Willy Enders vierwöchige Expedition durch den Tschad

5.5.2014, 11:53 Uhr
Willy Enders vierwöchige Expedition durch den Tschad

© Enders

Der Tschad liegt zwischen Libyen, Niger, Sudan und Kamerun. Er ist drei Mal so groß wie die Bundesrepublik, hat aber deutlich weniger Einwohner: 11 Millionen. Sie konzentrieren sich auf die großen Oasen, ansonsten sind viele Regionen nahezu menschenleer.

Zwei Tuareg und zwei Tubus sind die Begleitpersonen, die uns mit ihren Toyotas am Flughafen in N‘Djamena, der Metropole des Landes, abholen. 1000 Kilometer geht es die ersten Tage durch das Schwemmland des Tschad-Sees hinauf Richtung Tibesti-Gebirge.

Die Landschaft wechselt zwischen Savannen und Gegenden mit sahelähnlichem Charakter. Zahlreiche kleine Dörfer, in denen die Menschen Viehzucht betreiben und in Kleingärten arbeiten, liegen an unserem Weg.

Nach fünf Tagen tauchen die gewaltigen Wanderdünen des „Erg Djourab“ auf. Grate und Berge aus Sand lassen den Erg wie eine Mondlandschaft erscheinen.

Am übernächsten Tag taucht in der Ferne ein grünes Band aus dem Sandmeer auf — die Oase Faya, „Perle des Nordens“ genannt, einst wichtiger Knotenpunkt von Karawanen. Wir bummeln durch die engen Gassen, der Duft unzähliger Gewürze liegt in der Luft . Wir ergänzen unsere Vorräte an Lebensmitteln, Wasser und Diesel, dann geht es wieder hinaus in die Wüste. Karawanen mit Salzplatten beladen verlassen ebenfalls die Oase, einem fernen Ziel entgegen.

Am zehnten Tag sichten wir die Ausläufer des „Tibesti“. Mit über 3500 Meter ist es das höchstes Gebirge der Sahara. Über eine mörderische Piste mit messerscharfem Geröll fahren wir bergauf zum „Trou au Natron“. Alsbald stehen wir am Rand des zweitgrößten Kraters unseres Planeten. Sieben Kilometer Durchmesser hat das Riesenloch, 1000 Meter stürzen die Felswände senkrecht in die Tiefe. Inmitten des auskristallisierten Salzsees am Kesselboden liegt der Krater. Wir wandern ein Stück am 22 Kilometer langen Caldera-Rand entlang und genießen die Faszination dieses Naturwunders. Unweit davon hat der französische Maler J. Verame viele Felsen bunt bemalt. So kitschig wie absurd und genial.

Über die Bilderbuchoasen Yebbi Souma, Yebbi Bou und die faszinierende Tassili-Landschaft Kezen nähern wir uns den „Ouniaga-Seen“ zwischen dem Tibesti- und dem „Ennedi-Gebirge“. Atemberaubend der Kontrast des Tiefblaus des Wassers zu dem Gelbbraun des bis zum Horizont reichenden Dünenmeeres.

Stets beeindrucken mich nach spektakulären Sonnenuntergängen die afrikanischen Nächte. Ich habe kein Zelt aufgebaut, liege im Schlafsack auf dem Wüstenboden und bestaune den sternenübersäten tiefschwarzen Nachthimmel. Manchmal wird die absolute Stille durch das Geheule von Schakalen, die um unser Lager streifen. durchbrochen.

Zu Beginn der dritten Woche können wir in der Ferne die Konturen des Ennedigebirges ausmachen. Zuvor gilt es jedoch noch, die „Mourdi-Depression“ zu durchqueren. Ein ausgedehntes Sandmeer mit gefühlten 50 Grad Hitze — für mich der Vorhof zu Hölle.

Nach Stunden erreichen wir die Ennedi-Region, ein Gebirge aus wunderschön erodierten farbigen Felsen. Es zählt zu den am wenigsten bereisten Landschaften der Sahara. Die bizarren Steinformationen sind das Ergebnis steter Arbeit von Wind und Wetter in langen Zeiträumen. Mächtige Pfeiler, Felsbögen und steinerne Pilze sind zu bestaunen. Highlight ist der mehr als 100 Hohe hohe Aloba-Felsbogen.

Inmitten von 150 Metern hoch aufragenden Felsflanken liegt die „Archei“-Schlucht. Hier tummeln sich in den klaren Wassern der riesigen Wasserbecken die letzten saharischen Krokodile. Kamelherden treffen hier ein, um neue Kräfte zu tanken. An den Galerien der Steinzeit, an Überhängen und in Höhlen bewundern wir einmalige Felsmalereien. Schweren Herzens nehmen wir Abschied vom Ennedi, das uns sehr beeindruckt hat. Noch 1000 Kilometer bis N‘Djamena durch die Sahelzone. Hier schließt sich der Kreis.

4500 Kilometer liegen hinter uns, vier abenteuerliche Wochen, die zu den Höhepunkten meiner Afrikareisen zählen, haben ein gutes Ende gefunden.

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