Fußball

Rassismus gegen Keita nach Eklat Werders "spektakulärer Coup" endet im Albtraum

Nur 106 Minuten stand Keita für Werder Bremen auf dem Platz.

Nur 106 Minuten stand Keita für Werder Bremen auf dem Platz.

(Foto: picture alliance / osnapix)

Am Ende ist es fast schon mehr als ein Missverständnis: Werder Bremen suspendiert Naby Keita bis Saisonende - eine Zukunft des vermeintlichen Königstransfers im grün-weißen Trikot scheint kaum denkbar.

Für Naby Keita wird das Saisonfinale eine einsame Zeit. Kein Training mit der Mannschaft, kein Zugang zur Kabine - und erst recht kein Einsatz in der Bundesliga. Mit der Suspendierung des 29-Jährigen bis zum Sommer verzichtet der SVW im Abstiegskampf freiwillig auf seinen Stareinkauf. Und auch im Anschluss scheint eine Zukunft Keitas im Werder-Dress derzeit undenkbar.

"Das Verhalten von Naby ist für uns als Verein nicht zu tolerieren. Mit dieser Aktion hat er sein Team in einer sportlich und personell angespannten Situation im Stich gelassen und sich über die Mannschaft gestellt", erklärte Profifußball-Leiter Clemens Fritz. Das, was sich Keita, der zudem mit einer "erheblichen" Geldstrafe (laut "Bild"-Zeitung etwa 100.000 Euro) belegt wurde, vor dem Bundesligaspiel des SVW bei Bayer Leverkusen erlaubt hatte, ließ den Verantwortlichen des Vereins keine andere Wahl.

Der Mittelfeldspieler hatte die Reise nach Leverkusen verweigert, weil er nicht in der Startelf stehen sollte. "Das können wir nicht zulassen. Wir benötigen in dieser Phase der Saison den vollen Fokus auf die ausstehenden Spiele", sagte Fritz und bezeichnete die Maßnahme als "alternativlos".

Mit rassistischen Beleidigungen überhäuft

Auch die Fan-Seele kochte, im Netz nahm der Zorn auf Keita allerdings üble Formen an. Nach rassistischen Beleidigungen sellte Werder sich am Abend schützend vor seinen Spieler. Menschenverachtende Äußerungen seien "nicht mit den Werten des SV Werder vereinbar", teilte der Klub mit: "Wer solche Kommentare schreibt, kann kein Fan unseres Vereins sein."

Keitas Zukunft ist nun offen, sein Vertrag wurde (bislang) nicht aufgelöst. Fritz dürfte nun seine Optionen abwägen, um den finanziellen Schaden möglichst gering zu halten. Eine Weiterbeschäftigung des Nationalspielers aus Guinea über den Sommer hinaus scheint jedoch fast ausgeschlossen.

Zumindest nicht unter einem Trainer Ole Werner. Der war am Sonntag am Rande der Leverkusener Meister-Feierlichkeiten deutlich geworden. "Da kann sich jeder sein Bild machen, meins habe ich mir gebildet. Natürlich ist das nichts, was mit Teamsport zu tun hat", sagte er nach dem 0:5.

Nur 105 Minuten in fünf Spielen

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Keitas Trotzreaktion ist das bisher dunkelste Kapitel einer Zusammenarbeit, die mit dem Wort Missverständnis noch beschönigend umschrieben ist. Die Statistiken des ehemaligen Weltklassespielers im Werder-Trikot lesen sich beim besten Willen nicht wie die eines Champions-League-Siegers von 2019. Nur 106 Minuten stand Keita in dieser Saison auf dem Platz - in gerade einmal fünf Pflichtspielen.

Als "Transfer-Hammer", "Glücksfall für Werder" und "spektakulärer Coup" war Keita im Juni bei Bekanntgabe seines Wechsels von der Anfield Road an die Weser bezeichnet worden. Doch von Beginn an stand seine Zeit bei Werder unter keinem guten Stern. Schon vor dem ersten Testspiel der Saison beim VfB Oldenburg hatte er sich beim Aufwärmen verletzt. Es zog sich weiter durch die Saison: Wie schon in den vorherigen Spielzeiten wurde er in trauriger Regelmäßigkeit von Verletzungen ausgebremst. Auch die Reise zum Afrika-Cup, wo der Kapitän der Nationalmannschaft von Guinea Spielpraxis sammeln sollte, half nichts.

Quelle: ntv.de, ses/sid

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