Mit tänzerischem Schwung zu einem guten Miteinander

19.10.2010, 15:52 Uhr
Mit tänzerischem Schwung zu einem guten Miteinander

© Pfrogner

Gestern in der Carl-Platz-Hauptschule. Es ist wieder „Tanzendes Klassenzimmer“. Die rund 80 Schüler der fünften und sechsten Klassen nehmen an einem Pilotprojekt teil, das in der Metropolregion auch an anderen Schulen für Aufsehen sorgt.

Schüler tanzen, acht Wochen lang jeweils zwei Stunden. Aber das ist nicht alles. „Tanzen ist das Werkzeug, mit dem wir den Schülern auch andere schwierige Dinge vermitteln können“, erklärt der international renommierte Tänzer Sven Walker, der die Stunden leitet.

Was sind diese schwierigen Dinge? Es sind: freundliches Grüßen, respektvolles Verhalten gegenüber Anderen, Körperhygiene, Tischmanieren - sozusagen das Einmaleins des guten sozialen Verhaltens, ob in der Familie, unter Freunden, bei der Bewerbung.

Zu Beginn jeder Tanzstunde wird dieses Verhalten trainiert, mit Rollenspielen, durch Gespräche. Danach wird getanzt. Denn mit Musik und Tanz geht vieles einfach besser.

„Echt cool“

Die Verbindung zwischen gutem Benehmen und modernem Streetdance ist schnell hergestellt. Das Einüben der Tanz-Choreographie erfordert Konzentration, Geduld, Rücksichtnahme, Disziplin – und schon hat man einige Grundbegriffe des guten Miteinanders zusammen. „Wir lernen Respekt vor alten Leuten“, erzählt Nico etwa, der sich beim Tanz genauso anstrengt wie alle anderen. „Das hier ist echt cool“, finden Amelie und Isabelle. Auch Paartanz wird geübt. Kein leichtes Unterfangen, ist der doch auch für viele Erwachsene ein Härtetest für gegenseitige Rücksichtnahme.

Die Hauptschule hatte sich für das Projekt erfolgreich beworben. Auch Schulen in Kalchreuth, Roth und Nürnberg sind dabei. Unterstützt wird das „Tanzende Klassenzimmer“ von privaten Förderern und der Regierung von Mittelfranken. Die Idee kommt aus Amerika.

Die Lehrerinnen Katrin Marienfeld und Manuela Janisch haben festgestellt, dass die Schüler prima mitmachen. Der Lehrplan wird dabei nicht vernachlässigt. „Wir zwacken das irgendwie ab, weil es uns wichtig ist“, betont Katrin Marienfeld.

Geübt wird sogar zwischen den Stunden und in der Freizeit, denn im November soll es einen Abschlussabend mit Showtanz geben. Und ein Diplom für jeden Tänzer obendrein.

Nico, der anfangs „Horror“ hatte, sieht es schon viel gelassener: „Nach ein paar Mal lernt man die Schritte.“ Er meint die Tanzschritte, doch dahinter stehen bedeutende Schritte im sozialen Miteinander.