frontscheibe doch sehr präsent und verhindern bei zarten Gemütern den Marathon in Höchstgeschwindigkeit. Selbstredend könnte bei anhaltend rasanter Fahrt auch der Spritbedarf zur Spaßbremse werden. Wird der Fuß aber ab und zu vom Pedal genommen, stehen am Ende angenehm zu lesende 7,2 Liter im Bordcomputer. Und tatsächlich ging die Anzeige selbst bei strammer Fahrt nicht in den zweistelligen Bereich.
An dieser Stelle soll noch ein Satz über das Interieur verloren werden, das im Testwagen ausgesprochen wertig und sehr gut verarbeitet war. Ab und an wurde ja schon geschimpft, dass der Mini in seinem Inneren so verspielt sei. Ja, ist er und diese Infantilität muss man mögen. Wer sich aber darauf einlässt, hat auch hier jede Menge Spaß. Da ist zum Beispiel der illuminierte Ring um die riesige runde Anzeige in der Mittelkonsole, der ständig seine Farbe wechselt. Wird die Klimaanlage bedient, erscheint sie blau und rot. Stellt man den Eco-Modus ein, leuchtet sie grün und fährt der Pilot normal, ist sie orange. Ebensolche Leuchtbänder gibt es in den Türinnenverkleidungen. Die erfreuen das Auge mit einem warmen violetten Licht. Wem das nicht passt, der kann sie natürlich auch ausschalten. Kinderkram, sagen Sie? Ja, aber alt werden wir doch noch früh genug.
Der Preis ist heiß
Doch welche Summe wird nun für dieses innenbeleuchtete Go Kart mit integrierter Spaßgarantie aufgerufen? Der Einstiegspreis für den Mini Cooper S 5-Türer liegt bei 24.900 Euro. Ein fairer Preis, wenn man bedenkt, dass die gesamte Technik aus den Regalen von BMW stammt. Auch das ein Umstand, der den Mini nicht nur mit Blick auf die Bedieneinheit in der Mittelkonsole ziert. Natürlich wartet auch der Brite mit Zusatzoptionen auf, die den Preis in die Höhe treiben. Ein optisches Highlight ist allerdings das John-Cooper-Works-Interieur-Paket für 600 Euro. Darin enthalten ist ein anthrazitfarbener Dachhimmel und ein Multifunktionslederlenkrad mit roten Steppnähten. Auch das Mini Navigationssystem für 800 Euro ist zu empfehlen und die Einparkhilfe für hinten, die es für 350 Euro gibt. Denn so kurz der Mini auch ist, die Sicht nach hinten ist eingeschränkt. Ob man die Armauflage für 150 Euro, Harman/Kardon-Lautsprecher für 790 Euro oder eine Sitzheizung für 290 Euro extra braucht, ist Geschmacksache und eine Frage des Budgets.
Fazit: Mit dem fünftürigen Mini ist der Klassiker in die Liga der kleinen Familienautos aufgestiegen. Klar, auch mit erweiterter Türenanzahl wird der Mini nicht zu einem Raumwunder. Man sitzt tief, die Türausschnitte sind schmal und das Raumgefühl ist begrenzt, aber nicht beengt. Zur Spaßkanone wird der Zwerg, wenn man ihn als Cooper S ordert, denn das seitens des Herstellers versprochene Go-Kart-Feeling gibt es bei einer Gewichtsverteilung von 50:50 und 192 PS tatsächlich. Und noch etwas spricht für den Mini Cooper S: Die Experten von Bähr & Fess Forecasts bescheinigen ihm einen besseren Werterhalt als dem Audi A1 Sportback Sport oder dem VW Polo GTI. Nach vier Jahren hat der Mini noch 58,5 Prozent seines Neuwertes, während die beiden Konkurrenten sich mit jeweils 52,5 Prozent begnügen müssen.
DATENBLATT | Mini Cooper S 5-Türer |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,00/ 1,72/ 1,42 m |
Radstand | 2,57 m |
Leergewicht (DIN) | 1235 kg |
Sitzplätze | 4 |
Ladevolumen | 287 / 941 Liter |
Motor | Vierzylinder mit 1998 ccm Hubraum |
Getriebe | 6-Gang Handschaltung |
Leistung | 141 kW/192 PS |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 232 km/h |
Tankvolumen | 44 Liter |
max. Drehmoment | 280 Nm bei 4700 - 6000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 6,4 Sekunden |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 4,8 / 7,7 / 5,8 l |
Testverbrauch | 7,2 l |
Effizienzklasse | C / EU6 |
Grundpreis | 24.900 Euro |
Preis des Testwagens | 29.770 Euro |
Quelle: ntv.de