Das kann der neue Ausweis

11.10.2010, 23:05 Uhr
Das kann der neue Ausweis

© dapd

Die Deutschen sollen sich damit nicht nur an Grenzen ausweisen können, sondern bald auch bei der Kfz-Zulassungsstelle vom heimischen Computer aus, beim Eröffnen eines Kontos, um Verträge abzuschließen oder beim Online-Einkauf. Ob der einzelne Bürger das in Zeiten steigender Online-Kriminalität tatsächlich auch nutzt, bleibt jedem selbst überlassen. Auch der Eintrag von zwei Fingerabdrücken ist kein Muss.

Die rund 24 Millionen teure Einführung des neuen Personalausweises ist reichlich umstritten. Die Bundesregierung hält ihn für sicher. Kritiker befürchten Sicherheitslücken und Attacken von Online-Kriminellen. Der Chaos Computer Club hat bei Testläufen im Auftrag eines TV-Magazins bereits erfolgreich Daten von Lesegeräten abgefischt. Jeder Bürger sollte sich genau überlegen, ob er von der elektronischen Identifizierung Gebrauch macht, rät der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. Und so sieht der neue Personalausweis im Detail aus:

Der Chip:

Die Daten jedes Bürgers sind jetzt auf einem Chip gespeichert. Name, Geburtsdatum und -ort, Adresse, Gültigkeitsdauer sowie Serien- und Zugangsnummer sind dort verschlüsselt abgelegt plus Foto. Wer nach dem 1. November einen neuen Personalausweis braucht, bekommt nur noch den neuen ausgestellt. Bei Antragstellung kann sich jeder entscheiden, ob er zusätzlich zwei digitale Fingerabdrücke abgeben will oder nicht. Diese werden nur auf dem Chip selbst und nicht noch extra in einer zentralen Datei gespeichert.

Ausweisen im Internet:

Mit dem neuen Ausweis bekommt jeder Bürger eine Pin-Geheimzahl an die Hand, die er nach eigenen Wünschen noch verändern kann. Mit der Pin kann er sich dann via Computer von zu Hause aus ausweisen. Zum Beispiel bei Online-Bankgeschäften, bei Ämtern oder auch Händlern. Dafür muss er sich ein Lesegerät kaufen, in das die Karte daheim eingelegt werden kann. Die Chipdaten werden dann vom Gegenüber nach Eingabe der individuellen Pin-Geheimzahl abgerufen, der Nutzer ist so identifiziert. Auch die andere Seite muss sich ausweisen. So soll der Bürger sicher sein, dass er es tatsächlich mit der gewünschten Bank, dem Geschäft oder Amt zu tun hat. Dafür braucht das Gegenüber ein Berechtigungszertifikat, das vom Bundesverwaltungsamt ausgestellt wird. An Daten soll nur abgefragt werden können, was für das jeweilige Rechtsgeschäft nötig ist. Werden Bücher bestellt, braucht der Händler nicht das Geburtsdatum zu wissen.

Elektronische Unterschrift:

Diese Funktion kann jeder Bürger zusätzlich auf eigenen Wunsch auf seinen Chip schalten lassen. Wird einmal eine eigenhändige Unterschrift gebraucht, sollen beispielsweise auch Kauf- und andere Verträge von zu Hause aus abgeschlossen werden können. Dafür muss ein spezielles Lesegerät gekauft werden.

Kosten:

Der neue Ausweis kostet 28,80 Euro statt bisher 8 Euro und ist zehn Jahre gültig. Bürger unter 24 Jahren, also auch ausweispflichtige Teenager zwischen 16 und 18, werden mit 22,40 Euro zur Kasse gebeten. Ihr Dokument ist nur sechs Jahre lang gültig. Wer keine Online-Funktion will, kann sie von vornherein kostenlos streichen lassen. Für sechs Euro kann sie jederzeit wieder aktiviert werden. Alte Ausweise können weiter bis zum Ablaufdatum genutzt werden. Wer will, kann sich schon vorher die neue elektronische Variante holen.

Nutzen:

In den nächsten zehn Jahren sollen die Deutschen ihren neuen Ausweis für etwa 200 Anwendungsmöglichkeiten im Internet nutzen können, wie Bitkom erläutert. Bürger sollen bei vielen Ämtern nicht mehr persönlich erscheinen müssen. Die PC-Identifikation soll etwa das Postident-Verfahren ersetzen und dem Handel mehr Sicherheit geben, was die Identität des Käufers angeht. Der Wust an unterschiedlichen Benutzer-Kennwörtern und Passwörtern soll wegfallen.

Nachteile:

Jeder Bürger haftet dafür, dass sein Computer virenfrei ist, gibt Cornelia Tausch vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) zu bedenken. Wer die Ausweisfunktion nutzt, sollte Lesegeräte mit eigener Tastatur kaufen und seinen Rechner gegen Spionage-Software wappnen. „Die sichere Identität im Internet ist ein Riesenthema“, sagt Lutz Neugebauer vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom).

Fünf Prozent der Internet-Nutzer, also 2,5 Millionen Menschen, seien bislang schon durch Datendiebstahl oder Viren finanziell geschädigt worden.