Das wundersame Leben eines weltfremden Genies
Die OÖNachrichten präsentieren den Ausnahmemusiker David Helfgott am 4. Juni im Linzer Musiktheater.
In dem so berührenden Film "Shine" streichelt Hauptdarsteller Geoffrey Rush die Hände seiner Gesprächspartner, er legt seinen Kopf auf deren Schulter – er sieht glücklich aus und umarmt stellvertretend für Welt jeden, der ihm in die Quere kommt. Für diese Rolle des gleichsam von seinem Vater geschundenen wie hochbegabten Pianisten David Helfgott, der nach einem Schwächeanfall mehr als zehn Jahre lang in psychiatrischen Anstalten behandelt wurde, gewann Rush 1997 den Oscar. "Mit diesem Film wurde David eine schwere Bürde genommen – er konnte endlich sein Leid, seine Erlebnisse mit der Welt teilen", sagt Gillian Helfgott im Gespräch mit den OÖNachrichten. In seinem Konzert am 4. Juni im Linzer Musiktheater wird Helfgott Werke von Fréderic Chopin und Franz Liszt spielen.
Schizoaffektive Störung
Immer noch plagen das zerbrechliche Wunderkind aus Melbourne, das am 19. Mai 67 Jahre alt wird, eruptive Sprachdurchfälle. In ihnen entlädt sich seine schizoaffektive Störung (eine Mischung aus Symptomen der Schizophrenie und manischer Depression). Er stammelt rasante, unvollständige Wortkaskaden, deren Sinn so gut wie nie einen Boden findet. Auch deshalb ist die um 16 Jahre ältere Gillian seit 1986 immer an seiner Seite. "Ich bin eine der glücklichsten Ehefrauen der Welt", sagt sie, "vor allem dann, wenn David nicht Teesackerl in der ganzen Wohnung verstreut." Ob die beiden jemals streiten? "Außer über die Teesackerl – nie", sagt sie, "Kinder streiten von sich aus nicht, also streitet David auch nicht." Mit einem wie ihm erlebt man eher Überraschungen. Als Gillian dieser Tage nach Hause kam, saß die rumänische Nachbarsfamilie um Helfgotts Klavier herum. Er hatte die Mutter und ihre drei Söhne zu einem privaten Konzert eingeladen, der kleinste der Buben ist Autist, er liebte die Klaviermusik – Momente wie diese machen David über alle Maßen glücklich. Gillian: "Das Leben mit ihm ist eine wunderbare, spannende und unterhaltsame Reise. Nur eines ist es nie: ruhig."
Helfgott verbringt seine Tage am Klavier und im Wasser. Vier Stunden schwimmt er täglich, das beruhigt ihn und hält ihn fit. "Die Ärzte sagen, er habe die Konstitution eines 25-Jährigen", sagt Gillian, die nach dem Erfolg von "Shine" und den folgenden Konzertanfragen aus aller Welt ihren Job als Astrologin aufgab. "Ich war gut in meinem Beruf, aber David ist ein Genie – es war also klar, dass ich mit der Astrologie aufhöre."
In 42 Ländern hat er sein völlig unverstelltes Musik-Vergnügen schon mit Publikum geteilt. Die Debatten über seinen musikalischen Rang haben nie aufgehört. Tatsächlich interpretiert Helfgott in erster Linie nicht musikalische Werke, sondern er vermittelt die einzigartige Erfahrung einer besonderen Kraft der Musik.
David Helfgott, Klavierrezital, 4. Juni (19.30 Uhr), Linzer Musiktheater, Karten: 0732/7611-400, www.landestheater-linz.at, OÖNcard-Vorteil.
und da erstmals von Helfgott erfahren - manche Szenen verfolgen mich immer noch, manche berühren mich, gleichgültig lässt er mich weder als Mensch noch als Künstler.
Da haben wir was gemeinsam...
eventuell wesentlich Klüger als wir alle...