So gar nicht verdrossen

Erstellt am 13. November 2012 | 00:00
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr
Web-Artikel 51805
Foto: NOEN
Werbung
Anzeige
Diskussion / LH-Stv. Wolfgang Sobotka stellte sich beim Schlosswirt den Fragen einer Gruppe engagierter Bürger. Von Politikverdrossenheit keine Spur. Und: „Angst ist die neue Wut...“
Von Leo Lugmayr

WAIDHOFEN /  „Uns stört zu viel Parteitaktik.“ Die Katze war schnell aus dem Sack, als eine Gruppe von Bürgern im Extrastüberl beim Waidhofner Schlosswirt mit LH-Stv. Wolfgang Sobotka am Diskussionstisch Platz genommen hatte. „Politikverdrossenheit“ hatte man auf die Agenda ganz oben auf gesetzt. Unternehmer Viktor Filzwieser: „Uns stört der grundlegende Erstreflex von Politikern, dass ein Vorschlag erst einmal abgelehnt und kaputtgeredet werden muss, wenn er von einer anderen Partei stammt.“

„Uns stört die einengende Sichtweise durch den Fraktionszwang“, ergänzte Günter Graßl, pensionierter Prokurist eines Waidhofner Unternehmens. Aus der Erkenntnis, dass der einfache Bürger ja doch nicht zu den Schaltzentralen vorkomme, ja doch nicht die Wahrheit erfahre, daraus resultiere die Politikverdrossenheit. „Wir wollen endlich wissen, wie hoch die Verschuldung wirklich ist! Haben wir Grund zur Angst?“

Unsicherheit, ob ein dickes Ende bevorsteht, hat längst die Wut der Wutbürger abgelöst. „Nur klare und eindeutige Zahlen wollen wir hören“, sagt Robert Schennach. Die wünscht sich Sobotka auch. „Auch ich hätte gern ein klares Zahlenwerk, das auf den Tisch legt, wie jedes Bundesland, jede Stadt, der Bund dasteht.“

„Live-Übertragungen sind nur erster Schritt“ 

Sauer stößt Schennach auf, dass die Übertragungen der Gemeinderatssitzungen entgegen Ankündigungen noch immer nicht nachzuhören sind. „Bringen wir das nicht zusammen, was heute schon jeder Schüler schafft?“ Auch die Sitzungsprotokolle des Gemeinderats kommen erst mit Monaten Verspätung ins Netz. Stadtrat Werner Krammer, der die Diskussion eingefädelt hat, erklärt: „Die müssen erst von allen Parteien freigegeben werden. Das dauert. Aber wir werden es aufgreifen.“

Die Themen wechseln: Stadttunnel, leere Mostviertelbusse, Ybbstal-Radweg, Schuldenstand der Stadt Waidhofen, Wehrpflichdebatte...

Eine Diskussionsrunde nur zu Stadtthemen wünscht sich Filzwieser nach zwei Stunden abschließend. Werner Krammer sagt zu: „Das werde ich selbst organisieren.“ Filzwieser: „In schwierigen Zeiten wollen wir nicht nörgeln sondern mitarbeiten. Wenn man uns lässt....“