Ein Kollaps der Atlantischen Umwälzbewegung hätte dramatische Folgen für das Klima. In Europa könnte der Meeresspiegel um 100 Zentimeter steigen.
antarktis riesiger eisberg
Ein Eisberg schwimmt im Meer. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Abschwächung der Atlantischen Umwälzbewegung ist eine schwere Folge der Klimakrise.
  • Experten warnen vor einem möglichen Zusammenbruch und den verheerenden Auswirkungen.
  • Es könnte zu starken Temperaturabfällen und einem erhöhten Meeresspiegel in Europa kommen.
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Die Polkappen schmelzen und der Permafrostboden taut – das sind einige der besonders bekannten Auswirkungen der Klimaerwärmung auf das Erdsystem. Weniger bekannt ist allerdings, dass sich die sogenannte Atlantische Umwälzbewegung (abgekürzt Amoc für Atlantic Meridional Overturning Circulation) abschwächt. Forscher vermuten verheerende Folgen, sollte dieser Fall eintreten.

Die Situation wäre besonders bedrohlich, wenn dieses Strömungssystem im Atlantischen Ozean komplett zusammenbricht. Die Rede ist von einem Kipppunkt: Innerhalb weniger Jahre würde die Amoc zum Erliegen kommen. Auch unter günstigen Bedingungen würde sie sich nicht erholen.

Grundsätzlich verlagert die Amoc – ganz grob gesagt – Wärme aus dem Süd- in den Nordatlantik und trägt so zu einem vergleichsweise milden Klima in West- und Nordeuropa bei. Ob und unter welchen Umständen dieses Strömungssystem kollabieren könnte, wird in der Fachwelt intensiv diskutiert. Allerdings mehren sich die Hinweise, dass dies nicht nur möglich ist, sondern auch wahrscheinlicher wird.

Meeresspiegel könnte um 100 Zentimeter steigen

Die Folgen wären den Analysen zufolge dramatisch: In manchen Städten Europas könnte die Jahresmitteltemperatur innerhalb von 100 Jahren je nach Region um einige bis zu 15 Grad fallen. Besonders stark sinke sie im Winter und im Nordwesten. Die verheerenden Auswirkungen solcher rasanten und extremen Veränderungen auf Natur und Landwirtschaft kann man nur erahnen.

In anderen Regionen könnte es eine beschleunigte Erwärmung geben. Für den Amazonas zeigt das Modell eine drastische Änderung der Niederschlagsmuster. «Ausserdem wird prognostiziert, dass durch den abrupten Zusammenbruch der Ozeanzirkulation der Meeresspiegel in Europa um 100 Zentimeter ansteigt», sagte Erstautor René van Westen von der Uni Utrecht laut Mitteilung.

Bereitet Ihnen der Klimawandel sorgen?

Johanna Baehr, Leiterin Klimamodellierung am Institut für Meereskunde der Universität Hamburg, betont im Gespräch mit der dpa die Unsicherheiten einer Prognose: «Wir wissen nicht, ob und wann ein solcher Kollaps kommt, ob in 50, 100 oder 1000 Jahren.» Aufgabe der Wissenschaft sei es nun, einen möglichen Zeitrahmen immer weiter einzugrenzen.

Für Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) muss das Risiko eines Kollapses um jeden Preis gemindert werden. «Die Frage ist nicht, ob wir sicher sind, dass dies passieren wird. Das Problem ist, dass wir es zu 99,9 Prozent ausschliessen müssen», schreibt er in einem Blogeintrag.

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