Redelings Nachspielzeit

Dilemma in Endlosschleife Die fatale Flatterhaftigkeit des BVB

Eine Vereinslegende und ein Durchreisender.

Eine Vereinslegende und ein Durchreisender.

(Foto: imago images/Laci Perenyi)

Die Achterbahnfahrt geht für den BVB vor dem entscheidenden Spiel in Glasgow am Donnerstag munter weiter. Mittlerweile ist die Lage in Dortmund eines der letzten großen Geheimnisse des Fußballs. Was hält diesen Klub wirklich in dieser Endlosschleife zwischen Triumph und Niederlage fest?

"Es gibt ganz viele junge Spieler. Manchmal ist es, wie Gassi gehen mit zehn Hunden." Vor vier Jahren glaubte Borussia Dortmund, das Problem in den Griff bekommen zu haben. Mit Axel Witsel und Thomas Delaney - von dem der Gassi-Spruch stammte - hatte man zwei sogenannte Führungsspieler verpflichtet, die dem ganzen Klub nicht nur auf dem Platz vorangehen sollten. Wie wir heute wissen: Es sollte nur ein kurzes Erfolgsexperiment bleiben. Delaney ist mittlerweile in Spanien aktiv und Axel Witsel schafft es nur noch selten in die erste Elf des BVB.

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Es ist zum Verrücktwerden, was sich seit einigen Jahren in Dortmund abspielt. Und es ist eines der letzten großen Geheimnisse des Fußballs, warum dieser Verein auf dem grünen Rasen keine Konstanz in seine Spiele bekommt. Denn mittlerweile ist die Borussia auf Führungsebene einer der Klubs mit der größten Beständigkeit in Deutschland. Doch davon profitiert die Mannschaft seit Jahren augenscheinlich nicht. Im Gegenteil: Die berühmten "Achterbahnfahrten", die nicht zuletzt die Spieler selbst nerven, sind unterdessen fast schon zum Stigma des BVB geworden. Und die Ursachen für diese fatale Flatterhaftigkeit liegen vermutlich tiefer, als es sich die Offiziellen der Borussia selbst eingestehen würden.

Vor zwei Jahren hat Uli Hoeneß mit einer Aussage sehr tief in die offene Wunde des BVB gegriffen, als er sagte: "Wenn Dortmund einen hochtalentierten Spieler kauft und er gut spielt, kann man wenige Monate später entweder aus dem Klub selbst oder von außerhalb hören, dass er irgendwann ein Verkaufsobjekt darstellen wird." Michael Zorc konterte damals die "ziemlich arroganten" Äußerungen von Hoeneß mit einer denkwürdigen verbalen Attacke: "Wenn man jedes Jahr 250 Millionen Euro mehr in der Tasche hat, lässt es sich mit vollen Hosen gut stinken."

Von Legenden und Durchreisenden

Wie nah Hoeneß mit seiner simplen Beschreibung der Dortmunder Realitäten an das große Problem des BVB damals gekommen sein mag, sieht man an der aktuellen Situation bei der Borussia. Egal, ob die Mannschaft gewinnt oder mal wieder untergeht: In den Schlagzeilen ist stets auch ein Mann zu sehen, der momentan verletzungsbedingt nur auf der Tribüne Platz nehmen muss. Erling Haaland und seine Zukunft sind ein Thema, auch wenn er gar nicht spielt. Eine absolut ungesunde Geschichte für alle. Denn ein Mann, der gar nicht auf dem grünen Rasen steht, darf niemals so einen großen Platz in den Storys rund um ein Spiel einnehmen. Aber genau das ist das Problem des BVB.

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Als "Ausbildungsverein", der mit dem Heranreifen von Nachwuchsstars viel Geld verdient, ist Borussia Dortmund - egal, ob sie das wollen oder nicht - immer nur eine Durchgangsstation für viele Fußballer. Konstanz im Kader, die so wichtig wäre, um auch eine echte Beständigkeit auf dem Rasen zu zeigen, ist so auf vielen entscheidenden Positionen nicht gewährleistet. Und was noch schlimmer ist: Sie kann auch nie aufkommen, weil Spieler wie Erling Haaland den BVB zu keiner Zeit als wirkliche Heimat ansehen. Eine aufrechte Bindung zum Verein wird so nicht entstehen. Es ist ein echtes Dilemma in Endlosschleife!

Wie Borussia Dortmund aus dieser Sackgasse wieder entkommen kann, sollten die Offiziellen schnellstmöglich analysieren. Denn momentan schaut ganz Fußball-Deutschland immer noch eher auf Marco Reus, wenn es um die problematische Lage beim BVB geht. Doch der gebürtige Dortmunder ist mit seiner Art vermutlich einfach nur machtlos gegenüber den größeren Kräften, die da bei der Borussia walten. Denn wenn schon zwei ausgemachte Leader wie Axel Witsel und Thomas Delaney nichts dauerhaft an der allgemeinen Situation bei der Borussia ändern konnten, dann sollten die BVB-Verantwortlichen endlich einmal über ihre Strategie der letzten Jahre nachdenken. Große und erfolgreiche Vereine haben sich schon immer über Klub-Legenden auf dem Platz definiert. Und zur Legende wirst du zumeist eben nicht, wenn du stets nur auf Abruf bei einem Verein spielst.

Quelle: ntv.de

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