Amokläuferin war Sportschützin

20.9.2010, 12:23 Uhr
Amokläuferin war Sportschützin

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Das St. Elisabethen-Krankenhaus in der Innenstadt von Lörrach ist noch immer abgeriegelt, die Polizei sucht nach Spuren. Teil für Teil wird das Puzzle zusammengesetzt. Am Tag nach dem tödlichen Amoklauf steht die Kleinstadt im Süden Baden- Württembergs, direkt an der Grenze zur Schweiz, unter Schock. Schaulustige versammeln sich am Montag vor der Klinik und dem benachbarten Mehrfamilienhaus. Dort hatte die Frau eine Explosion ausgelöst und ihren früheren Partner und den gemeinsamen kleinen Sohn getötet.

„Wir setzen die Spuren und Erkenntnisse zusammen und versuchen, uns daraus ein Bild zu machen“, sagt Polizei-Einsatzführer Michael Granzow. Fest steht bislang: Die Täterin war eine 41 Jahre alte aus Lörrach stammende Rechtsanwältin. Möglicherweise war ein Sorgerechtsstreit der Auslöser für die Tat. Nach dem Familiendrama stürmte die Frau mit einer Faustfeuerwaffe und einem Messer in der Hand das gegenüberliegende Krankenhaus. Sie ging gezielt zur gynäkologischen Abteilung und tötete einen Pfleger. Zudem verletzte sie zwei Passanten sowie einen Polizisten. „Es waren Zufallsopfer“, sagt Granzow. Nach einer Schießerei im Krankenhausflur erschossen Polizisten die Frau.

Amokläuferin war Sportschützin

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„Es war eine heftige Explosion und eine wilde Schießerei. Ich bin jetzt noch ganz schockiert“, sagt Mohamed Amir, der nahe am Tatort ein Restaurant betreibt. Seine Gäste waren nach den Szenen vor der Tür aus dem Restaurant geflüchtet, Amir hatte die ganze Nacht die Arbeit von Polizei und Rettungskräften beobachtet. Am Tag danach bewirtet er Journalisten und Kameraleute, die aus ganz Deutschland in die Kleinstadt gekommen sind. „Ganz Lörrach steht unter Schock“, sagt die Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm (CDU). Auf der anderen Seite der Polizeiabsperrung macht sich Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) ein Bild der Lage.

Die ersten Polizisten, die in Lörrach nach den Notrufen vor Ort waren, warteten nicht auf das Sondereinsatzkommando, das sich aus dem gut 250 Kilometer entfernten Göppingen auf den Weg machte. Sie stellten die Täterin und griffen zur Waffe. „Durch ihr beherztes Eingreifen haben die eingesetzten Beamten Schlimmeres verhindert“, sagt Rech. „Wäre die Frau weiter bewaffnet in Aktion gewesen, hätte es mit Sicherheit weitere Opfer gegeben.“

Löste ein Sorgerechtsstreit den Amoklauf aus?

Die Klinik versucht unterdessen, zum Alltag überzugehen, trotz der Absperrungen und der hohen Polizeipräsenz. „Wir versuchen, das Geschehene zu verarbeiten“, sagt der Chef der katholischen Klinik, Helmut Schillinger. Dazu gehöre, dass Mitarbeiter und Patienten psychologisch betreut werden und das Sicherheitskonzept überprüft werde.