Ortschefin von Oed-Öhling: „Erholungswert wird hoch“

Erstellt am 26. März 2021 | 04:31
Lesezeit: 5 Min
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
Bürgermeisterin Michaela Hinterholzer
Bürgermeisterin Michaela Hinterholzer.
Foto: Knapp
Werbung
Anzeige
Ortschefin Michaela Hinterholzer über Urlprojekt, Corona-Krise, Wirtschaftslage und Tourismus.

NÖN: In Oed-Öhling sind so viele Projekte am Laufen, dass man meinen könnte, es gäbe keine Corona-Krise und keine finanziellen Einbußen ...

Michaela Hinterholzer: Wir setzen Projekte um, die wir schon vor der Krise vorbereitet haben. Da hilft uns natürlich auch das zweite kommunale Investitionsprogramm des Bundes. Wir bekommen heuer an Ertragsanteilen etwa jene Summe wie 2019. Und das war ein gutes Jahr.

Wie steht es mit den Kommunalsteuereinnahmen?

Auch da ist die Ertragslage gut. Die Ansiedlung der Firma Meiler kam gerade rechtzeitig vor der Krise. Dadurch haben sich unsere Kommunalsteuereinnahmen fast verdoppelt – auf rund 400.000 Euro.

Die Renaturierung an der Url ist eines der größten Projekte der Gemeinde. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir sind schon sehr weit. Wir werden heuer bepflanzen und wollen Wasservögel ansiedeln. Das Gebiet wird auch einen eigenen Namen erhalten. Wir haben gute Vorschläge aus der Bevölkerung bekommen und der Gemeinderat wird in seiner nächsten Sitzung entscheiden. Der Bereich bei der Url wird hohen Erholungswert haben, das kann man jetzt schon erkennen. Wir werden in diesem Bereich auch neue Radwege errichten. Einen zum Sparmarkt, der ja am 1. Juli eröffnet, aber auch einen entlang der Url. Da planen wir im Bereich des Altstoffsammelzentrums auch einen neuen Steg nach Mauer. Demnächst starten auch umfangreiche Straßenbauarbeiten. Die L 6208 – zwischen den beiden Urlbrücken – wird angehoben und damit zum Hochwasserschutzdamm für die Siedlung Unterm Kirchberg. Dort werden Ende April die zwölf neuen Reihenhäuser an ihre Besitzer übergeben.

In Oed wird weiter an der Kanalerneuerung gearbeitet?

Ja. Vor sieben Jahren, als ich Bürgermeisterin wurde, haben wir im Auftrag der Wasserrechtsbehörde begonnen, den Kanal zu sanieren. Im Vorjahr wurde der Hauptstrang unter der B1 erneuert. Heuer wird im Bereich der Straße „Am Ring“ gearbeitet und es werden auch einige aufgrabungsfreie Sanierungen gemacht. Nächstes Jahr ist dann Oedschachen dran. In Oed startet heuer auch die Wiederherstellung der Nebenanlagen an der B1 in Zusammenarbeit mit der Straßenmeisterei. Im Vorjahr hat Landschaftsplaner Winkler mit allen Hauseigentümern gesprochen und Wünsche gesammelt, sowohl was Rabatte als auch Parkplätze betrifft. Wir bemühen uns, alles so weit wie möglich zu erfüllen. Der Ort soll ein neues Gesicht bekommen.

Der Glasfaserausbau soll ja auch heuer starten. Wann wird es so weit sein?

Die nöGIG hat schon Baustellen und Lagerplätze eingerichtet. Noch vor Ostern sollen die POPs aufgestellt werden. Sowohl in Oed als auch in Öhling wird zugleich mit den Grabarbeiten begonnen, die bis August abgeschlossen sein sollen. Bis Jahresende wird dann Glasfaser in die Leerrohre eingeblasen und für die Besteller nutzbar sein. Für die Gemeinde ist das Projekt auch deshalb eine spannende Geschichte, weil wir gleich andere Infrastruktur mitverlegen wollen – in Öhling Leitungen für die Straßenbeleuchtung und in Oed Wasserleitungen.

Kommen wir zur Corona-Krise: Wie ist die Stimmung in der Gemeinde?

Es gibt noch immer viel Verunsicherung bei der Bevölkerung. Die Teststation bei uns am Gemeindeamt funktioniert sehr gut, da will ich Gemeinderat David Kalteis und allen, die da mithelfen, ein großes Lob aussprechen. Am Donnerstag wurden innerhalb von drei Stunden wieder 233 Leute getestet. Was mir bei der Krise große Sorgen macht, ist die Veränderung des gesellschaftlichen Lebens. Es ist schwierig, Leute zu treffen, und es fehlt an Kommunikation. Die Feuerwehr kann nur eingeschränkt üben, die Musiker können überhaupt nicht proben. Ich hoffe nur, dass die Leute nach Ende der Krise, die sicher noch bis zum Sommer dauern wird, wiederkommen. Letztlich ist die Impfung unsere einzige Chance auf ein normales Leben.

Würden Sie sich mit AstraZeneca impfen lassen?

Ja, so viel Vertrauen in die EMA (Europäische Arzneimittelagentur) habe ich. Ich habe mich vor Reisen schon gegen Malaria, Gelbfieber und Hepatitis impfen lassen und da auch nicht mögliche Nebenwirkungen hinterfragt. Die Gemeinden Oed-Öhling, Strengberg, Wallsee-Sindelburg und Zeillern haben beim Notruf 144 schon eine Impfstation im Sturmhof angemeldet. Sobald genug Impfstoff da ist, können wir starten. Ich bin auch froh, dass der Grüne Pass kommt, denn wenn jemand immunisiert ist, dann soll er auch Vorteile davon haben.

Jene, die noch keine Möglichkeit hatten, sich impfen zu lassen, wird das wenig begeistern.

Eingeführt wird der Grüne Pass wohl ohnehin erst, wenn ein größerer Teil der Bevölkerung durchgeimpft ist, also nicht vor Sommer.

Wäre der Grüne Pass nicht ein Impfzwang durch die Hintertür?

Es steht jedem frei, sich impfen zu lassen. Jene, die es tun, helfen, die Krise zu überwinden. Wer sich nicht impfen lässt, muss eben weiter testen gehen. Anders werden wir das Virus mit den Mutationen nicht in den Griff bekommen.

Kommen wir zur Wirtschaft im Bezirk: Wie ist die Lage?

Es gibt eine Teilung. Wir haben Betriebe und auch Einzelpersonen, denen es extrem schlecht geht, vor allem im Kulturbereich, in der Gastronomie und Hotellerie, aber auch im Handel, weil die Lust zum Einkaufen einfach nicht da ist. Frisöre und körpernahe Dienstleister klagen ebenfalls über zu wenige Kunden, weil sie nur dann zu ihnen kommen, wenn es unbedingt notwendig ist. Anderen Bereichen wie Teilen der Industrie geht es gut und dem Baubereich sogar extrem gut. Da greift vor allem die Investitionsförderung mit sieben Prozent Zuschuss für investive und 14 Prozent für klimarelevante Maßnahmen. Das hat schon fast einen Bauboom ausgelöst. Einreichfrist für Projekte war ja der 28. Februar und im Mai muss der Bau beginnen. Das kommunale Investitionsprogramm sorgt außerdem dafür, das auch die Gemeinden ihre geplanten Vorhaben umsetzen können und viele Private stecken Geld, das sie nicht für Urlaub brauchen, aber auch Erspartes, in Projekte – Pools zum Beispiel.

Noch zum Tourismus und ihrer Funktion als Mostviertel-Tourismus-Obfrau. Ist der Tag des Mostes 2021 bereits abgesagt?

Nein, wir warten noch zu. Großveranstaltungen können sicher nicht stattfinden, wir wollen aber Bewegung an der Moststraße bewerben und die Betriebe denken über Ab-Hof-Verkauf nach. Da ist aber noch vieles in der Warteschleife. Bestimmt werden auch heuer viele Leute ihren Urlaub im Inland verbringen und da möchten wir als Moststraße mit unseren Ausflugszielen locken – auch mit neuen, bisher eher versteckten Plätzen. Bewerben werden wir natürlich auch den Donau- und den Ybbstalradweg, denn Radfahren boomt ja.