Zwischen Komik und Tragik

"Verzögerung im Betriebsablauf" und Co.: Das bedeuten Bahn-Ansagen wirklich

Georgios Tsakiridis

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27.7.2023, 12:16 Uhr
Regionalexpress nach München bei der Einfahrt in den Nürnberger Hauptbahnhof, viele Reisende warten am Bahnsteig. (Symbolbild)

© IMAGO Regionalexpress nach München bei der Einfahrt in den Nürnberger Hauptbahnhof, viele Reisende warten am Bahnsteig. (Symbolbild)

Sie sind ebenso gefürchtet wie notwendig, manchmal komisch, manchmal tragisch - und fast immer kryptisch: Durchsagen für Reisende der Deutschen Bahn. Mittels bestimmter Ansagen vermitteln Lokführer oder Zugbegleiter wichtige Informationen an die Fahrgäste. Inhalt ist dabei nicht selten die Aussicht auf eine ungeliebte Verspätung, die aber aus ganz unterschiedlichen Gründen zustande kommen kann. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat die häufigsten Bahn-Codes entschlüsselt.

Der Klassiker: Verzögerungen im Betriebsablauf

Besonders im regionalen Nahverkehr bekommen wartende Fahrgäste oftmals diese Durchsage zu hören. Doch wirklich nachvollziehen lassen sich die Hintergründe nicht. Der Grund: Verzögerungen im Betriebsablauf haben meist keine genaue Ursache. Es sind häufig viele Kleinigkeiten, die sich am Ende summieren. Wenn beispielsweise viele Fahrgäste an einer Station einsteigen, bleibt der Zug länger stehen. Dadurch kann der nächste nicht planmäßig einfahren. Diese Domino-Effekte schaukeln sich hoch und werden von der Deutschen Bahn mit dem Oberbegriff "Verzögerungen im Betriebsablauf" kenntlich gemacht.

Der Zeitfresser: Technische Störung

Wenn diese Durchsage erklingt, schrillen bei allen Reisenden die Verspätungs-Glocken. Doch was genau ist kaputt? Wie lang wird die Reparatur dauern? Leider beantwortet die Ansage oft keine dieser Fragen. Reisende müssen allerdings damit rechnen, dass eine Störung unter Umständen sehr lang andauern kann. Läuft es besonders schlecht, fällt ein Zug komplett aus oder ein Streckenabschnitt ist lahmgelegt. Schuld sind oft Fehlfunktionen an Weichen oder elektrische Signale auf der Strecke, die den Dienst versagen. Sie sind für etwa sieben Prozent der Verspätungsminuten verantwortlich. Einen leicht größeren Anteil – knapp elf Prozent – machen Defekte an Fahrzeugen oder Loks aus.

Achtung Gefahr! Personen im Gleis

Hier herrscht schnell Klarheit: Ob versehentlich oder bewusst – es befinden sich bei diesem Störungsfall eine oder mehrere Personen auf den Gleisen oder in unmittelbarer Nähe. Meist wollen Spaziergänger und andere Verkehrsteilnehmer nur abkürzen, haben sich verlaufen oder suchen den Nervenkitzel eines Selfies neben einem fahrendem Zug. Für die Bahn eine absolute Alarmsituation, denn es herrscht Lebensgefahr. Es können unnötige Verspätungen entstehen, die Fahrt muss im ungünstigsten Fall gestoppt werden. Erst, wenn die Strecke freigegeben ist, kann der Zug weiterrollen.

Der Worst Case: Unfall mit Personenschaden

Der mit Abstand schlimmste Fall für alle Betroffenen. Dieser Begriff ist die Umschreibung für den Schienensuizid. Das kann nicht nur durch den darauffolgenden Notfall- und Polizeieinsatz stundenlange Verspätungen bedeuten, sondern traumatische Folgen für die Beteiligten wie Lokführer und Ersthelfer haben. Hier kann es vorkommen, dass durch den Einsatz sogar mehrere Strecken auf einen Schlag gesperrt werden müssen.

Ferien-Andrang: Hohes Reiseaufkommen

Vor allem an Wochenenden oder in den Ferien kann auf Stammstrecken ein sehr hohes Passagieraufkommen entstehen. Diese Zeiten werden von der Deutschen Bahn allerdings oft auch genutzt, um Wartungs- oder Sanierungsarbeiten an den Gleisen vorzunehmen. Dadurch drohen erhebliche Verspätungen. In dem Fall hilft nur der frühzeitige Blick auf die Anzeigetafeln im Bahnhof oder die Live-Auskunft im Internet. Am besten legen Reisende ihre Fahrt außerhalb dieser Ballungszeiträume - soweit möglich.

Dass Durchsagen aber nicht nur schlechte Nachrichten bedeuten müssen, zeigt der beliebte Twitter-Account @BahnAnsagen, auf dem erheiternde Beispiele aus dem Bahnalltag gesammelt werden, die die Lachmuskeln anregen. Auf jeden Fall einen Blick wert - vielleicht ja bei der nächsten Verspätung.