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Hitler-Gefasel in Russland Putin und Lawrow auf dem Niveau von Jana aus Kassel

Putin besuchte am Mittwoch auch eine Rüstungsfabrik in St. Petersburg.

Putin besuchte am Mittwoch auch eine Rüstungsfabrik in St. Petersburg.

(Foto: via REUTERS)

Russland sieht sich im Abwehrkampf gegen angebliche Neonazis in Kiew, aber eigentlich doch gegen die USA, die Russland vernichten wollen. Es wirkt, als seien Putin und Lawrow ihrer eigenen paranoiden Propaganda zum Opfer gefallen.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow ist ein guter Lackmustest für die Wahrheit: In der Regel ist das Gegenteil von dem richtig, was er sagt. Erneut hat er einen Hitler-Vergleich bemüht. Wie einst Hitler und Napoleon würden die USA versuchen, Russland zu zerstören, sagte er bei seiner Neujahrspressekonferenz. Tatsächlich ist es jedoch Russland, das die Ukraine vernichten will.

Als Beleg für die angebliche Verschwörung gegen Russland verwies Lawrow auf westliche Politiker, die sagen, dass Russland eine strategische Niederlage erleiden müsse. Diese Logik ist so verdreht wie Lawrows wiederholter Verweis auf Hitler. Natürlich muss Russland in der Ukraine eine Niederlage erleiden. Dies zu sagen ist nicht "die totale Russophobie", von der Putin im September fantasierte, sondern eine sehr rationale Reaktion auf den russischen Einfall ins Nachbarland.

Es wäre leicht, Lawrows Gefasel mit dem gleichen Unsinn zu kontern. Aber Putin ist weder Hitler noch Napoleon, sein System knüpft eher an die Traditionen des Zarismus und Stalinismus an: Unterdrückung nach innen, Expansion nach außen. Zum "Putinismus", wie der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel diesen Ideologie-Mix nennt, gehören ein völkisches Geraune und eine aggressive Paranoia: Wir müssen siegen, weil der Westen uns zerstören will!

Putin verkündet seit Monaten, Russland sei ja gar nichts anderes übriggeblieben, als die Ukraine zu überfallen, weil der Westen sonst Russland angegriffen hätte - zuletzt am heutigen Mittwoch in St. Petersburg, beim Treffen mit Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Denen erklärte er, dass die Regierung in Kiew neonazistisch sei. Von Anfang an hat Putin den Überfall auf die Ukraine in die Tradition des Großen Vaterländischen Kriegs gegen Nazideutschland gerückt und zugleich als Verteidigung dargestellt.

Sollte das ernst gemeint sein, befinden sich Putin und Lawrow auf demselben Niveau wie Jana aus Kassel, die Querdenkerin, die sich auf einer Corona-Demo mit Sophie Scholl verglich - der Widerstandskämpferin, die 1943 von den Nazis ermordet wurde. Die USA wollten die "Endlösung der russischen Frage", sagte Außenminister Lawrow, wie Hitler die "Endlösung der Judenfrage" gewollt habe.

Man müsste darüber lachen, wenn es nicht so gefährlich wäre. Putins Russland sieht sich auf einer historischen Mission, den Westen zu bekämpfen und Ordnungsmacht in Europa zu werden. Weil das so ist, ist eine ökonomische und militärische Schwächung Russlands im Interesse Europas.

Quelle: ntv.de

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