Politik

Ex-Präsident Fujimori kommt frei Peruaner protestieren gegen Begnadigung

Demonstranten werfen Alberto Fujimoris Tochter Keiko vor, mit Präsident Kuczynski gekungelt zu haben.

Demonstranten werfen Alberto Fujimoris Tochter Keiko vor, mit Präsident Kuczynski gekungelt zu haben.

(Foto: AP)

Die Ära Fujimori steht für ein dunkles Kapitel in Perus Geschichte. Nun wird der autoritäre Ex-Präsident überraschend freigelassen - 15 Jahre vor Haftende. Viele vermuten einen "Deal" des aktuellen Präsidenten mit dem Fujimori-Clan.

In Peru hat Präsident Pedro Pablo Kuczynski den inhaftierten früheren Staatschef Alberto Fujimori begnadigt und damit Proteste ausgelöst. In der Hauptstadt Lima gingen Gegner Fujimoris trotz der Weihnachtsfeierlichkeiten auf die Straße und hielten Bilder von Opfern der blutigen Niederschlagung von Kritikern des Präsidenten während dessen Amtszeit in die Höhe.

Rosa Rojas, die Mutter eines Jungen, der bei einem Fujimori zur Last gelegten Massaker starb, rief mit tränenerstickter Stimme vor dem Haus von Präsident Kuczynski: "Ich kann meinen Jungen nicht vergessen, gerade nicht heute an Weihnachten". Und fügte hinzu: "Herr Kuczynski, das ist nicht gerecht". Die Polizei setzte Tränengas ein. In sozialem Medien entlud sich Zorn über den wie Fujimori 79 Jahre alten Sohn eines vor den Nazis nach Peru geflüchteten deutschen Tropenarztes.

Fujimori-Sohn bewahrt Kuczynski vor Amtsenthebungsverfahren

Gespaltenes Peru: Fujimori hat auch noch glühende Anhänger.

Gespaltenes Peru: Fujimori hat auch noch glühende Anhänger.

(Foto: REUTERS)

Kuczynskis Büro begründete den Schritt mit schweren gesundheitlichen Problemen des 79-jährigen Fujimori, der an einer unheilbaren Krankheit leidet. Kritiker warfen Kuczynski indes vor, nur den eigenen Machterhalt im Blick zu haben. Der Präsident war erst vor wenigen Tagen einem Verfahren zur Amtsenthebung wegen eines Bestechungsskandals überraschend entgangen. Gerettet hatte ihn unter anderem Unterstützung aus der größten Oppositionspartei Fuerza Popular (FP), die von Fujimoris Tochter Keiko geführt wird. Kritiker sprechen deshalb von einem Deal.

Dem Präsidenten wurde eine Verwicklung in den Korruptionsskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht vorgeworfen. Seine Beratungsfirma Westfield Capital soll von 2004 bis 2006 Zahlungen in Höhe von 782.000 US-Dollar von Odebrecht erhalten haben, als er Minister im Kabinett von Präsident Alejandro Toledo war. Er und Odebrecht betonten die Rechtmäßigkeit, es sei um konkrete Leistungen und nicht um Schmiergeld gegangen. Zudem sagte Kuczynski, dass er damals gar nicht für die Firma verantwortlich gewesen sei.

Die Absetzung Kuczynskis galt dennoch als sicher. Dann stimmten plötzlich nur 78 Abgeordnete am Donnerstagabend nach 14-stündiger Debatte dafür - das waren neun Stimmen weniger als benötigt. Zur Schlüsselfigur wurde ein anderes Kind des inhaftierten Fujimori. Sohn Kenji steht seinem Vater wesentlich näher als die FP-Chefin Keiko. Er und neun weitere Abgeordnete der Fujimori-Partei enthielten sich - anders als erwartet. Angeblich soll im Gegenzug die Freilassung des Vaters zugesichert worden sein.

Zehntausende Tote unter Fujimori

Alberto Fujimori führte Peru von 1990 bis 2000 als autoritär regierender Präsident. Zum Ende seiner Amtszeit war er wegen eines aufkommenden Korruptionsskandals nach Japan geflüchtet - in das Heimatland seiner Eltern. 2007 war er aber an Peru ausgeliefert worden. Dort wurde er wegen zahlreicher Verbrechen, darunter als Befehlsgeber von Todesschwadronen, der Beteiligung an der Entführung eines Journalisten und der Bestechung von Politikern, zu 25 Jahren Haft verurteilt.

Fujimori hat aber auch weiterhin viele Anhänger. Diese halten ihm zugute, dass er während seiner Amtszeit die Guerillaorganisation Leuchtender Pfad bezwang, die zunehmend die Unterstützung der Bevölkerung verloren hatte. In Konflikten mit den Rebellen waren rund 70.000 Menschen getötet worden. Zudem hatte Fujimori eine Wirtschaftskrise im Land beenden können. Der ebenfalls 79-jährige Kuczynski führt das Land seit 2016 mit einer Mitte-Rechts-Regierung. Im Wahlkampf hatte der ehemalige Wall-Street-Banker versprochen, Fujimori nicht zu begnadigen.

Quelle: ntv.de, nsc/rts/dpa

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